28.8.08

Venedig - Heiße Erotik im kühlen Petzold

Venedig. Ein neues Kino wird gesucht - wie immer bei Festivals, wartet man auf Werke, die alles auf den Kopf stellen und Bauwerke, die lange Bestand haben. Venedig legte gestern offiziell den Grundstein für einen neuen Festivalpalast, der 2010 zur Verfügung stehen und das arg in die Jahre gekommene aktuelle Ensemble ersetzen soll. Der künstlerische Direktor des Festivals Marco Müller kümmerte sich mit italienischer Politprominenz persönlich drum. Den Grundstein für ein gutes Festival legte er vorher mit gleich zehn Langfilmerstlingen in den Hauptprogrammen. Mit der Formulierung "viele alte Bekannte" vergisst man leicht, dass gerade Marco Müller in Locarno und Venedig das asiatische Kino und auch das aus dem Iran großartig gefördert hat. Und einen jungen deutschen Filmemacher, der 2000 mit "Die innere Sicherheit" in Venedig war. Nun zeigte Christian Petzold mit "Jerichow" seinen neuen Film, der tatsächlich anders als erwartet daher kommt.

 

Anfangs könnte alles wie in "Yella" wieder ein Traum sein: Thomas (Benno Fürmann) wird von einem ehemaligen Freund, der seine Schulden eintreibt, niedergeschlagen. Ein roter Zug fährt im Hintergrund durchs Bild, ein Reh verstärkt den surrealen Eindruck. Doch dann geht es zur Sache: Thomas hilft dem türkischen Imbissbuden-Besitzer Ali (Hilmi Sözer), seine 45 Läden am Laufen zu halten. Der erste Blick des ehemaligen Soldaten auf Laura (Nina Hoss) fällt auch ihrem eifersüchtigen Ehemann Ali auf. Trotzdem fordert der die beiden zu einem engen Tanz auf - ein Spiel mit dem Feuer am Meer, das dramatische Folgen hat.

 

Wie immer bei Petzold fasziniert die genaue Beobachtung - des Films und der Figuren. Manche bezeichnen das als kalt. Doch während Thomas und Laura eine heiße erotische Spannung in das Dreieck bringen, er bald seine Bisswunden verstecken muss, ist vor allem die Ökonomie der Gefühle kalt und berechnend. Laura hat 140.000 Schulden und Ali kaufte sie auf. Die Frage lautet nicht nur "Geld oder Liebe?" Sie lautet vor allem "Wer ist noch ehrlich?" Petzolds filmische Antwort macht nicht fröhlich, doch sie packt von Anfang an und erhielt freundlichen Applaus in der ersten Vorstellung. Für die Kenner des deutschen Films, war es reizvoll, Nina Hoss noch einmal anders, nämlich verlebter, zu sehen. Und eine Sensation, Benno Fürmann derart gut zu erleben. Auch das ein Verdienst von Petzold, dass er so viel aus dem schwachen Darsteller rausholt.

 

Der zweite Wettbewerbsstart zeigte einen alten Bekannten aus Japan: Takeshi Kitano, der mit "Hanabi" 1997 den Goldenen Löwen gewann und sich schon in seinen letzten beiden Filmen wenig geliebt mit seiner Rolle als Künstler beschäftigte, schließt dieses Kapitel nun sehr versöhnlich und liebenswert mit "Achilles und die Schildkröte" ab. Der Kino- und Fernsehstar ("Takeshi's Castle") erzählt die Biografie des Malers Mashisu, der als Kind alles für die Malerei vergisst. Später, nach persönlichen Schicksalsschlägen, vergisst Mashisu bei den Versuchen marktkompatibel zu sein, die Freude am Malen. Kitano, der nach einem schweren Motorradunfall zur Malerei kam, findet nach bewegendem Anfang und alberner Fortsetzung ein liebenswertes und versöhnliches Ende. Im Schlussbild geht der gescheiterte und geschundene Künstler mit seiner großen Liebe nach Hause. Einfach schön - weil halt nicht so klar gesehen wie Petzold.

27.8.08

Venedig - Können die Coens Komödien?

  

Venedig. Filmfestivals, vor allem die anspruchsvollen, sind nicht witzig! Sie blicken auf das Elend unserer Erde, sie stellen Sinnfragen, aber sie sind selten komisch. Da erfreute Venedig bei seiner 65. Ausgabe direkt zur Eröffnung mit einer Komödie. Und zahllosen Stars, die man so seltsam selten gesehen hat. Wie sich Clooney und Co. zum Affen machen, ist der größte Spaß bei „Burn after Reading". Die Coen-Komödie bestimmte den ersten Tag in Venedig – so weit, dass selbst in den Vorführung anderer Filme der Fan-Lärm um die umjubelten „Burn"-Stars zu hören war.

 

Coens können keine Komödien! Dieser Ausspruch mag verwegen klingen, hatte man doch ziemlich viel Spaß bei der originellen Mörderei und den Schlachtfesten von „Fargo" und anderen Gangsterfilmen. Und das Filmemachen beherrschen die Brüder aus den USA ganz hervorragend, wie sie mit ihrem letzten Meisterwerk, dem Oscar-Absahner „No Country for Old Men", eindringlich bewiesen. Aber Komödien? Nach der ersten Vorführung von Venedigs Eröffnungsfilm „Burn after reading", der lange nur verhaltene Lacher erntete, muss man Bedenken anmelden.

 

Sie können komische Typen. In „Burn after reading" sind eigentlich alle Figuren ein Witz. Was besonders gut bei Stars wie George Clooney und Brad Pitt wirkt. Letzterer gibt den Fitness-Studio-Hampelmann Chat, der Bildung, Erziehung und Rollenvorbilder komplett aus irgendwelchen Übungsleiter-Videos gewonnen hat. Seine affige Frisur konkurriert mit den Bubi-haften Klamotten und die Aerobic-Gestik übertrifft alles. Chats Versuch, mit einer CD voller vertraulicher Daten, den Ex-CIA-Mitarbeiter Cox zu erpressen, muss kläglich scheitern. Wie alle Gangster in Coen-Filmen verhält er sich dämlicher als es die Polizei erlaubt. Doch auch Cox ist eine Glanznummer aus dem Schauspielfach Karikatur. John Malkovich zeigt als kahlköpfiger Choleriker wieder eine neue Facette seines Könnens. Frustriert von der Ignoranz seiner Umgebung kündigt Cox, worauf seine herrische Frau (Tilda Swinton) über Scheidung nachdenkt und nicht nur die Finanzdaten vom heimischen Computer kopiert, sondern auch die Anfänge einer Biografie des CIA-Mannes. Dass die Daten auf CD ab jetzt die Runde machen, jeder mit jedem ins Bett geht, und nicht nur der unter Verfolgungswahn leidende Harry Pfarrer (Clooney) dauernd einen Beobachter in der Nähe hat, gehört zu den Details einer Handlung, die munter vor sich hin purzelt. Den besten Kommentar liefert ein CIA-Boss, der anfangs meinte „Einfach laufen lassen". Am Ende lautet die Moral: Was haben wir daraus gelernt? Wir sollten das nicht noch mal machen! Was auch immer es war.

 

Vielleicht war es keine Komödie? Denn selten sah man so viele traurige Figuren tragisch an ihren lächerlichen Lebensentwürfen scheitern. Diese Pläne, seien es Schönheitsoperationen, Wohlstand, Fitness oder sexuelle Erfüllung sollte man vielleicht verbrennen und die Biographie entspannt von Leben selber schreiben lassen.

 

Doch so schlimm war es gar nicht, im Gegenteil recht unterhaltsam. Doch wenn die Coens keine Komödien machen, sind sie noch besser und oft auch komischer. So vernimmt man in Venedig mit gemischten Gefühlen, dass „Burn" der Abschluss einer Idioten-Trilogie mit George Clooney war, die Brüder aber durch aus auch ein Trippel der Dämlichkeit mit Brad Pitt vorstellen könnten. Zum Glück laufen vorher noch ein paar andere Filme in Venedig, wo heute der Wettbewerb mit Christian Petzolds „Jerichow" richtig beginnt.

 

26.8.08

Jesus Christus Erlöser


BRD 2008 Regie: Peter Geyer mit Klaus Kinski  84 Min.

"Halt's Maul und folge mir nach!" Das Kinski-Evangelium mag ungewöhnlich sein, doch dieser Kraftausdruck des jähzornigen Schauspielers war schon der chaotischen Atmosphäre und der aggressiven Stimmung eines einmaligen Live-Auftritts geschuldet sein: Am 20. November 1971 versucht Klaus Kinski die „erregendste Geschichte der Menschheit" erzählen – das Leben von Jesus Christus, das er aus seiner Sicht aufbereitet hat. Doch die 68-er sind immer noch im Publikum, Kinski hat seinen Ruf und so ist es ein Drama, das wütend und traurig macht, wie der durchaus ernsthafte Schauspieler und Erzähler seinen spannenden Text einfach nicht fortführen kann. Immer wieder setzt er an, dass man Jesus unter den Ausgegrenzten, den Huren, den Arbeitslosen suchen solle, doch Kinski wird durch Zwischenrufe unterbrochen. Von Linken, deren Bretter vor dem Kopf erschreckend dick sind. Dies ist eine Entdeckung der äußerst spannenden Dokumentation, die von Peter Geyer  zusammengeschnitten wurde: Die Helden der 68er, die den Muff von 1000 Jahren wegwischen wollten, sind auch ziemlich bornierte Spießer.

Und dann aber doch Kinski, der Wahnsinnige! Immer wieder verlässt er die Bühne, schreit, geifert, diskutiert und lässt Leute rausschmeißen. Am Ende dieses eindrucksvollen Dokuments darf Kunst auch dies sagen: "Halt's Maul und folge mir nach!"

25.8.08

Venedig 2008 Eröffnung mit George Clooney


Venedig. "Burn after reading" lautet der Titel des Eröffnungsfilms der Filmfestspiele von Venedig (27.8.-6.9.2008), die am Mittwochabend auf dem Lido beginnen. "Burn after reading" bedeutet "Nach dem Lesen verbrennen", was Sie mit diesen Zeilen nicht zu machen brauchen, auch wenn eine solche Vorschau schnell seinen Wert verliert, sobald die ersten der über 100 Langspielfilme das Licht des Projektors erblickt haben. Denn unter ihnen sind gleich 49 Welturaufführungen. Bevor man also etwas über die Qualität der Filme weiß, wird abgewogen, wer kommt und wer weg bleibt.

Kommen wollen in erster Reihe aus den USA, die mit 10 Filmen hinter Italien zweitstärkstes Produktionsland sind, die Schauspieler Brad Pitt, Anne Hathaway, Charlize Theron, Marisa Tomei, Ralph Fiennes sowie die Regisseure Joel und Ethan Coen. Aber vor allem kommt George Clooney! Für Clooney ist Venedig ein Katzensprung oder ein Helikopter-Flug von seinem nord-italienischen Sommersitz am Comer See entfernt. So fliegt George so gut wie sicher wieder auf den Lido, wo er im letzten Jahr als Anwalt "Michael Clayton" glänzte. Diesmal spielt er mit Brad Pitt, seinem Kumpel aus "Ocean's 11", in "Burn After Reading", dem neuesten Film der Coen-Brüder ("Fargo", "No Country for Old Men"). "Burn After Reading" eröffnet das älteste Filmfestival außer Konkurrenz und bringt auch noch John Malkovich und Frances McDormand in die Lagunen-Stadt. Malkovich spielt einen Ex-Spion, der seine Memoiren im Fitnessclub vergisst. Zwei Trainer (Brad Pitt, Frances McDormand) finden sie und wollen die brisanten Erinnerungen zu Geld machen. George Clooney gibt in der überdrehten Agenten-Geschichte einen verliebten Regierungsbeamten.

Nicht da sein wird der griechische Regisseur Theo Angelopoulos mit dem zweiten Teil seiner Trilogie zur Geschichte der Griechen in aller Welt. Das Festival wollte ihm nicht seinen Wunschtermin für die Vorführung garantieren. Einige Stars entschieden sich in diesem Jahr für Toronto, das am 4. September sein Festival beginnt.

Im Wettbewerb um die Goldenen Löwen, an dem 21 Filme teilnehmen, blickt die deutsche Kulturnation vor allem auf den einzige rein deutsch produzierten Starter, "Jerichow" von Christian Petzold ("Yella"). "Jerichow" hat mit Nina Hoss und Benno Führmann in den Hauptrollen die gleiche Besetzung wie schon der Petzolds Fernsehfilm "Wolfsburg" aus dem Jahr 2003. Nun ist Petzold mit seinen kühlen Kopffilmen nicht unbedingt ein Kassenknaller, aber vielleicht kann der Prophet ja über den Umweg Venedig breitere Aufmerksamkeit erlangen. Drei Figuren verstricken sich im Dorf Jerichow immer tiefer in ihre Leidenschaften, Wünsche, Abhängigkeiten und Geheimnisse, bis das, was sie voneinander wollen, nur noch um den Preis des Verrats möglich scheint. "Obsessione" und "Wenn der Postmann zweimal klingelt" sollen hier thematisch anklingen.

Weiterhin startet "Rachel Getting Married", ein Familiendrama von Jonathan Demme ("Das Schweigen der Lämmer"). In "The Wrestler" spielt Mickey Rourke unter der Regie von Darren Aronofsky einen Ringer. Kathryn Bigelow inszenierte den Irak-Kriegsfilm "Hurt Locker" mit Ralph Fiennes. Der Deutsche Werner Schroeter zeigt "Nuit de chien / Diese Nacht", eine Koproduktion mit Frankreich und Portugal. Zwei weitere deutsche Koproduktionen sind bei der Löwenjagd dabei, die am 6. September mit der Preisverleihung endet.

Schon am Dienstagabend feiert die "Mostra", wie das Filmfestival offiziell heißt, eine Vor-Premiere in Venedig bei der Open Air-Vorstellung des Ermanno Olmi-Films "La leggenda del santo bevitore", nach Roths "Legende vom heiligen Trinker", auf dem Campo San Polo. Danach verabschieden sich die Filmfestspiele von Venedig größtenteils aus Venedig und finden auf dem der Lagune vorgelagerten Lido statt. Man will sich ja nicht durch zu viel touristische Attraktion von den Filmen ablenken lassen. Der etwas in die Jahre gekommene Festivalpalast wurde dort in diesem Jahr mit einer vom Kameramann Dante Ferretti ("The Aviator", "Sweeney Todd") gestalteten Fassade verkleidet. Nachdem an gleicher Stelle vor dem Roten Teppich 2007 graphisch eine Bombe einschlug, setzen nun drei große geflügelte Löwen zur Landung an. Zu hoffen ist, dass die Wappen der Stadt und des Festivals auch mal beschwingt abheben und zu filmischen Höhenflügen starten.

Mensch, Dave!


USA 2008 (Meet Dave) Regie: Brian Robbins mit Eddie Murphy, Gabrielle Union, Ed Helms, , Austyn Lind Myers 91 Min. FSK: ab 6

Es ist eine Routine, wie sie wohl auf allen Komödianten-Schulen zum Pflichtprogramm gehört: Der wahnsinnig komische Schauspieler stakst furchtbar ungelenk über den Bürgersteig, erschreckt bestaunt von den ausweichenden Bürgern. So machte es Steve Martin als der „Mann mit zwei Gehirnen“. Oder Jim Carrey als „Dummschätzer“ mit einer guten und einer Anwalts-Seite. Oder postmodern auf die Spitze getrieben in den Silly Walks der Monty Pythons. Und nun also auch noch mal von Eddie Murphy, einst komischer Komiker, sogar bissiger Stand Up-Comedian in „Saturday Night Live“. Aber wir müssen ja alle unseren Swimming Pool finanzieren, deshalb verstehen wir, dass Eddie noch so eine seichte, dümmliche Komödie hinlegt. Als außerirdisches Raumschiff stakst er also ungelenk durch New York, wobei in der Schaltzentrale - wie witzig - ein winziger Murphy zusammen mit seiner Besatzung das Kommando hat. Das Ganze läuft im inneren Schaltwerk ab wie der uralte Otto-Sketch „Großhirn an Kleinhirn“.

Außen sucht das Raumschiff in Menschengestalt, das sich nach Überwindung erster Sprechprobleme Dave Ming Chang nennt, nach einem kleinen Meteor, der das Salz aus den Weltmeeren saugen und so das Überleben des Heimatplaneten retten soll. Behilflich sind Dave dabei der junge Josh mit seiner alleinerziehenden Mutter Gina Morrison (Elizabeth Banks). Parallel zur Annäherung des maskulinen Raumschiffs an Gina lernen dessen Insassen schnell und halbwegs komisch von den Menschen. In der Schaltzentrale funkt es zwischen Kapitän und seinem weiblichen Offizier.

Das UFO-Team lässt sich von Google soufflieren und hat seine anthroposophischen Kenntnisse aus Spielfilmen wie „What a wonderful life“ oder der TV-Serie „Paradise Island“. Auch der Film „Mensch, Dave!“ bedient sich aus der Retorte der Filmgeschichte, recycelt mühsam Gags, lahm und langsam aufgebaut. In der Abteilung Fäkalhumor darf Dave tatsächlich „Geld scheißen“, urkomisch soll sein, wie er die Nase als Bleistift-Spitzer benutzt. Die Gag-Schreiber landen nur wenige Treffer, etwa wenn Dave ungerührt Achterbahn fährt, während es die kleinen Aliens in seinem Kopf heftigst in die Ecken schmeißt. Dazu gibt es eine kleine Episode von „Honey, ich hab die Hauptdarsteller geschrumpft“ und - ebenso unoriginell - eine Bee Gees-Parodie. Während die Dave-Brücke völlig unparodiert Enterprise zitiert, dachte man schon beim anfänglichen Staksen an den ungemein bösartigen Alien aus „Men in Black“, die Science Fiction-Komödie, bei der alles funktioniert, was hier gemäß Murphys Gesetz schief geht.

Auch das Drehbuch liefert eine Bruchlandung: Die Aliens erkennen schließlich das Gute im Menschen - ohne dass daran jemals gezweifelt wurde! Und während man lachen soll, weil die kleinen Kerle die großen Menschen imitieren, gab sich das Drehbuch kaum Mühe, sie vorher andersartig zu gestalten. Vielleicht sollte „Pluto Nash“ doch nicht der einzige galaktische Flop für Eddie Murphy gewesen sein.

Grace is Gone


USA 2007 (Grace is Gone) Regie und Buch: James C. Strouse mit John Cusack, Shélan O'Keefe, Gracie Bednarczyk, Alessandro Nivola 85 Min.

Stanley Philipps ist amerikanischer Patriot. Er wollte unbedingt selbst Soldat werden, lernte seine Frau Grace bei der Ausbildung kennen, wurde aber wegen schwacher Augen ausgemustert. Seine Frau ging in den Irak - angeblich um für Meinungsfreiheit zu kämpfen. Die Meinungsfreiheit, die der autoritäre Stanley seinen beiden kleinen Töchtern nicht unbedingt zugesteht. Bei Tisch herrscht fast Befehlston. Mehr schlecht als recht kümmert sich der strenge Filialleiter um seine Kinder, während Grace im Irak kämpft. Als ihn die Nachricht vom Tod seiner Frau erreicht, erstart der schon vorher unter einer schweren Last gebeugte Mann in seinem Schmerz.

Nicht in der Lage, den Töchtern die schreckliche Wahrheit zu erzählen, bricht er spontan auf, um „etwas Tolles zu machen“. Dieser Anfang einer Reise ist auch ein Ausbruch des pedantischen Mannes aus den üblichen Lebensbahnen. Der Tod seiner Frau wirft ihn aus der Bahn und dieser eher stille und gar nicht so melodramatische Film folgt liebevoll nah der Familie Philipps auf der neuen Bahn. Einfühlsam, rührend, aber auch mit sanftem Humor. Stanley beginnt verrückte Sachen zu machen, zur Begeisterung der kleinen Dawn (sehr süß: Gracie Bednarczyk), während die ältere Heidi (Shélan O'Keefe) immer mehr mitbekommt und tragen muss, als ihr Vater ahnt.

Regisseur und Autor James C. Strouse findet in seinem Erstling berührende Bilder für Trauer und unfassbaren Schmerz. John Cusack ist fast nicht zu erkennen mit unvorteilhafter Brille, furchtbaren Klamotten und schlaksigem Gang. Er unterstützte den ausgezeichneten Film auch als Produzent und äußerte sich empört über den Versuch der US-Regierung, die vielen toten Soldaten des Irak-Krieges zu verschweigen. In seiner Rolle als Stanley spielt er eine andere Position, liefert sich mit dessen wesentlich entspannterem Bruder John heftige Diskussionen über den Sinn des Irak-Krieges. Der außergewöhnlich bewegende Film ist auch politisch, aber vor allem sehr menschlich. Mit der sehr stimmigen und warmen, durch Clint Eastwood komponierten Musik erhielt „Grace is Gone“ in Sundance den Zuschauerpreis sowie den Kritikerpreis in Deauville.

Frontalknutschen


USA 2008 (Angus, Thongs and Full-Frontal Snogging) Regie: Gurinder Chadha mit Alan Davies, Georgia Groome, Karen Taylor 100 Min. FSK:    o.A.

In der Menschheitsgeschichte gibt es diese historische Grenze vor der man/frau Knutschen total dämlich findet und nach welcher Küssen einem den Boden unter den Füssen verschwinden lässt. In diesem Alter sind Eltern meist altmodisch und peinlich, trotzdem sind die sooo unabhängigen Teenager noch kleine Mädchen, für die eine heile Familie das wichtigste ist. Die beinahe 15-jährige Georgia erlebt mit ihren Freundinnen genau diese Grenze: Ihre Nase findet die Pubertierende viel zu groß, die Brust ist noch zu klein. Für den ersten Kuss nimmt sie bei einem Spezialisten Nachhilfe. Im Prinzip wissen die Mädels um Georgia genau, wo es lang geht. Wer einen String trägt, kommt aus „Vulgarien“ und auch ansonsten drehen sich die coolen Dialoge um Themen wie das Für und Wider von BH-Polstern.

Zum Geburtstag hat Georgia nicht nur einen Wunsch. Sie will einerseits den süßen Robbie erobern, aber der ist mit der blonden Super-Tusse liiert. Dann soll noch der 15. Geburtstag in einem heißen Club gefeiert werden, doch die Konkurrentin hat am gleichen Tag Geburtstag und ihr Nachbar Fat Boy Slim wird bei ihrer Party Platten drehen.

Die flotte und nette Mädchen-Geschichte um den ersten richtigen Kuss inszenierte Gurinder Chadha mit all ihrer Erfahrung in Sachen unabhängigem Frauenspaß ("Kick It Like Beckham", "Liebe lieber indisch"). Die Vorlage lieferten die beiden ersten Bände der Teenbücher von Louise Rennison. So gelang die sympathische Identifikationsfigur Georgia mit einem Riecher für Fettnäpfchen und dem Herz am rechten Fleck. Sie erlebt Peinlichkeiten wie eine Bridget Jones-artige Unterhose oder eine missglückte Bräunungscreme, die sie ziemlich krank aussehen lässt. Aber nach witzigem und nur leicht dramatischem Hin und Her auch eine sehr schöne erste Liebe. Am Ende steht die Erkenntnis, dass Georgia keine blonden Haare oder kosmetische OPs braucht: Auch wenn man sich mal ganz furchtbar findet, kann man perfekt sein - für den richtigen.

Couscous mit Fisch


Fr 2007 (La Graine et le Mulet) Regie: Abdellatif Kechiche mit Habib Boufares, Hafsia Herzi, Farida Benkhetache, Abdelhamid Aktouche 151 Min. FSK: ab 6

„Couscous mit Fisch“ ist ein Genuss! Vor allem, wenn ihn Mama macht. Dann versammelt sich - wie jeden Sonntag - die ganze Familie in der kleinen Wohnung, man versteht sein eigenes Wort nicht mehr, drei Generationen reden, streiten, leben. Die ganze Familie? Fast. Nur Slimane, das traditionelle Familienoberhaupt fehlt. Der arbeitslose Werftarbeiter sorgte zwar für den Fisch, so reichlich, dass es die ganze Sippe nervt, doch in Scheidung bei seiner Geliebten lebend ist er beim Couscous-Essen unerwünscht.

„Couscous mit Fisch“ erzählt die Familien-Geschichte eines Hafenarbeiters arabischer Abstammung, der sich nach erniedrigender Entlassung mit einem eigenen Restaurant selbständig machen möchte. Der Sechzigjährige versucht, in der südfranzösischen Hafenstadt, einen rostigen Kahn in ein Bistro zu verwandeln. Doch fehlendes Geld, Spannungen innerhalb der Familie und das nagende Gefühl, ein Verlierer zu sein, machen es Slimane nicht leicht. Vor allem seine Pflegetochter Rym (eindrucksvolle Entdeckung: Hafsia Herzi) unterstützt ihn bei den Behörden, die heftige Beispiele von offenem Rassismus zeigen. Beamte und die braven Bürger stehen dem Projekt skeptisch gegenüber, doch am Eröffnungsabend, als Slimane einlädt, kommen sie alle, um Couscous zu essen. Die einfache Speise aus Afrika, die nicht auf dem Speisezettel der besseren Restaurants steht. Alle haben mitgeholfen, damit dieser Abend zum Erfolg wird. Doch der schwanz-gesteuerte Schwiegersohn verschwindet für ein Schäferstündchen mit dem Couscous im Kofferraum...

„Couscous mit Fisch“ ist ein Genuss, weil einem der Regisseur Abdel Kechiche („Voltaire ist schuld“, „L’Esquive“) mit einer Darstellerriege aus Laien das Gefühl gibt, mit dabei zu sein. Inmitten der Familie beim sonntäglichen Couscous-Essen, bei den Arbeiten am Hafen, bei den heftigen Streitereien und Gefühlsausbrüchen. In einem großen Spektrum von Personen sind die persönlichen Verhältnisse sehr nuanciert gezeichnet. Es ist herzzerreißend, wie Slimane, der stille, sympathische alte Mann, so gar nicht der Macho-Patriarch, sich bemüht, wie er versucht zu helfen. Doch eigentlich haben die Frauen alles in der Hand, sie kochen nicht nur, sie organisieren, reden und retten.

Dieses grandiose, vor Leben nur so sprühende französische Meisterwerk gewährt bis zum dramatischen Finale einen sinnlichen Einblick in das Leben einer Familie in Sète. Mehr als zwanzig internationale Preise heimste „Couscous mit Fisch“ bereits ein. Darunter den Jury- und den angesehenen Kritiker-Preis in Venedig. Beim französischen Filmpreis César gab es gleich vier Trophäen - für Bester Film, Beste Regie, Bestes Originaldrehbuch sowie Beste Nachwuchsdarstellerin an Hafsia Herz. Letztere wurde auch schon in Venedig ausgezeichnet. Zusammen mit Fatih Akin erhielt Abdellatif Kechiche im April in Aachen die „Karlsmedaille für europäische Medien“.

19.8.08

Sketches of Frank Gehry DVD


Kinowelt (Arthaus) Kauf-DVD

Regie: Sydney Pollack

Der im Mai verstorbene Filmmensch Sydney Pollack ("Jenseits von Afrika", "Tootsie") begleitete fünf Jahre lang immer wieder seinen Freund Frank Gehry. Das faszinierende und begeisternde Porträt eines prägenden Architekten unserer Zeit bietet eine ungemein reiche und vielschichtige Dokumentation: Da taucht das Gefühl eines jungen Juden in katholischer Umgebung ebenso auf wie die Einflüsse von Hieronymus Bosch oder der einstige Disney-Mogul Michael Eisner, der sich von Gehry ein Eishockey-Stadion bauen ließ.

Die "Sketches" von Sydney Pollack, der erste Dokumentarfilm des Oscarpreisträgers, spannen einen mutigen Bogen vom Privaten zum Öffentlichen Raum. Gleichzeitig zeigt uns die enge Freundschaft zwischen Filmer und Objekt einen ungewöhnlich intimen Blick auf den durchaus fragilen Werdegang des heutigen Architektur-Stars. Noch interessanter wird das Porträt durch Bildergalerien, Interview und Trailer auf der DVD.

18.8.08

Chanson der Liebe


Frankreich 2007 (Les Chansons d'amour) Regie: Christophe Honoré mit Louis Garrel, Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni, Clotilde Hesme, Grégoire Leprince-Ringuet 92 Min. FSK    ab 6

Lieber Regisseur, lieber Christophe Honoré! Ich liebe es, wenn das Chanson oder der Song aus in den alltäglichsten Situationen heiterem Himmel einsetzen. Also: "Die Regenschirme von Cherbourg", "Lola" und anderes von Jacques Demy. "Singing Detective" und anderes von Dennis Potter. „Singing in the Rain“ und alles von Gene Kelly. Ja, auch und besonders "Dancer in the Dark", denn richtig flüchtig wird der Eskapismus wenn "My Favorite Things" gesungen wird!
 
Doch hier, bei dieser durchaus interessanten Geschichte über Liebe, Tod und Trauer wird nicht wirklich gesungen, es wird redselig geträllert - und das wollen wir nicht hören, wirklich nicht. Auch wenn, wie gesagt, der Film durchaus seine interessanten Ecken und Kanten hatte, Frau Mastroianni mitspielte und ab und zu überraschte: Eigentlich reizvoll, wie Ismaël und Julie sich lieben, und sie die schöne Alice zur „Ménage à trois“ ins gemeinsame Bett holt. Doch dann entreißt der Film Ismaël die Partnerin Julie. Ismaël vergräbt und versteckt sich. Der nervig verliebte Erwann bietet ihm anfangs nur eine Schlafgelegenheit, doch in seiner Verlorenheit lässt sich Ismaël auch auf diese Beziehung ein. Dies wird nicht die letzte Überraschung des offenen Films sein.

Wie gesagt, klingt ganz reizvoll, wird von guten Leuten wie Ludivine Sagnier, Chiara Mastroianni und Louis Garrel („Die Träumer“) schön gespielt. Aber dieses Gesinge, nein das geht gar nicht. Da wollte jemand wohl so leicht wie Truffaut sein, blieb aber oberflächlich. Und die Liedchen erklären alles noch einmal - wie langweilig!

Ich habe den englischen König bedient


Tschechische Republik, Slowakische Republik 2006 (Obsluhoval jsem anglického krále) Regie: Jirí Menzel, Buchvorlage: Bohumil Hrabal mit Ivan Barnev, Oldrich Kaiser, Julia Jentsch, Martin Huba, Marián Labuda, Milan Lasica 120 Min.

Ein Rückblick in alte Zeiten: Sowohl der Schelmenroman eines kleinen, tschechischen Mannes, der Hitler und Stalin überlebt, als auch die Regie von Altmeister Jirí Menzel sind auf beste Weise altmodisch. Menzel verfilmte mit all seiner Routine und großem Aufwand die Buchvorlage des bekannten tschechischen Literaten Bohumil Hrabal. Schon Ende der Sechziger inszenierte Menzel nach Hrabals Drehbuch „Lerchen am Faden“. Der Film wurde nach dem Prager Frühling verboten und erhielt nach der späten Erstaufführung 1990 den Goldenen Bären.

Nach dem Ersten Weltkrieg, in der Zeit der ersten tschechischen Republik lernt Jan Dítê als kleiner Kellner die tiefen Bücklinge und wie man sich unbemerkt durch die verschiedenen Besuchergruppen hindurch schlängelt. Das prägt für das ganze Leben, der auch körperlich kleine Jan wird sich durchlavieren unter den verschiedenen Regimes, die sein Land in Jahrzehnten regieren. Erst als Aushilfskellner auf dem Dorfe, dann in einem Hotel in Prag und später im besten Hause der Stadt. Als die Deutschen das Land besetzen, wird Jan zum Arier, bedient in einer der vielen absurden Szenen die auserwählten Fortpflanzer in einer Lebensborn-Villa. Dafür büsst er nach Kriegsende und landet für viele Jahre im Gefängnis. Doch nach der Freilassung bleibt sein Rückblick - dieser Film - frei von Bitterkeit.

„Ich habe den englischen König bedient“ ist der erste Film des über 70-jährigen Menzel nach vierzehn Jahren, nach "Die merkwürdigen Abenteuer des Soldaten Iwan Mukshin", nach einem angekündeten Ruhestand. Menzel zelebriert pralles Erzählen, reichlich derbe und feine Scherze, lässt Jan die Liebeslust ebenso ausleben wie Reichtum, Armut und Haft. Da hat Julia Jentsch einen atemberaubenden Auftritt als sudentendeutsche Nazi-Braut mit Brezel-Frisur, die in der Hochzeitsnacht lieber das Porträt des Führers als das Gesicht Jans anhimmelt. Da muss man aber auch schlucken, wenn ein guter Freund ins KZ abtransportiert wird und Jan verzweifelt versucht, ihm noch ein Stück Brot in den Viehwagon zu werfen. Das ist in Wort und Bild typisches tschechisches Fabulieren, altmodisches Erzählen, welches immer noch mit allen Höhen und Tiefen einer Tragikomödie, mit dem sanften, schelmisch entspannten Blick aufs Leben die Herzen berühren kann. Bei der Berlinale 2007 erhielt Menzels Alters-Meisterwerk den FIPRESCI-Preis der Internationalen Filmkritik.

The Dark Knight


USA 2008 (The Dark Knight) Regie: Christopher Nolan mit Christian Bale, Heath Ledger, Sir Michael Caine 152 Min.

Es wird dunkel im Kino und wenn dieser Film losrattert, sogar noch dunkler: Der zweite Teil einer Neuauflage der Batman-Geschichte lotet die Abgründe in der Seele des dunklen Superhelden und seiner Gegner auf - für das Mainstream-Kino - mutige Weise aus. Der in den USA enorm erfolgreiche und von einigen Kritikern hochgelobte Super-Depressiv-Helden-Film „The Dark Knight“ hat einige Längen, aber vor allem zum Ende hin faszinierend schaurige Tiefen.

Christopher Nolan („Memento“) macht mit dem Team aus "Batman Begins" weiter. Christian Bale trifft als Millionär Bruce Wayne und nächtens als Batman dabei auf neue Gegner: Der Joker (Heath Ledger) mischt das organisierte Verbrechen auf und narrt die Polizei. Doch Batman und Polizeichef Gordon (Gary Oldman) bekommen Unterstützung vom neuen Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart). Zwar ist der smarte Politiker und Jurist mit Batmans Ex, der Journalistin Rachel (Maggie Gyllenhaal), liiert, doch nachdem Dent gleich alle Kriminellen von Gotham City auf einmal einbuchtet, sieht der dunkle Rächer der Beraubten im Konkurrenten einen „weißen Ritter“. Mit seinen Assistenten dem Diener Alfred (Sir Michael Caine) und dem Techniker Lucius Fox (Morgan Freeman) denkt Bruce Wayne schon mal über den Ruhestand nach, dann würde auch Rachel zu ihm zurückkehren. Doch der Joker will spielen und braucht Batman als Gegner...

Auch wenn das Duell mit dem Joker zentral steht, die Thematik in „The Dark Knight“ (der dunkle Ritter) ist vom janusköpfigen Two Face bestimmt: Entscheidungen zwischen Gut und Böse, Hell und Dunkel durchziehen den Film und machen ihn zu einer psychologisch spannenden Geschichte. Der Joker sorgt dafür, dass Batman nur eines von zwei Leben retten kann und die daraus folgende Schuld tragen muss. In einem spannenden Experiment sollen die Passagiere von zwei voll besetzten Fährschiffen das jeweils andere Boot in die Luft jagen. Entschließen sich weder die braven Bürger noch die Sträflinge für den mörderischen Knopfdruck, explodieren beide Schiffe.

Bis es im letzen Drittel zu dieser Spannung kommt, strecken Action-Routinen wie die Entführung eines Zeugen im Stile von „James Bond“ oder eine ausgedehnte Verfolgungsjagd mit Lastern und gepanzerten Polizeifahrzeugen den Film übermäßig. Doch es ist vielleicht das Geheimnis seines Erfolges, dass „The Dark Knight“ verschiedene Geschmäcker gut bedient.

Schauspielerisch ist er auf jeden Fall großartig: Dem „Joker“ Heath Ledger könnte man eine großartige Karriere prophezeien, wenn er nicht im Januar im Alter von nicht einmal 30 Jahren an einer Überdosis Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungstabletten verstorben wäre. Reizvoll ist hier der Vergleich der alten und neuen Gesichter vom Joker und Two Face: Jack Nicholsons Clown in Tim Burtons Filmen war viel mehr Comic-Figur. Die verschmierte Maske von Heath Ledger ist oberflächlich – schauerlich wirkt er durch die Mimik, das wahnsinnige Zucken der Lippen. Two Face erinnert ausgerechnet in seiner entstellten Gesichtshälfte an Burtons Außerirdische aus „Mars Attacks“. Aber das waren die Neuziger. Heute ist Batman nicht mehr bunt sondern dunkel. Man darf gespannt sein, wie weit sich Nolan im nächsten Teil noch in die Dunkelheit wagt.

Der Sohn von Rambow


Frankreich, Großbritannien 2007 (Son Of Rambow) Regie: Garth Jennings mit Bill Miner, Will Poulter, Jules Sitruk, Jessica Stevenson, Neil Dudgeon 96 Min.

Im Jahr 1982 kam „Rambo: First Blood“ heraus und im Kino wurde noch kräftig gequarzt. Auch in der englischen Kleinstadt dieses Films sieht man das Kino vor lauter Rauchern nicht. Nur die Nichtraucherhälfte ist leer bis auf den elfjährigen Lee Carter (Will Poulter), der den Film mit seinem Videorekorder aufnimmt - rauchend! Lee ist der Schulrüpel, der Bully, der alle ärgert und quält. Auch die Lehrer. Ausgerechnet dieser unverträgliche Quälgeist freundet sich mit dem stillen Will Proudfoot (Bill Milner) an, um ein liebeswert amateurhaftes Remake des Rambo-Films zu drehen.

Wir wollen jetzt nicht erwähnen, dass man Lee heutzutage für das Abfilmen geköpft und viergeteilt hätte. (Er hätte dabei weiter rauchen dürfen.) Und uns auch nicht aufregen, dass der Rechte-Terrorismus das dämliche „w“ im Titel „Der Sohn von Rambow“ notwendig machte. Denn dieser Film von Freundschaft und einfacher Filmbegeisterung ist einfach zu nett. Das beginnt schon bei der großartigen Besetzung der Rolle Wills: Wie Bill Milner trocken und wortlos die schrägsten Dinge veranstaltet, macht das Hauptvergnügen des Films aus. Dass der harmlos wirkende Will in seinen Zeichnungen eine reichlich wilde Fantasie raus lässt, die immer wieder in Form von Animationen in den Film überschwappt, macht diese Figur spannend. Der strenge Glauben seiner Familie verbietet ihm Fernsehen und Film. Auch deshalb ist es eine Offenbarung, als Will in Lees Garage zufällig „First Blood“ sieht. Nun haben seine Fantasie und Begeisterung nur ein Ziel: Er will ein Amateur-Remake des Rambo-Films drehen.

Anfangs vergnügt sich Lee als Regisseur damit, den kleineren Bill durch die Luft zu schleudern und möglichst heftig irgendwo aufkommen zu lassen. Diese „Spezialeffekte“ helfen den Jungs dabei, sich näher zu kommen. Richtig heldenhaft rettet Lee seinen Star, als dieser nach einem großartigen Lianen-Sprung im Wasser merkt, dass er nicht schwimmen kann. Schnell wird klar, dass beide sich brauchen: Während Will den Filmspass vor seiner repressiven Familie verheimlichen muss, leidet Lee unter der Lieblosigkeit seines großen Bruders. Als sich ein extrovertierter französischer Gastschüler zum Star des Filmprojekt aufspielt, gerät die junge Freundschaft in Gefahr...

„Der Sohn von Rambow“ wurde erst letzte Woche vom Publikum beim Filmfestival von Locarno zum beliebtesten Film gewählt. Und der Wohlfühl-Film über eine mutige Emanzipation aus den Familienklauen einer altmodischen Glaubensgemeinschaft wird auch bei uns ein Publikumsliebling sein. Dem Briten Garth Jennings („Per Anhalter durch die Galaxis“) gelang eine Geschichte über Freundschaft, ein kleine Hommage an Rambo (ohne „w“!) sowie nebenbei ein wenig verschlüsselter Einblick ins Filmemachen und in die Intrigen, die dabei ans Scheinwerferlicht kommen.

Nicht daran denken


Italien 2007 (Non pensarci) Regie: Gianni Zanasi mit Valerio Mastandrea, Anita Caprioli, Giuseppe Battiston, Catarina Murino 104 Min.

Es beginnt mit einer dieser Szenen, die man immer schon mal sehen wollte: Der Punk-Sänger setzt mitten im Konzert zum Stage Dive an und ... landet unsanft auf dem Fußboden. Eine Frage des Vertrauensverhältnisses zum Publikum. Die Tour muss abgesagt werden und Gitarrist Stefano bekommt bei der unplanmäßigen Heimkehr nach Rom ein weiteres Vertrauensproblem: Er erwischt seine Freundin mit einem anderen. So entwurzelt fällt dem Musiker nichts Besseres ein, als nach Jahren mal wieder zu Eltern und Geschwistern nach Rimini zu fahren.

Beim ersten gemeinsamen Essen schleudert der arrogante Großstädter Stefano ihnen direkt ins Gesicht, dass sie doch nie miteinander reden und alles für sich behalten würden. Ein Fehler, ein großer. Denn fortan scheint jeder etwas loswerden zu wollen und alle kippen es bei Stefano aus. Der große Bruder lebt in Scheidung und hat die Kirschkonservenfabrik der Familie in den Ruin getrieben. Die Schwester beschäftigt sich vor allem mit ihren Delfinen im Zoo und die Mutter versucht in schamanischen Kursen ihr Gleichgewicht zu finden. Nur Vater steht über allem und spielt Golf. Stefano bestätigt erst einmal sein Image als unangepasster Einzelgänger bevor er versucht, die Probleme der Familie anzugehen.

„Nicht daran denken“ ist ein leichter Spaß aus Italien. Ohne großes Melodram tobt sich in manchmal umwerfend komischen Szenen eine Familie aus. Eine Familie, bei der vielleicht nicht alles stimmt, aber die im Großen und Ganzen doch funktioniert. Genau wie diese Familienkomödie. Für die manchmal etwas holperige Dramaturgie entschädigen immer wieder tolle Bilder. Bei der ganzen Familie Nardini blitzt immer wieder alte linke und sogar anarchische Geisteshaltung auf. Die Musik um den Punk Stefano ist meist klassisch. Einer der vielen Brüche, die das Leben dann ganz überraschend und wie nebenbei überspielt.

17.8.08

Locarno 2008 Preise


Locarno. Abschluss mit Anspruch: Der Goldene Leopard, der rund 56.000 Euro dotierte Hauptpreis des 61. Filmfestivals von Locarno (6.-16.8.2008) geht an den mexikanischen „Parque Vía" von Enrique Rivero. Der Langfilm-Erstling des in Madrid geborenen Rivero war auch der Favorit der FIPRESCI-Jury, was einem besonderen Qualitätssiegel gleichkommt.

„Parque Vía" zeigt ausführlich das Leben von Beto, einem alten "Indio", der eine luxuriöse Villa in Mexico City bewacht. Er wohnt ganz alleine im leer stehenden Haus, das zum Verkauf steht, ohne Kontakte zur Außenwelt. Der Film verfolgt wortkarg und ohne Musik die sich wiederholenden Alltagsbeschäftigungen Betos und eine blutige Medienwelt. Neben Betos Einzelschicksal zeigt "Parque vía" auch die sozialen Brüche im modernen Mexiko anhand der Beziehung zwischen der Besitzerin und dem Angestellten: Die Unterschiede zwischen Reich und Arm verschränken sich mit denjenigen zwischen Weißen und den indigenen Völkern Mexikos. Der Film basiert auf der Lebensgeschichte von Nolberto Coria, der selbst die Rolle Betos spielt, und mischt Dokumentarisches mit Fiktion.

Der junge Regisseur Enrique Rivero wurde 1976 in Madrid geboren. Vor seinem nun so erfolgreichen Langfilm-Debüt assistierte er bei Pedro Aguilera, der zusammen mit Carlos Reygadas („Batalla en el cielo“, 2005) zur Bewegung des neuen radikalen mexikanischen Kinos gehört.

Der Spezialpreis der Jury für den zweitbesten Film ging an den favorisierten "33 Sceny z zycia" (33 Szenen aus dem Leben) der Polin Malgoska Szumowska. Das Psychodrama mit Julia Jentsch („Sophie Scholl - Die letzten Tage“) ist eine Koproduktion der Kölner Pandora Film und der Warschauer STI Studio Filmowe mit ZDF/Arte, die dank der Filmstiftung NRW unter anderem in Köln gedreht wurde.

Als Schlusspunkt eines gefälligen Piazza-Programms wurde Samstagabend vor der Riesenleinwand des atmosphärischen Open Air-Kinos mit „Parque Vía" ein sozialkritischer, oft unzugänglicher Film prämiert. Im Wettbewerb mit 18 Beiträgen meist junger Filmemacher erlebte man oft einen schweren Abschied von der Kindheit und eine Verlorenheit im Erwachsensein, das noch als viel zu groß und verwirrend wahrgenommen wird.

Den weiblichen Darstellerpreis erhielt entgegen den Erwartungen vieler weder Julia Jentsch für ihre beeindruckende Julia in „33 Szenen“ noch das junge niederländische Mädchen Betty Qizmolli für „Het zusje van Katia“ von Mijke de Jong. Das ergreifende Familiendrama erhielt eine Besondere Erwähnung der Jugend-Jury. Die Internationale Jury mit Dani Levy entschied sich für die italienische Schauspielerin Ilaria Occhini als Beste Darstellerin in "Mar Nero" Den Darstellerpreis erhielt Tayanç Ayaydin für „The Market - A Tale of Trade“ von Ben Hopkins, eine Gemeinschaftsproduktion von Deutschland, Großbritannien, Türkei und Kasachstan.

15.8.08

Abschluss beim 61. Internationalen Filmfestival Locarno

Das Leid mit der Kunst

Resümee des 61. Internationalen Filmfestival Locarno

Als man den jungen Musiklehrer Peters im Winter 1824 erfroren an einem See fand, umschlossen seine Finger die Geige so fest, dass man das Instrument mit ihm begraben musste. Dieses eindringliche Bild aus Alessandro Bariccos „Lezione 21“ zeugt von enormem Einsatz für die Kunst, während der Film mit Vergnügen große Kunst – nämlich Beethovens „Neunte“ – demontiert. Locarnos Festivaldirektor Frédéric Maire brach vor zwei Jahren genau vor dieser Leinwand zusammen, die beim 61. Internationalen Filmfestival Locarno (6.-16.8.2008) etwas zu vernünftig und gemäßigt großes Kino zeigte. Man kann nicht immer vollen Einsatz für die Kunst fordern. Wohin das führt, zeigte das DJ- und Drogen-Drama „Berlin Calling“. Aber ein Festival mit Charakter muss auch mehr leisten als volle Plätze...

Die Welle großartiger deutscher (Ko-) Produktionen („33 Szenen“, „Berlin Calling“, „NoBody’s Perfect“) und grandios Elender („Nordwand“, Houellebecqs „Die Möglichkeit einer Insel“) bildete den Auftakt. Danach blieb Raum für das Entdecken, wobei jeder Kommentar selbstverständlich nur eine eingeschränkte Auswahl aus fast 200 Filmen leisten kann. Die Ernte des Wettbewerbs wird die Preisverleihung am heutigen Abend offenlegen. Auf der Piazza bot Locarno 2008 größtenteils gängiges Filmmaterial. An vielen Abenden war das Widerspenstigste der holperige Pflasterbelag des Platzes. „Son of Rambow“, der nächste Woche als „ „Der Sohn von Rambow“ auch in die deutschen Kinos kommt, unterhielt mit der netten Geschichte des elfjährigen Will. Obwohl der strenge Glauben seiner Familie ihm Fernsehen und Film verbietet, dreht er ein Amateuer-Remake des Rambo-Films „First Blood“. Ein Wohlfühl-Film über eine mutige Emanzipation aus den Familienklauen einer altmodischen Glaubensgemeinschaft, eine kleine Hommage an „Rambo“, eine wenig verschlüsselte Geschichte über das Filmemachen und die Intrigen, die dabei ans Scheinwerferlicht kommen – ein netter Film.

Das war bei den Vorgängern des Festivaldirektors Frédéric Maire (in seinem vorletzten Jahr) oft anders, bis hin zu einem Straub/Huillet-Film, mit dem der jetzige Venedig-Chef Marco Müller cineastisch kompromisslos die Piazza in Rekordtempo leer fegte. Zudem machten sich Sponsorenplätze auffallend breit. Doch das traditionell kritische und junge Publikum war immer noch da: So nahm die Schweizer Weltbank UBS als Sponsor des Publikumspreises Leinwand und Sitzreihen für sich ein – und kassierte wie in jedem Jahr reichlich Pfiffe von dem Publikum, das dann doch freudig abstimmte. So funktioniert Festival-Dialektik.

Gelungen wie immer die historische Abteilung: Der italienische Regisseur, Produzenten, Kinobesitzer und Schauspieler Nanni Moretti, dem eine ausführliche Retrospektive gewidmet war, überraschte nicht mit seiner persönlichen Auswahl von Lieblingsfilmen – die waren wie erwartet erstklassig. Sein Leckerbissen war ein Filmquiz auf der Leinwand, bei dem die Zuschauer mit Antwortzetteln mitspielen durften. Ob in einer späteren Ausgabe auch Locarno-Filme des Jahres 2008 dabei sein werden, muss die Kritik der Zeit zeigen. Bewegendes Kino der Zukunft war jedoch nicht im Übermaß zu entdecken.

13.8.08

Leg dich nicht mit Zohan an


USA 2008 (You Don't Mess with the Zohan) Regie: Dennis Dugan mit Adam Sandler, John Turturro, Emmanuelle Chriqui 112 Min.

Bei dem aktuellen Komödienauswurf gerade aus der Ecke Adam Sandler und Judd Apatow kann einen eigentlich nichts mehr schocken. Doch das neue Blödel-Etwas erweitert den Bereich des Unbeschreiblichen in neue Humor-Ecken.

Auch „Zohan“ von Adam Sandlers Happy Madison Productions
kommt völlig absurd daher, aber das vor dem Hintergrund der israelischen Konflikte im Nahenosten. Zohan ist der Superstar des israelischen Geheimdienstes Mossad. Den Steine werfenden Palästinenser-Kindern wirft er eine Tierfigur aus Steinen hinterher. Doch bei einem Himmelfahrts-Kommando lässt er sich zum Schein umbringen, um in Amerika seiner wahren Bestimmung als Friseur zu folgen. Als Scrappy Cocco landet er mit knackigem Körper und grandioser Unterhosen-Füllung wie Superman in New York. Auf die Frage, ob er „bionic“ sei, erklärt er, dass er nur auf Frauen stehe. Diese Zote ist unvermeidlich, denn mit seinem verstaubten Disco-Stil der furchtbaren Frisur und den Glitter-Klamotten sieht er tatsächlich ziemlich schwul aus. In dieser Art trumpften bislang Blödeleien auf, die heftiges Kopfschütteln verursachten. „Leg dich nicht mit Zohan an“ bereichert dieses Kopfschütteln mit kräftigem Grübeln.

Sandler lud viele Komödianten-Kumpels zu Kurzauftritten ein. Der Taxi fahrende Palästinenser Salim (Rob Schneider) erkennt Zohan, der ihm einst eine geliebte Ziege stahl. Klar, dass keiner der Beteiligten an diesen Konflikten – nicht um die Ziege, um Palästina – das witzig finden wird.

Denn Sandler liefert stellenweise zielsichere politische Satire ab. Inmitten völlig überdrehter Action-Einlagen wird knapp diskutiert, wer wem das Land geklaut hat. Selbstverständlich bleibt alles maximal respektlos: Die Kontrahenten spielen mit einer Granate Tennis, die Hotline für Terroristenbedarf ist wegen akuter Friedensverhandlungen unerreichbar. Für die prüden Amerikaner steht Sandler dauernd nackt im Bild. Für die Intellektuellen wird Samson und Dalila haarig herbei zitiert. Wie im großen humanistischen Film gibt es auch eine romantische Annäherung zwischen Zohan und seiner palästinensischen Friseurladen-Chefin. Selbst die Standard-Rocky-Parodie ist ein komödiantischer Knock Out. Im Mikrokosmos New York regelt sich der Dauerstreit schließlich sehr pragmatisch und friedlich. Und wider alle Erwartungen funktioniert auch dieser krude Humormix in jeder Hinsicht hervorragend!

Elegy oder die Kunst zu lieben


USA 2008 (Elegy) Regie: Isabel Coixet mit Penélope Cruz, Sir Ben Kingsley, Dennis Hopper 108 Min.

Die Altersklagen von Philip Roth, das literarisch ausgezeichnete, ausführliche Jammern des amerikanischen Erzählers, der vor allem um sich selbst und noch mehr um sein Altern kreist – das scheint kein Material für die Spanierin Coixet zu sein. In ihren exzellenten, berührenden Filmen "Das geheime Leben der Worte" und „Mein Leben ohne mich“ stand immer explizit die Perspektive einer jungen Frau (Sarah Polley) zentral.

Nun verfilmte Coixet also Philip Roths Roman "Das sterbende Tier": Der berühmte, reife Professor David Kepesh (Ben Kingsley) vertritt nicht nur die These, dass die Amerikaner neben den puritanischen auch noch lebenslustigere Wurzeln haben. Es lebt sie auch und pflegt rein sexuelle Beziehungen zu Studentinnen nach ihrem Abschluss. So will er es auch mit der aus Kuba abstammenden Consuela (Penélope Cruz) halten, die er mit Goyas Maya vergleicht.

Doch schon in den Gesprächen Kepeshs mit seinem Freund George O'Hearn (Dennis Hopper) zeigt sich eine Irritation: George betont, für das Reden hätte man doch die Familie, die jungen Frauen seien nur für den Sex. Aber die Beziehung von Kepesh mit Consuela ist anders als die anderen Affären des erklärten Lebemannes, der seine Unabhängigkeit so raushängen lässt. Doch seine quälende Eifersucht führt zu Problemen, zeigt, wie abhängig er schon ist. Nach außen lässt er nichts an sich ran, innerlich ist er längst der unbedingten Liebe der jungen Frau verfallen. Die zum Schein aufrecht erhaltene Härte führt zu tragischen Entwicklungen.

Penelope als Studentin, „die weiß, dass sie schön ist, aber nicht weiß, was sie mit ihrer Schönheit tun soll“? Das irritiert am Anfang, aber die Schauspielkunst von der doch mittlerweile reiferen Cruz überspielt auch diese scheinbare Fehlbesetzung. Auch ansonsten ist der um viele Monologe erleichterte Roth von Coixet, ein Genuss. Es ist unvergleichlich, wie die Regisseurin dem harten Gesicht von Kepesh die Traurigkeit auferlegt. Das Leiden in der Stimme von Consuela erschüttert wohl nur im Original so stark. Auf der Tonspur erklingt dazu ein wunderbarer und kluger Musikeinsatz. Wenn Madeleine Peyroux Leonard Cohens „Dance me to the end of love“ singt, dann ist das noch so ein Spiel mit altem Mann und junger Frau. Ebenso eindringlich sind die Beziehungen von Kepesh zu seinem Sohn, zu der älteren, klugen Geliebten Carolyn (Patricia Clarkson) und zu dem alten Kumpel George (Dennis Hopper). Unter der Verfilmung der Spanierin Coixet ("Das geheime Leben der Worte", „Mein Leben ohne mich“) gewinnen die spanischen Elemente der Geschichte, aber vor allem die weibliche Perspektive. „Elegy“, oder das Kunststück, Philip Roth zu verfilmen, ein klug und einfühlsam inszenierter über große Gefühle und große Fehler.

11.8.08

Festival Locarno - Gipfeltreffen


Locarno. Das Gipfeltreffen des internationalen Films in den Schweizer Südalpen gestaltete sich in vielerlei Hinsicht als begeisternde Achterbahnfahrt der Gefühle und Impressionen. Dem Höhenrausch des Erfolges folgt der Absturz in Depression und Krankheit. Das „61. Festival internazionale del film“ von Locarno (6.-16.8.2008) beeindruckt in den ersten Tagen mit großem Kino der Extreme in der passenden Naturkulisse aus Tausendern, die den See umstehen, und den dunklen Abgründen des Lago Maggiore, dem tiefsten der oberitalienischen Seen.

Ickarus stürzt ins Kuckucksnest
Erneut erweist sich das Open Air-Kino der Piazza Grande als Trumpf von Locarno. Dabei beeindrucken nicht nur die unvergleichliche Atmosphäre und die Bergkulisse. Der in „Berlin Calling“ genial nachempfundene Höhenflug mit Absturz des Berliner Techno-DJ Ickarus bewies, dass die Piazza zur Riesenleinwand mit einem grandiosen Sound aufwartet. Ein Meisterstück im Rhythmus von Beat und Electro dabei der Film von Hannes Stöhr („Berlin is in Germany“, „One Day in Europe“): Der Electro-DJ und –Komponist Martin (Paul Kalkbrenner), genannt DJ  Ickarus, ist auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Dann stürzt Martin von einem seiner dauernden Drogentrips zu tief in eine Psychose und wacht in der Klinik von Frau Dr. Petra Paul (eiskalt: Corinna Harfouch) auf. Die Räusche, die durchgetanzten Tage und Nächte, die Veränderung der Persönlichkeit durch die chemischen Keulen – all das lässt „Berlin Calling“ glaubhaft und authentisch miterleben. Ein genialer Filmrausch, mit dem berühmten deutschen DJ Paul Kalkbrenner in der Hauptrolle. Der ausgesprochen talentierte Darsteller schloss den Filmabend auf der Piazza mit einem improvisierten Liveset ab. Weit nach Mitternacht tanzte die alte Piazza Grande mit 130 bpm ausgelassen wie ein junger Hüpfer.

Eher kalt ließ die Kritik das Bergsteiger Drama „Nordwand“ von Philipp Stölzl („Baby“): Vom faschistischem Elite-Denken angefeuert, versuchen sich ein deutsches und ein österreichisches Duo 1936 an der Erstersteigung der Eiger-Nordwand – mit den erfrorenen Fingern, brechenden Knochen und Schneeleichen, die das Genre so mit sich bringt. Die heroische Hauptrolle spielt Benno Fürmann, nicht gerade ein Gigant der Schauspielerei. Während sein Liebchen (Johanna Wokalek) bangend wartet, überdehnt das Zweistunden-Drama den Handlungsfaden. Das kernige „Halt durch“ richtet sich auch ans Publikum, mit den Gliedmaßen stirbt das Interesse ab. Der zynische Sensationsreporter (Ulrich Tukur) schließ pathetisch: „Deutschland wird diese Männer nie vergessen!“ – ein Fluch, der sich mit dem Film „Nordwand“ leider erfüllt. Selbst wenn man Patriotismus ansonsten rechts liegen lässt, auch 2008 sind deutsche Produktionen nicht zu übersehen. Zum Glück bis auf „Nordwand“ ohne Deutsch-Nationales.

33 geniale Szenen
Die Sensation des Wettbewerbes ist bislang „33 Szenen aus dem Leben“ der Polin Malgosia Szumowska. In der deutsch-polnischen Koproduktion erlebt die Protagonistin Julia (sehr beeindruckend: Julia Jentsch) innerhalb eines Jahres die Krebserkrankung der Mutter, den Tod des Vaters, das Ende ihrer Künstlerkarriere und die Trennung von ihrem Mann. Genauso wenig wie Julia lässt sich der wunderbare Film unterkriegen. Einfühlsam balanciert er Tragik und Humor. Die Filmstiftung NRW engagierte sich ideell und finanziell beim Zustandekommen dieses zutiefst menschlichen Films.
Auch an "Die Möglichkeit einer Insel", die verquere erste Regiearbeit von Regisseur und Bestsellerautor Michel Houellebecq, war die Filmstiftung beteiligt, doch dessen altmodischer Science Fiction über die Zukunft der Menschheit ist nicht nur schwach inszeniert und gespielt, er ärgert auch noch mit der primitiven Quintessenz „Mann sucht Frau“. Da freute man sich auf die andere Literaten-Premiere, die erste Regie von Alessandro Baricco („Seide“) „Lezione 21“, die gestern Abend ebenfalls als Weltpremiere lief.


„Berlin Calling“ ist am 14. August auf der Kölner Musikmesse c/o pop zu sehen.

5.8.08

Küss mich bitte!


Frankreich 2007 (Un Baiser S'il Vous Plaît) Regie: Emmanuel Mouret mit Virginie Ledoyen, Emmanuel Mouret, Julie Gayet, Michaël Cohen 100 Min.

Eine zufällige Begegnung, ein gemeinsames Essen, ein schöner Abend zwischen zwei, die sich vielleicht nur dieses eine Mal sehen werden. Doch den unverbindlichen Abschiedskuss lehnt sie ab – wobei die Erklärung mehr Folgen zeitigt als vielleicht die kurze Berührung der Lippen.

Emilie beginnt Gabriel zur Erklärung die Geschichte von Julie und Nicolas zu erzählen. Das Paar trennte sich, doch er litt unter mangelnder Körperlichkeit und zarte Wiederberührungen wachsen sich zu einer Leidenschaft aus, die selbst die anderen Beziehungen gefährdet, die beide mittlerweile führen. Dann mischt sich Gabriel in die Erzählung ein, variiert sie und alles wird anders als gedacht.

Wer früher französisches Kino als Redekino missverstand, kann sich hier vortrefflich bestätigen lassen. Und weiter nichts verstehen. Auch wenn die Figuren sehr unbeholfen in ihrer eigenen Gefühlsverwirrung wirken und sich die konstant aus dem Off kommentierte Inszenierung nicht viel um ein „Drumherum“ schert, wurden diese Gedankenspiele um Küsse, Körperlichkeit und Beziehungen durchaus raffiniert ins Bild gesetzt. Es ist nicht der Realismus Hollywoods, es ist ein Spiel, das sich als Spiel vorstellt und erst den Kopf sowie genaue Beobachtung bemüht, bevor eine sinnliche Freude am Konstrukt erwächst. In der Tradition von Rohmer und Rivette führt auch das intellektuelle Rede- und Verwechslungsspiel letztendlich auf Allzumenschliches zurück, dem man alles verzeiht – sogar zuviel Dialog.

Die Girls von St. Trinian


Großbritannien 2007 (St. Trinian's) Regie: Oliver Parker, Barnaby Thompson mit Rupert Everett, Colin Firth, Jodie Whittaker 101 Min. FSK: ab 12

Mit Mädchen-Power hoch zwei trumpft diese freche britische Internatskomödie auf. Die Vorlage stammt als Comic sogar aus den Fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, bevor sie zu einer Fernsehserie wurde. Doch höchstens das Gemäuer des St. Trinians-Internats ist so alt, die Insassinnen und ihre krassen Aktionen sind total trendy.

Im Mädchen-Internat regiert herrlicher Wildwuchs und die Direktorin hat daran ebenso viel Spaß wie an ihrem Whiskey. So bekriegen sich die Gothics, die Tussen und die Emos heftig, aber als der Bestand der Schule bedroht ist, bilden sie eine schlagkräftige Einheit. Das lernt auch die Neue schnell, zu erst wird sie nach den Regeln gemeinster Zicken-Kunst fertig gemacht, eingeschmiert und ihr Abduschen auf YouTube gesendet.

Als sowohl die Banken wie auch der neue Schulminister Geoffrey Thwaits (Colin Firth) dem Institut an den Kragen wollen, zeigen die Mädels anhand eines Diebstahls aus der Nationalgalerie, dass man in der Schule doch was lernen kann und sich in Chemie der nötige Sprengstoff herstellen lässt.

Es ist fast zu schade, dass irgendwann gehandelt werden muss, denn das freie Leben mit äußerst kreativen Gemeinheiten macht den größten Spaß in dieser ebenso peppigen wie poppigen Komödie. Sie überzeugt, auch wenn die Dramaturgie etwas holperig ist, durch gute Gags und exzellente Darsteller. Vor allem Rupert Everett als Schulleiterin ist grandios. Colin Firth gibt den Hardliner mit romantischer Vergangenheit, der ausgerechnet mit der Schulleiterin was hatte. Der Humor ist frech, aber nicht zotig, wie man das von High School-Filmen der Jungs kennt.

Der Mongole


Kasachstan, BRD, Russland, Mongolei 2007 (Mongol) Regie: Sergej Bodrow mit Tadanobu Asano, Sun Hong-Lei, Khulan Chuluun, Odnyam Odsuran 125 Min. FSK ab 12

Die menschliche Seite von historischen Figuren ist voll im Trend: Ob Colin Farrell als „Alexander“ oder Bruno Ganz in seinem persönlichen „Untergang“ als Hitler – all diese Filme sagen: Er will doch nur spielen – das heißt erobern, brandschatzen, morden und so weiter. Nun also Dschingis Khan, der es immerhin geschafft hat, dass man ihn nach fast 800 Jahren und einem Popsong immer noch als furchterregender Eroberer sieht, während etwa Karl der Große längst nicht mehr als Sachsen-Schlächter sondern als Völkerverständiger angesehen wird.

Auch deshalb ist der russisch-mongolisch produzierte „Mongole“ ein national und international ein Politikum. Zuerst ist er allerdings ein großes und gutes Historien-Epos des hervorragenden Regisseurs Sergej Bodrow („Gefangen im Kaukasus“, 1996). Es beginnt mit dem Drama eines kleinen mongolischen Jungen im 12. Jahrhundert. Temudgin, Sohn eines Khans, findet in dem Mongolenmädchen Borte seine große Liebe. Eine Liebe, die Jahre voller Gewalt, Leid und Tod überstehen wird. Schon bei der Rückkehr von der Brautschau wird der Vater Temudgins vergiftet. Der kleine Junge überlebt nur knapp, muss aber fortan Demütigungen erleiden. Im Kampf der verschiedenen Stämme hilft dem jungen Mann Temudgin sein Bruder, die Entführung Bortes durch einen verfeindeten Stamm zu rächen und Borte zu befreien. Doch der Bruder verkauft ihn bald darauf als Sklave an die Chinesen. Erst nach weiteren Qualen wird er von Borte gerettet, die sich erneut opfert. Danach folgt er seiner historischen Bestimmung: Er vereint als Khan aller Mongolen sein Volk.

Als das basiert nur auf Legende und Fiktion, da es keine originären Quellen zu Dschingis Khan gibt. Nach zweihundert Jahren Besetzung durch die Mongolen ist dieses Thema immer noch heikel. Trotzdem schaffte es der packende, bis auf heftig spritzendes Blut klassisch inszenierte Film zur Nominierung für den Auslands-Oscar.

Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers


USA 2008 (The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor) Regie: Rob Cohen mit Brendan Fraser, Maria Bello, Jet Li 112 Min. FSK: ab 12

Lang ist es her, seit die Mumie nur eine große, staubige Rolle von Mullbinden war. Boris Karloff ließ als reichlich faltige Wiedergeburt eines Pharao vor allem mit seinem gaaaaanz laaaaangsam goutierten Dialekt  erschaudern. Eine atemberaubende Handbewegung reichte, um die Gegner ersticken zu lassen. Regie führte 1932 beim Klassiker übrigens der Deutsche Karl Freund, ein innovativer Kamera-Meister des expressionistischen Films („Der letzte Mann“). Heute ist die Mumie, das Wesen aus der Vergangenheit, Alles und Nichts. Alles, was die digitalen Tricks so hergeben: Wüstenstürme, Giganten, Insektenschwärme ... Aber auch seltsam hohl und seelenlos. Wie passend, dass Jet Li, der Darsteller der Mumie, als Terrakotta-König daherkommt.

Der Drachenkaiser Han (Jet Li) siegte und herrschte grausam vor 2000 Jahren. Doch der Wunsch nach ewigem Leben ging schief, weil Han den Liebhaber einer Zauberin ermordete. Der Zauberspruch wurde zum Fluch und Han mit seinen 10.000 Kriegern erstarrten in Ton eingebacken. Bis britische Archäologen unter der Leitung von Alex O'Connell (Luke Ford) die kriegerischen Blumenpötte aus dem Wüstensand graben und eine chinesische Verschwörung den Drachenkaiser Han zum feuerspeienden Leben erweckt. Selbstverständlich sind auch die Eltern des Archäologen-Alex, die abenteuerlichen Rick (Brendan Fraser) und Evelyn O'Connell (Maria Bello) mit dabei, wenn es von nun an darum geht, die kriegerische Altlast wieder unter die Erde zu bringen.

Man fragt sich, ob es sonst keine anderen Probleme gibt – der Film nimmt sich nicht mal die Zeit, Han als besonders bedrohlich darzustellen. Zudem zerstören die O'Connells bei der Verfolgung mehr als der flüchtende Alt-Politiker. Und die Tonspur bedroht das Gehör während sich eine Pferdekutsche und ein fast noch älterer LKW im altmodischen China verfolgen. Denn wenn Han den „das Auge“ genannten Diamanten auf der Spitze einer Pagode platziert wird irgendwas Schlimmes passieren.

Die dritte pompöse, von digitalen Effekten erdrückte Neuverfilmung des Mumien-Stoffes präsentiert mit zwei Ausgräber- und Abenteuer-Pärchen nur mehr des Gleichen. Ein dämonischer Bösewicht, der selbst zum Riesenmonster mutiert, aber nicht mal einer Pilcher-verwöhnten Mami Angst machen kann. Unter grober Vernachlässigung der Figurzeichnung poltert die Handlung daher, bis zur großen Schlacht gegen die Terracotta-Töpfe und –Köpfe. Den untoten Tontrauben von ausgebuddelten Soldaten stellt sich eine Armee aus Knochengerippen entgegen: Verlierer aller Nationen stehen auf gegen den Vereinigungs-Kanzler ... äh: Kaiser. Mittendrin übt sich Brendan Fraser in Tonsoldaten schießen und Scherbengericht anrichten. Aber das haben die Produzenten schon lang vor dem ersten Drehtag hinbekommen.

4.8.08

Der Mond und andere Liebhaber


BRD 2008 Regie: Bernd Böhlich mit Katharina Thalbach, Birol Ünel, Fritzi Haberlandt, Steffen S. Scheumann, Andreas Schmidt 103 Min. FSK: ab 12

Wenn dieser Film eine englische Produktion gewesen wäre oder eine aus Hollywood, würde man jetzt schon einen Namen in die Oscar-Statuen gravieren: Katharina Thalbach. Man wusste, sie ist gut, großartig in all den vielen starken Rollen der letzten Jahrzehnte. Aber mit „Der Mond und andere Liebhaber“ bekommt diese großartige Person die Gelegenheit, mit allen Facetten ihres Könnens diesen Film fast zu sprengen.

Katharina Thalbach wurde 1954 in Berlin geboren. Bereits mit zehn Jahren spielte sie Film in der DDR. In der „Blechtrommel“ zeigte sie 1978 als Maria dem Oskarchen, was man mit Brausepulver Spannendes anstellen kann. In „Hände weg von Mississippi“ machte sie kürzlich schon mal auf Oma, aber hier zeigt sie all ihre Gesichter: Die starke Frau und Freundin für eine Kollegin (Fritzi Haberlandt), die nach dem Ende der Fabrik nicht mehr weiter weiß. Das kleine Mädchen, das übers ganze Gesicht strahlt – in Vorfreude auf eine neue Liebe. Die schreiende Mutter, das gebrochene Herz, ein Häuflein Elend, das sich bald wieder aufrappelt und ein Stück vom Leben zu ergattern sucht. Selbst Birol Ünel, in so vielen Filmen eigentlich unzähmbare und unhaltbare Personifizierung von Lebenslust bis zur Selbstzerstörung, wirkt hier letztendlich wie ein Biedermann – im Vergleich zu Thalbachs Hanna!

Die 50-jährige Lagerarbeiterin aus dem Osten lässt sich von Entlassung nicht unterkriegen und bekommt sogar noch den Traummann (Ünel) auf Besuch, doch die Liebe erfüllt sich nicht und das Leben wird grau und leer. Aber Hanna denkt nur kurz darüber nach, aus dieser Achterbahn der Gefühle und Katastrophen, der Nackenschläge und kleinen Glücksmomente auszusteigen.

Um dem sehr schönen Film voller Leidenschaft und Feingefühl gerecht zu werden: Es ist auch eine exzellente Inszenierung von Regisseur Bernd Böhlich nach seinem eigenen Buch. Die Kamera von Florian Foest macht in ihrer Farbdramaturgie die Leidenschaften Hannas in fast schmerzlichem Rot unübersehbar. Die Lieder der Band „Silly“ wurden extra für den Film angepasst, obwohl sie klingen, als sei er immer ihr eigentlicher Bildhintergrund gewesen: „So ’ne kleine Frau / Und so ’ne große Stadt / Und so ’ne gute Bluse / Die kaum noch Farbe hat / Doch so ’ne fahle Sehnsucht / Schmerzt in ihrer Brust.“ Auch Böhlichs Schauspielführung ist mehr als gut: Fritzi Haberlandt hat man selten so glaubhaft und stimmig auf der Leinwand gesehen. Katharina Thalbach spielte in Böhlichs „Du bist nicht allein“, damals die resolute Ostberlinerin Frau Moll, die für einen Wachdienst ihre einstige, jetzt stillgelegte Fabrik bewacht. In diesem Sinne überzeugen aus jetzt herrliche trockene Sprüche über die DDR, den Sozialismus, der dort einst real existierte, und das was heute herrscht. Bei allem Niederschmetternden, bei Überraschungen, die meist böse sind, bei einem Schicksal, das zu viel Melodram gesehen hat, macht „Der Mond und andere Liebhaber“ auch Mut und Lust auf Leben. Weil er in vieler Hinsicht einfach gut ist, aber vor allem weil Hanna sich nicht unterkriegen lässt, ihr verschmitztes Lächeln dem Schicksal immer wieder trotzt. Und weil Katharina Thalbach diese Hanna spielt.