7.10.14

The Salvation

Dänemark, Großbritannien 2014 Regie: Kristian Levring mit Mads Mikkelsen, Eva Green, Eric Cantona, Jeffrey Dean Morgan, Mikael Persbrandt 93 Min. FSK: ab 16

30 Jahre nachdem Lars von Trier in Cannes mit „The Element of Crime" eine neue dänische Filmwelle anschob, nach all den Dogma-Filmen und ganz unterschiedlichen Meisterwerken auf TV und Leinwand, scheinen die wilden Film-Wikinger im Mainstream angekommen zu sein: „The Salvation" ist ein eindrucksvoller, aber bis auf die faszinierende Bildtönung sehr konventioneller Western mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle.

Nord-Amerika um 1870. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten spielt wieder einmal das Lied vom Tod für Einwanderer aus Europa. Ganz wie bei Sergio Leones Klassiker fährt die Kamera über den Torbogen in eine Stadt, die schon viele Hoffnungen und Hoffende begraben hat. Der frühere Soldat Jon (Mads Mikkelsen) hat nach der Niederlage im deutsch-dänischen Krieg 1864 den alten Kontinent verlassen und im Weste(r)n als Siedler Fuß gefasst. Doch - hier lässt der Film das Elegische von Leones „Once upon a time in the West" vermissen - kaum sind seine Frau Marie (Nanna Øland Fabricius, eine als „Oh Land" bekannte dänische Sängerin und Tänzerin) und sein Sohn angekommen, werden die beiden brutal ermordet. Nachdem dieses dem Film scheinbar lästige Vorgeplänkel mit dem Schrecken der Gewalt gegen Unschuldige eindringlich, aber rasch abgehandelt ist, begeben sich Jon und sein Bruder Peter (Mikael Persbrandt) auf den Pfad der gründlichen Rache. Nicht immer überlegen, nicht dauernd clever, aber beharrlich und ohne Rücksicht auf Verluste.

Und damit der Film auf eine schön ausgemergelte Westernwellenlänge kommt, erwischt Jon, als er den Mörder und Vergewaltiger umbringt, ausgerechnet den kleinen Bastard-Bruder des mächtigen und berüchtigten Bandenanführers Delarue (Jeffrey Dean Morgan), der die ganze Gegend beherrscht und terrorisiert. Die Bevölkerung von Jons neuem Heimatort steckt mit Delarue unter einer Decke oder versteckt sich sicherheitshalber schnell. Muster der Feigheit ist der korrupte Bürgermeister Keane (Jonathan Pryce). Unerwartete Unterstützung erhält Jon ausgerechnet von der Witwe des Unholdes - der stolzen Gangsterbraut Madelaine (Eva Green). Die Indianer schnitten ihr die Zunge aus dem Mund und markierten sie mit einer großen Narbe im Gesicht.

Mads Mikkelsen, DAS Aushängeschild des dänischen Films, beweist nach seinem Auftritt als „Michael Kohlhaas" auch in „The Salvation", dass er zu Pferde verdammt gut aussieht. In „The Salvation" des dänischen Regisseurs Kristian Levring und des exzellenten Autors Anders Thomas Jensen („Adams Äpfel", „Love is all you need", „In einer besseren Welt") spielt er einen Auswanderer, der Rache an den Terror-Herrschern eines Western-Dorfes nimmt. Das ist ein Schützenfest auf hohem ästhetischen Niveau. Originell dabei der deutliche Hinweis auf heutige Kriegsgründe im Finale: Hier fließt Blut für Öl, während Ölfarben für apokalyptische Nächte in der Savanne und Tilt-Shift-Unschärfen das Geschehen in so noch nicht gesehenes Licht tauchen.

Eva Green spielt eindrucksvoll und wortlos die gnadenlose Geschändete Madelaine. Ex-Fußballstar Eric Cantona kann seine unverwechselbare Physiognomie in die Kamera halten und darf diesmal mit der Knarre direkt draufhalten. Ein keineswegs fleckenloses, aber doch durch viel Danish Dynamite reizvolles Westernvergnügen.