27.11.17

Flatliners (2017)

USA 2017 Regie: Niels Arden Oplev mit Ellen Page, Diego Luna, Nina Dobrev, James Norton, Kiersey Clemons 110 Min.

„Flatliners" ist ein sehr spannender, effektiv inszenierter Film über Medizinstudenten, die mit der Grenze zum Tod rumspielen und dabei horrende Erfahrungen machen. Der „Flatliners" aus dem Jahr 1990 wohlgemerkt, inszeniert vom Spannungs-Profi Joel Schumacher und mit Kiefer Sutherland, Julia Roberts, Kevin Bacon, William Baldwin sowie Oliver Platt erstaunlich gut besetzt. 27 Jahre mit horrend steigenden Gesundheitskosten, die seitdem vergangen sind, wären ein guter Grund, den Film für ein paar Euro noch einmal zu sehen - oder neu zu inszenieren, für ein paar Millionen Euro. Allerdings ist „Flatliners 2017" wirklich genau der gleiche Kram, nur mit schlechteren Schauspielern und ein ganzes Stück billiger produziert - so flach, dass es ein Horror ist! Man hätte „Flatliners" wirklich nicht wiederbeleben sollen.

Fünf Medizinstudenten experimentieren mit dem Vorzimmer zum Jenseits. Courtney (Ellen Page) überrumpelt zuerst zwei Kommilitonen mit dem Versuch, nach einem künstlich erzeugten Herzstillstand die Nahtod-Erfahrung im MRT-Scanner zu dokumentieren. Erst der im letzten Moment herbei gerufene Ray (Diego Luna) kann Courtney wiederbeleben. Danach braucht sie nicht mehr zu lernen, weil sie sich an alles Mögliche erinnert, und kann nach 12 Jahren Pause plötzlich wieder richtig gut Piano spielen. Nun wollen auch die Kommilitonen die Flatline - die flache Linie des Herzmonitors - ausprobieren. Nach der als Routine-Veranstaltung ablaufenden Todeserfahrung tauchen allerdings - ebenso geistlos inszenierte - Schrecken aus der Vergangenheit im Leben der Studenten auf. Und wie in Stephen Kings „It", nur viel schlechter, muss jeder mit seinen Fehlern fertig werden.

Bei minimaler persönlicher Ausstattung der überarbeiteten jungen Mediziner voller Zweifel bekommen moralische Einwände im nicht besonders rasanten Ablauf gerade mal drei Halbsätze Zeit. Selbstverständlich ist der Horror wichtiger - ohne würde keiner dieses Filmchen nachdrehen. Aber weder die digital erzeugten Tunnelvisionen noch die Schrecken können Zuschauer aus der Langeweile-Flatline erwecken.

Dass die 25-jährige Sophia (Kiersey Clemons) den Mut fasst, bei ihrer Mutter auszuziehen, zeigt ungefähr, wie erwachsen die Themen ausgearbeitet wurden. In der Auflösung ist es geradezu peinlich, wie sich die fünf aus ihrer selbstverschuldeten Geisterstunde mit einer schnell hingeworfenen Entschuldigung retten können. Kiefer Sutherland, ein Überlebender des Originals, gibt jetzt einen Professor, der Medizinstudenten ausbildet und ihnen Druck macht. Ellen Page, das bekannteste Gesicht des Nachbaus, schaut lange Strecken wie tot in die Kamera und dann ist der Star tatsächlich bald hinüber. Auch schauspielerisch wurde gespart: Die weitgehend unbekannten James Norton als ein notorischer Anmacher Jamie und Kiersey Clemons als gestresste Studentin Sophia sind weitere Argumente, sich „Flatliners" aus 1990 anzusehen und nicht dieses missglückte Labor-Experiment von Regisseur Niels Arden Oplev („Verblendung").