20.1.15

Fräulein Julie (2014)

Norwegens, Großbritannien, Kanada, USA, Frankreich, Irland 2014 (Miss Julie) Regie: Liv Ullmann mit Jessica Chastain, Colin Farrell, Samantha Morton 129 Min. FSK: ab 12

Es wäre ganz böse zu sagen, Liv Ullmann war mal eine Drama-Queen: Tatsächlich steht die Norwegerin seit den Sechzigern und ihren Filmen mit Ingmar Bergman („Schande", „Persona") für intensivstes Drama und bestes Schauspiel. Nun, nach ihrem letzten Auftritt im Oscar-Kandidat „Zwei Leben" von Georg Maas, wechselte sie wieder hinter die Kamera und nahm auf, wie Jessica Chastain eine ähnliche Bravourleistung hinlegt. Ihre neue Verfilmung von „Fräulein Julie" zeigt die Tragödie von August Strindberg aus dem Jahr 1888 als großes Ausstattungs-Kino mit erlesener Besetzung.

Es ist das Machtspiel zwischen Herrin (Jessica Chastain) und Diener John (Colin Farrell), zwischen Mann und Frau. Doch das Spiel zur Mittsommernacht, das Über die Stränge-Schlagen wird nach dem Beischlaf zur gegenseitigen Zerfleischung. Das ungleiche Gespann treibt sich in den Wahnsinn. Fräulein Julie, die noch eine Schoßhündin umbringen wollte, weil diese mit einem Bastard trächtig war, reizte den Angestellten zu sehr und zergeht danach in Verzweiflung wegen möglicher Folgen. Dazu die zurückhaltenden Leiden von Johns Verlobter Kathleen (Samantha Morton), einer braven Köchin.

Das Kammerspiel vom Theater wird durch Kamera und Montage aus der schwedischen Küche auf die Dienstboten-Etage eines irischen Herrensitzes samt Außenaufnahmen ausgeweitet. (Den Dreh in NRW-Studios zu holen, gelang letztlich doch nicht.) Doch die Konfrontation bleibt intensiv und konzentriert. Leider hat Ullmann alles sehr konventionell inszeniert. Die dramatischen Figuren werden von Colin Farrell pflichtschuldig gut und von Jessica Chastain gewohnt eindrucksvoll gespielt. Samantha Morton gibt die selbstverleugnende Köchin mit starker Präsenz. Ein einziges eindrucksvolles Kino-Bild ist erst das letzte. Zwischendurch schreckt nur mal eine gewagte Untersicht auf, sonst ist „Fräulein Julie" sehr zurückgehaltenes Kino.