11.2.18

Die Grundschullehrerin

Frankreich 2016 (Primaire) Regie und Drehbuch: Hélène Angel mit Sara Forestier, Vincent Elbaz, Albert Cousi 105 Min. FSK ab 0

Französische Filme beschäftigen sich immer wieder mal mit Bildung und sind dabei kein Blödsinn - ein Hinweis auf eine wahre Kultur- und Kino-Nation! Nach dem Cannes-Sieger „Die Klasse" taucht auch „Die Grundschullehrerin" scheinbar ganz einfach in den Schulalltag einer Grundschule ein. Florence (Sara Forestier) ist eine leidenschaftliche Lehrerin. Sie arbeitet gegen die Legasthenie von Tara, fängt gleichzeitig die Streitereien und die Gehässigkeiten von Lamine und Timothée auf. Die überschwängliche Hilfe der Lernbegleiterin Madame Duru für ihre Inklusionsschülerin muss gebremst werden. Das Schulstück würde mit tollen Kostümen und Musik auch einer Theater AG gut stehen. Liebevoll behält die junge Lehrerin jeden im Blick. Nur ihren Sohn Denis, der auch in dieser 4. Klasse sitzt, nimmt sie nie dran - er weiß es ja sowieso. Als Sacha in ihrer Klasse strandet, stellt es sich heraus, dass er so stinkt, weil er alleine zu Hause lebt und das Geld der Mutter zwar für Fast Food reicht, aber die Wäsche nicht mehr frisch ist. Florence übernimmt selbstverständlich auch noch dieses Problem.

Dass die alleinerziehende Florence nie wirklich aus ihrer Schule rauskommt, macht auch ihre Wohnung im gleichen Gebäude klar. Sacha landet öfters hier, weil niemand ihn abholen kommt. Klar, dass Sohn Denis eifersüchtig wird. Der ist sowieso sauer, weil er mit seinem Vater auf Weltreise will und Mama das auf keinen Fall erlaubt. Wie sich „Die Grundschullehrerin" durch allgemeine Ambivalenz von anderen, nur gut gemeinten Filmen abhebt, zeigen auch die beiden Jungs: Man hat Mitleid mit Sacha und erschrickt, wie fies und hinterhältig er sein kann. Denis, der Junge aus besseren Verhältnissen, steht ihm dabei nicht nach.

Florence hat tatsächlich eine ganze Menge zu tragen und dann holt da auch noch dieser ganz nette Essens-Ausfahrer, der überhaupt nicht zu ihr passt, immer mal wieder Sacha ab. Sara Forestier glänzt eben nicht in dieser äußerst komplexe Rolle, sie bleibt immer völlig bodenständig und glaubwürdig. Gemäß ihrer eigenen Erkenntnis, dass auch die Lehrer lernen, erzählt der schöne Film vor allem die Geschichte, wie sie mal aus der Schule rauskommt.

„Die Grundschullehrerin" ist eine Hymne für alle engagierten Lehrer, die nicht perfekt sein mögen, aber mit großem Engagement ihren besten Job machen. Er geriet nicht so dokumentarisch wie Laurent Cantets Cannes-Sieger „Die Klasse", begeistert aber auch mit lauter Laien in den Kinderrollen (und ist ebenfalls in Grenoble angesiedelt). Dabei wirkt er bei aller Realitätsnähe mit ein paar Wundern auch mal ganz märchenhaft.