14.11.17

Teheran Tabu

BRD, Österreich 2017 Regie: Ali Soozandeh 96 Min. FSK: ab 16

Immer wieder mal werden im Film Gesichter übermalt, um den Diktatoren und Zensoren zu entgehen: Die Aussagen israelischer Soldaten über ihr Massaker in libanesischen Flüchtlingslagern verfremdete Ari Folman zum eindrucksvollen „Waltz with Bashir". Der nachträglich im Rotoskopie-Verfahren übermalte „Teheran Tabu" erzählt die Geschichte von einer Handvoll Menschen in Teheran, einer Stadt voller Verbote und doktrinärer Prinzipien.

Voller Doppelmoral regt sich ein Taxifahrer über seine Tochter auf, die händchenhaltend durch die Straßen geht, während ihm selbst eine Prostituierte gerade im Auto einen bläst. Ein muslimischer Richter besteht für eine Scheidung auf die Zustimmung des Mannes, der als Drogendealer im Knast sitzt. Er würde sich aber mit sexuellen Dienstleistungen umstimmen lassen. So reihen sich im Figurenreigen schematisch die Unmenschlichkeiten des Lebens und Klischees wie eine böse Schwiegermutter. In dieser Anklage ist niemand ambivalent gezeichnet, die Schicksale bleiben oberflächlich, schockieren nicht so sehr wie beispielsweise Bahman Ghobadis „Persian Cats". Erst als sich über die Verbindung der Menschen und Geschichten neue Abgründe auftun und die Brutalität der Gesellschaft zunimmt, können poetische Momente berühren.