9.9.12

Venedig 2012 Der beste ... Kompromiss

Mit Jurys ist es wie mit der Demokratie: Jeder regt sich drüber auf; was rauskommt, ist meist suboptimal. Als in Venedig der Wettbewerb längst gelaufen war und sich am Flughafen rundsprach, dass die Jury immer noch diskutierte, war klar: Es wird wieder einen Kompromiss geben. Diesmal jedoch nicht ganz so schlimm, denn der Wettbewerrb „Venezia 69" bot bis auf ganz wenige Ausnahmen eine überdurchschnittliche Qualität. Fast jeder der außerordentlichen Beiträge verdiente Beachtung und Auszeichnung. Also auch die moderne „Pietà" des Südkoreaners Kim Ki-duk, dem man es besonders gönnt, weil er nach Jahren schwerer Depression nun wieder Filme macht. Die echten Spitzenleistungen jedoch fielen bei der Jurysitzung unter den Tisch: „Spring Breakers" von Harmony Korine, der dynamischste, jüngste Film. Das in jeder Faser meisterliche, brillante philippinische Liebesdrama „Thy Womb" von Brillante Mendoza. Oder der wunderbare, „kleine" Terrence Malick „To the Wonder". Doch man hätte es sich ausrechnen können: Bei 18 Startern im Wettbewerb geht alles glatt auf, wenn der 18. Film gewinnt. Und der Vorspann von „Pietà" erwähnte es noch einmal - es ist der 18. Film des Südkoreaners Kim Ki-duk. Mit Jurys ist es wie mit der Demokratie. Sie sind Gleichmacher - im Guten wie im Schlechten. Für die Demokratie sah schon Churchill keine Alternative, beim Film gibt es die Volksabstimmung im Kino. Man kann sich die Titel von „Venezia 69" merken und in den nächsten Monaten selbst entscheiden.