14.5.12

Lachsfischen im Jemen

Großbritannien, 2011 (Salmon Fishing in the Yemen) Regie: Lasse Hallström mit Ewan McGregor, Emily Blunt, Amr Waked, Kristin Scott Thomas, Tom Mison 108 Min. FSK ab 6

Herrlich, wie dieser verstaubte britische Beamte Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor im Tweed) seine Zeit im Büro absitzt und den perfekten Angelwurf übt. Er sitzt ja auch im Landwirtschafts-Ministerium seine Zeit ab. Und in einer weder besonders leidenschaftlichen, noch freuvollen Ehe. Ausgerechnet den muss die flotte Harriet (Emily Blunt), die gerade von einem stürmischen Soldaten erobert wurde, für ihren reichen, arabischen Auftraggeber überzeugen, Lachse im Jemen anzusiedeln. Denn dieser Scheich (Amr Waked) hat mal eine andere Vision: Keine Formel 1-Strecke, keine Palmen-Insel, nein, ein Strom voller Lachse soll durch die Wüste fließen. Der Scheich angelt gerne, nicht nur auf seinem schottischen Schloss. Da auch die britische Außenpolitik gerade ein weiteres Desaster in Afghanistan erlebt, entdeckt die Presse-Chefin des Premierministers (Kristin Scott Thomas) die völlig bescheuerte Fisch-Umsiedlung als „positives Projekt britisch-arabischer Zusammenarbeit" und schmeißt ihm auch ein paar Millionen hinterher...

So schön bescheuert wie die ganze Aktion hat Drehbuchautor Simon Beaufoy („127 Hours", „Slumdog Millionär") die Figuren und die Dialoge geschrieben, die dies alles ironisieren. Vor allem Kristin Scott Thomas ist als Presse-Tusse Patricia Maxwell so gnadenlos zynisch und herrisch, dass man wünscht, es sei ihr Film. Aber, man möchte einen von Patricias deftigen Flüchen ablassen, dieses filmische Fischen im Erfolgsbuch vom ehemaligen Ingenieur Paul Torday, wird als romantische Komödie verkauft und erreicht auf diesem Terrain die Trockenheit der immer mal wieder schön gefilmten jemenitischen Lokalitäten. Wie der nerdige Sonderling Alfred und die lebensfrohe Harriet zusammenkommen, kann man höchstens mit der Liebe für ein gemeinsames Projekt erklären, dem der Scheich trotz einiger Reden und weiser Sprüche (während er bis zum Bauch im Wasser steht und angelt) keinen tieferen Sinn abgewinnen kann. Hier, vor den geplanten Traumkulissen, versandet nicht nur der spöttische Schwung der Geschichte, es wird sogar ärgerlich, wenn dem Märchenscheich eine unfassbar naive Revolte entgegengesetzt wird. Dieses Buch entstand weit vor der Arabellion!

Lachse schwimmen gegen den Strom. Lasse schwimmt immer mit dem Main- und dem Hallström. So kann man die Erkenntnis in einen Satz verkalauern, dass der sehr talentierte schwedische Regie-Veteran („ABBA - The Movie") immer wieder Bestseller auf ansehnliche Kinoerfolge eindampft. Sei es „Schiffsmeldungen" (2001), „Chocolat" (2000) oder Ivings „Gottes Werk & Teufels Beitrag" (1999) - immer denkt man, so banal kann doch das Buch nicht gewesen sein. „Das Feld der Träume" will auf diesem Wüstenboden nicht angehen. Der kleine melodramatische Ausflug in Richtung Nicolas Sparks, als Harriets Soldat vermisst wird, vermittelt zu wenig echtes Gefühl. Abba, verzeihung: Aber wenn nur die Chemie funktioniert hätte, dann würde man alles andere tolerieren. Doch Ewan ist nur niedlich und während man Harriet nicht wünscht, als zweite Ehefrau an dieser Seite zu versauern, weiß man, seit „Young Victoria" (2009) und „Sunshine Cleaning" (2008), dass auch Emily Blunt mehr kann. So will man dauernd zurückschalten, zu Alfreds Chef Bernhard, der verzweifelt versucht, 10.000 Lachse von fanatischen schottischen Anglern loszueisen. Und zur Medien-Zicke Patricia, die selber auch entschieden hätte, alle anderen ertrinken zu lassen, damit es ihr Film wird.