15.4.14

Soundbreaker

Finnland 2012 Regie: Kimmo Koskela 89 Min. FSK: ab 0

Das Akkordeon ist ein Instrument für Idioten, die es spielen, um den Eltern zu gefallen. So provokativ äußert sich Kimmo Pohjonen, Jahrgang 1963, geboren und aufgewachsen in einem finnischen Dorf und einer der profiliertesten Avantgardemusiker der Gegenwart. Er habe sich für das Instrument die ersten zwanzig Jahre geschämt, befreit es jetzt aber mit genialer Kreativität und Erfindungsreichtum aus seinem Dornröschenschlaf zu befreien. Er nimmt sein akustisches Knopfakkordeon auseinander, baut Mikrofone und elektronische Effektgeräte ein, verkabelt jede Taste und steuert das ganze über ein Fußpedal, von der Funktion her ähnlich dem Pedal der Kirchenorgel. So ist er in der Lage, ein und dasselbe Instrument gleichzeitig akustisch und elektronisch zu spielen. Was er international zum Beispiel mit den im Film zitierten King Crimson und dem Kronos Quartet macht.


Während sich die unkonventionelle Persönlichkeit Kimmo Pohjonen in faszinierenden Gedanken und Selbstbeschreibungen zwar konventionell auffächert, sorgen Zwischenspiele und hier mal nicht nur dekorative Übergänge für eine kongeniale Abrundung des immer leicht schräg unterhaltsamen Films. Die tausendfach gesehene Fahrt des Protagonisten mit seinem Lieblingsgefährt (hier: alter Mercedes) durch eine entsprechende eindrucksvolle Landschaft erfährt in Kimmo Koskelas Film Sekunden später seine Pointe durch ein komisches Seniorengefährt in Gegenrichtung. Obwohl mit Lederklamotten eher als Urban Native angezogen und nur von einem Mini-Irokesen bedeckt, scheint hier ein real-verkörperter Erbe der Leningrad Cowboys aufzutreten.

So witzig und packend die Aufnahme-Szenen und -Klänge einer Bauernhof-Komposition sind, vor allem das wilde, expressive Akkordeon-Spiel von Kimmo Pohjonen macht ungeheuer Eindruck. Dazu kommen kunstvoll inszenierte Szenen, die zusammen mit der Innovationskraft des Musikers an die Fred Frith-Doku „Step Across the Border" (1990) von Nicolas Humbert und Werner Penzel erinnern. Diesmal sehen wir wie Kimmo Pohjonen scheinbar im Wasser unter einer Eisdecke spielt oder oben auf dem Eis mit einem Balg und dessen erstaunlichem Eigenleben herumtollt. „Soundbreaker" bricht mit den Erwartungen an ein traditionelles Instrument und an übliche Musiker-Dokus.