27.5.08

Things we lost in the Fire


USA 2007 (Things We Lost in the Fire) Regie: Susanne Bier mit Benicio Del Toro, Halle Berry, David Duchovny 117 Min. FSK: ab 12

Gleich zwei Beispiele von kulturellem Anti-Imperialismus zeigen diese Woche, wie europäische Autoren doch in US-Produktionen überleben können. „Funny Games U.S.“ vom Österreicher Haneke und „Things we lost in the Fire“ der Dänin Susanne Bier. Selten gelingt der Übertritt in die USA so perfekt wie in ihrem Hollywood-Debüt. "Nach der Hochzeit" nun ein Melodram über Abschied und Trauer, bei dem Buch, Inszenierung und Schauspiel einheitlich in bester Form daherkommen.

„Things we lost in the Fire“ beginnt mitten im Abschied: Im Szenenwechsel sehen wir Steven Burke (David Duchovny) mit seinen Kindern und dann schon die trauernde Familie. Steve starb, als er eine Frau vor ihrem gewalttätigen Mann schützen wollte. Nun versucht seine Frau Audreys (Halle Berry, "Monster's Ball") mit den drei Kindern und der Trauer weiter zu leben. Dabei lernt sie den heruntergekommenen Junkie Jerry (Benicio Del Toro) kennen.

Jerry war immer der beste Freund Stevens und ein rotes Tuch für Audreys. Nun scheint der Drogensüchtige entgegen allen Anscheins eine Lücke ausfüllen zu können. Die Witwe bietet ihm ein Zimmer und und die Chance einer Entziehungskur an. Jerry versteht sich auf Anhieb hervorragend mit den Kindern, wird sehr schnell als Ersatz für den Vater angesehen. Zu schnell für Audrey, die nun Erstaunen und Eifersucht bewältigen muss.

Es mag sich vielleicht so anhören, doch „Things we lost in the Fire“ entwickelt sich zum Glück nicht zur Romantischen Schmonzette mit Happy End. Auch wenn sich hier Menschen mit ihren Leeren und Sehnsüchten finden und ergänzen, wenn manchmal die richtige Hand gereicht wird, sich ein Arm findet, der vor Einsamkeit schützt, werden die großen Schmerzen nicht von leichtfertigen Drehbuchlösungen in ihrer Wahrhaftigkeit geschmälert. Ganz wie bei Atom Egoyans „Adjuster“ ist hier das Feuer im Filmtitel eine Metapher für wahre Verluste, die nicht die materiellen sind. Susanne Bier erzählt eine ganz spezielle Geschichte, die doch offen für Anknüpfungen eigener Lebenssituationen ist. Das ist das Geheimnis eines Films, der im Herzen ankommt - und hoffentlich auch an der Kinokasse.

Benicio Del Toro ("Traffic - Die Macht des Kartells"), gerade in Cannes mit seiner Rolle des „Che“ als Bester Schauspieler ausgezeichnet, glänzt als Jerry mit einer faszinierenden Mischung aus emotionaler Weisheit und eigener Hilflosigkeit. Die ehemalige Dogma-Regisseurin Bier lässt unauffällig aus der Hand (Kamera Tom Stern) filmen. Ohne Manierismen kommt sie den Figuren nahe. Der elegante Fluss der Zeitebenen folgt einer eher einer emotionalen Logik als klassischer Chronologie. Doch im Gegensatz zur dänischen Dogma-Welle, die mit strengen Spielregeln arbeitete, fällt Stil hier nicht auf. Er funktioniert ausgewogen im positiven Sinne.