11.7.07

Der Italiener


Italien, Frankreich 2006 (Il Caimano) Regie: Nanni Moretti mit Silvio Orlando, Margherita Buy, Jasmine Trinca, Michele Placido, Nanni Moretti 112 Min.
 
Drei Wochen vor den italienischen Parlamentswahlen 2006 kam "Der Italiener" ins dortige Kino und dann war Berlusconi tatsächlich Geschichte. Doch der letzte Moretti, dieser politische wie poetische Film des idealistischen und sympathischen Kämpfers für (Kino-) Kultur, ist mehr als ein kurzlebiges Kampf-Pamphlet. Verwoben mit der Geschichte eines scheiternden Regisseurs und Mannes ist das vergebliche Projekt, einen ernstzunehmenden Beitrag für das Kino zu leisten.
 
"Der Italiener" beginnt aberwitzig überdreht, so herrlich schwachsinnig und klischeehaft, wie die Filme des liebevoll albern gezeichneten Filmproduzenten und Familienvaters Bruno Bonomo (wie immer herzergreifend: Silvio Orlando). Ganz der ewige Verlierer, verliert er nun gleichzeitig Filmstudio und Frau, aber im verkrampften Lachen zuckt es vorerst nur. In seiner Verzweiflung beginnt der Meister hirnloser Unterhaltung die Zusammenarbeit mit einer jungen, engagierten Autorin an "Il Caimano" (Der Kaiman, so der Originaltitel), einem Politfilm über Berlusconi. Abgesehen davon, dass Bruno dabei über viele eigene Schatten springen muss, stellen sich auch ungeahnte Schwierigkeiten in den Weg. Im persönlichen und beruflichen Zusammenbruch kristallisiert sich, dank des hoffnungslosen Filmprojekts ein neuer Bruno heraus...
 
Wie so oft in seinen persönlich engagierten Meisterwerken ("Liebes Tagebuch", "Das Zimmer meines Sohnes") verbindet Nanni Moretti scheinbar einfach Familie, Beruf und Politik. Im Herzen ist "Der Italiener" ein Trennungsfilm mit kleinen, sehr schönen menschlichen Momenten. Bis zum Finale, in dem Moretti in einer genialen dramaturgischen Volte selbst als Berlusconi auftritt und den Film auf den Kopf stellt. In diesem dämonischen Moment wird die Rahmenhandlung selbst zum Film-im-Film und der Kaiman zeigt ein letztes Mal kalt seine Zähne.
 
Im Gegensatz zu Jan Henrik Stahlbergs Guerilla-Film "Bye, Bye Berlusconi" äußert der Regisseur, Schauspieler, Vater, Kinobesitzer, Protest-Organisator Moretti eine kluge und komplexe Medienkritik. Das beginnt mit nett karikierten Reaktionen auf die eigenen Filme und endet äußert nachhaltig mit dem beklemmenden Gefühl, dass mit der Abwahl Berlusconis noch gar nichts erledigt ist...