28.10.13

Die Nonne

Frankreich, BRD, Belgien 2013 (La religieuse) Regie: Guillaume Nicloux mit Pauline Etienne, Isabelle Huppert, Martina Gedeck, Louise Bourgoin, Françoise Lebrun 107 Min. FSK: ab 12

Frankreich 1765. Das bürgerliche, kluge Mädchen Suzanne Simonin (Pauline Etienne) wird aus Geldmangel - die Schwester heiratet teuer - ins Kloster gedrängt. Ausgerechnet bei ihrer Weigerung kurz vor dem Gelübde beruft sie sich auf Gott, was als arrogant gegeißelt wird. Zurück zu Hause bei der herzlosen Mutter (Martina Gedeck kann Französisch) erfahren wir, woher die vordergründige Kälte kommt: Suzanne kam unehelich zur Welt und soll für die Schuld der Mutter sühnen. Widerwillig beugt sich das Mädchen seinem Schicksal. Doch auch hinter Klostermauern bleibt Suzannes Hunger nach Freiheit und Selbstbestimmung ungebändigt. Mit Mobbing, Hungerstrafen, seelischer wie körperlicher Folter will die sadistische Oberin Christine (Louise Bourgoin) sie brechen. Nach einem melodramatischen Martyrium wird Suzanne in ein anderes Kloster verlegt. Doch empfängt sie die überwältigende aber auch neurotische Zuneigung der lesbischen Mutter Oberin Sainte Eutrope (Isabelle Huppert) …

„Die Nonne" von Regisseur Guillaume Nicloux („Eine ganz private Affäre") basiert auf dem 1796 posthum erschienenen Roman „La religieuse" von Denis Diderot, einem Klassiker der französischen Aufklärung. Also kein Kitsch-Roman, auch wenn die prominent mit Gedeck und Huppert besetzten Randfiguren die Geschichte öfters ins Lächerliche abgleiten lassen. Ausgerechnet die junge Schauspielerin Pauline Etienne hält aber den moralischen Ernst ihrer Figur und des Stoffes aufrecht. „Die Welt braucht Menschen wie sie", heißt es. Das Kino kann auch solche Talente ganz gut gebrauchen, wenn du Mutterschiffe zweier Kinonationen auf Autopilot voll gegen die Wand aktieren.