15.10.14

Der Richter: Recht oder Ehre

USA 2014 (The Judge) Regie: David Dobkin mit Robert Downey jr., Robert Duvall, Vera Farmiga, Vincent D'Onofrio, Billy Bob Thornton 141 Min. FSK: ab 6

Einspruch, euer Ehren! Viel zu übertriebene Argumente! Der aktuelle Film-Sherlock Holmes und „Iron Man" Robert Downey jr. produziert sich in „Der Richter" erstmals selbst, Ehefrau Susan ist Chefin der gemeinsamen Produktionsfirma Team Downey. Dadurch schlägt die gute Geschichte um Familien- und Rechtsfragen immer wieder über ästhetische und dramaturgische Stränge. Das Finale bietet so unfreiwillige Parodie und emotionalen Höhepunkt gleichzeitig.

Ja, diese Gespräche von Anwälten auf dem Männer-Klo des Gerichts kennen wir seit Al Pacino dort als Anwalt des Teufels auftrat. Hank Palmer (Robert Downey jr.), erfolgreicher und arroganter Star-Anwalt für Reiche und Schuldige, gibt am Pissoir gar den alten Wolf Nicholson, um zu zeigen, wessen Revier das hier ist. Als der Tod der geliebten Mutter Hank nach Jahrzehnten in die verhasste Kleinstadt zurückruft, ist der Empfang des Vaters (Robert Duvall), des alten lokalen Richters, wie erwartet herzlos. Doch der so strenge und über alle Maßen gerechte Senior überfährt in der Nacht nach dem Begräbnis einen Mörder, den er mehrfach verurteilte. Nun ist der raffinierte Rechtsverdreher Hank gefordert, doch der Alte will keine Freiheit, sondern Gerechtigkeit. Selbst wenn er sich nicht mehr erinnern kann, was in eigentlich geschah.

Robert Downey jr. zeigt volle Kanne, was er kann: Sein schmieriger, selbstverliebter Anwalt ist tatsächlich kein netter Typ und dann ein liebevoller Sohn für den pflegebedürftigen, nicht mehr so grimmigen Vater. All das und mehr gleichzeitig, wie auch die alte Liebe Sam verzweifelt feststellt. Doch das „mehr" und zur Sicherheit „noch mehr" des Films ist eigentlich eine Beleidigung für Downeys Können. Dazu ein Overkill an Geigen, damit der Tränenfluss auch ja in die Gänge kommt, dauernd fällt weiches Licht durch irgendwelche Fenster und die Kamera nutzt jede Gelegenheit, sich groß aufzuschwingen.

Dass das Schauspiel der doppelten Roberts - Downey jr. und Duvall - trotzdem und trotz Überlänge packt, ist vor allem dem guten, dichten Buch zu verdanken. Da gibt es als Perlen einen Homo Faber-Moment mit der Tochter der Ex, den kleinen, behinderten Bruder mit seiner Sammlung von Familienfilmen und vor allem das Finale zwischen den beiden juristischen Dickköpfen. Es fällt szenenweise schwer, nicht auf diesen Film reinzufallen. Doch überzogen ist er auch, da muss jeder Richter und Kritiker Einspruch einlegen.