6.5.08

Freischwimmer


BRD 2007 (Freischwimmer) Regie: Andreas Kleinert mit Frederick Lau, August Diehl, Fritzi Haberlandt 110 Min.

Rico (Frederick Lau) droht unter zu gehen - im Spott seiner Mitschüler und im Schwimmunterricht, in dem er die Tauchstrecke für den Freischwimmer-Schein nicht schafft. Der eitle Robert dagegen bleibt immer Sieger - auf der Schwimmstrecke und bei den Mädchen. Das blonde Girlie Regine Weyler (Alice Dwyer) ist seine Freundin. Doch als Robert in der Umkleidekabine der Schwimmhalle, dem stillen Rico einen Eclair klaut, verschluckt sich der Überflieger mächtig am sogenannten Liebesknochen und bleibt auf der Strecke: Das Backwerk war vergiftet. Nun sucht das malerische Dörfchen einen Mörder oder wenigstens ein Motiv. Dass eigentlich Rico Adressat des Eclair war, macht die Geschichte nicht einfacher.

„Freischwimmer“ mag auf den ersten Blick oberflächlicher Teenie-Horror sein, so ein amerikanisches Highschool-Filmchen übertragen auf ein deutsches , nach Kafka benanntes Gymnasium. Doch Grimme-Preisträger Andreas Kleinert („Verlorene Landschaft“, „Wege in die Nacht“) macht aus der Vorgabe etwas sehr Eigenes: Vor allem in Ausstattung und Atmosphäre stellt er ein Panoptikum kleinstädtischer Skurrilitäten dar. Rätselhaft ist nicht nur der Fall, auch die Bilder entwickeln ein Eigenleben, das schwer einzuordnen ist. Die besondere Leistung von Kleinert, die den Film auch in die Autoren-Reihe des letztjährigen Festivals von Venedig brachte, liegt in der Kombination unterschiedlichster Bilddimensionen. Mal ein schauerliches Wachsfiguren-Kabinett, dann wieder wirkt die Szenerie wie eine Modelleisenbahn, in Anlehnung des Hobbys vom verdächtigen Deutschlehrer Martin Wegner (August Diehl). Die Erwähnung von Tübingen als Studienstadt ist auch Verweis innerhalb des Filmgenres, denn dort siedelte Oscar-Sieger Rudnitky („Die Fälscher“) seine „Anatomie“-Schocker an. Grandios spielt Frederick Lau in der Hauptrolle des unsportlichen und durch seine Schwerhörigkeit gehandicapten Außenseiters Rico. Lau erhielt gerade den deutschen Filmpreis für seinen Part in „Die Welle“.