28.8.06

Bandidas


USA, Frankreich 2006 (Bandidas) Regie: Espen Sandberg, Joachim Roenning mit Salma Hayek, Penélope Cruz, Steve Zahn 93 Min. FSK: ab 6
 
Fräulein Zorro und Robinchen Hood
 
Viva Mexico! Irgendwann ruft es Salma Hayeks Cowgirl Sara krampfhaft begeistert aus. Ein Scherz? Oder ein peinlicher Versuch des Hollywood-Stars, sich seiner Latina-Wurzeln zu versichern? Egal, ernst nehmen darf man diese formelhafte und komödiantische Reiter- und Räuberei nicht. Aber man muss auch ein paar Geschichten aus Gala und Co klauen, denn an sich geben die "Bandidas" nicht genug her.
 
Die Banken verdienen sich eine goldene Nase und schmeißen die kleinen Leute raus. Nicht aus ihren Job, das kommt später, im Wilden Spätkapitalismus. Im Wilden Westen wurden die armen Farmer brutal von ihrem kargen Land vertrieben, wenn man wieder eine Eisenbahntrasse quer durch Amerika trieb. Kennen wir aus "Spiel mir das Lied vom Tod" und der Hälfte der anderen Western. Diesmal trifft es auch die Väter von Sara (Salma Hayek) und Maria (Penélope Cruz), was sie im folgenden Kampf gegen das Kapital eint. Gemeinsam rauben sie Banken aus. Schön dämlich und ungeschickt, wie Frauen im Wilden Westen anscheinend sind. Bis sie Nachhilfe-Unterricht von einem Ausbilder in Sachen Bankraub (Sam Shepard) erhalten. Jetzt brauchen sie sich nur noch kussecht den Kriminologen Quentin (Steve Zahn) aus New York zu angeln, um ein As gegen den mörderischen Schurken Jackson (Dwight Yoakam) im Korsett zu haben.
 
Nett gegensätzlich werden die unterschiedliche Reit- und Lebensstile, die gegensätzlichen Attraktionen für diesen weiblichen Buddy-Film vorgestellt: Die raue, bodenständige Maria verliert beim TicTacToe gegen ihr Pferd und ist sonst nur ein wenig verrückt. Sehr süß verrückt soll sie im Sinne des Films wirken. Sara, die Gebildete aus besserem Hause, kriegt bei den Banküberfällen immer Schluckauf, kann dafür aber bis zehn zählen. Genug Material für einen Zicken-Streit zwischen Fräulein Zorro und Robinchen Hood.
 
Nach einem flotten Start vermisst man genau das, womit sich Erfolgsproduzent Luc Besson ("Taxi") gerade so hervorgetan hat: Die alten Genre völlig respektlos und in Hochgeschwindigkeit überdrehen. Bei den "Bandidas" ist nie was wirklich dramatisch, oft albern und lässt vor allem die beiden Hispano-Ladys gut aussehen. Kein Neo-Western, auf keinen Fall ein Remake von Louis Malles "Viva Maria!" mit Brigitte Bardot und Jeanne Moreau als singende, strippende und schießende Maria und Maria. Professionell aber ohne zündenden Funken pendeln die "Bandidas" zwischen mal sehr offensichtlich gemalten Kulissen und netten Postkarten-Landschaften umher. Nett auch der anhängliche Hund Marias, die Musik, die Kostüme ... Am besten kommt eigentlich die komische Nebenfigur weg: Steve Zahn wird gegen seinen hingebungsvollen Widerstand küssend in die Schenkelzange genommen. Als nicht ganz unfreiwillige Geisel begleitet er die Räuberinnen bei ihrem Kleinmädchen-Ausflug ins Land der Räuberfilme.