16.10.17

Borg/McEnroe

Schweden, Dänemark, Finnland 2017 Regie: Janus Metz mit Sverrir Gudnason, Shia LaBeouf, Stellan Skarsgård, Tuva Novotny 103 Min. FSK: ab 0

Das Wimbledon-Finale von 1980, bei dem sich Björn Borg und John McEnroe ein sehr umkämpftes Fünfsatz-Duell lieferten, zählt man zu den Höhepunkten der Sport-Geschichte. Der angeblich eiskalte Schwede hatte die Gelegenheit, zum fünften Male Wimbledon zu gewinnen. Sein Gegner, der cholerische „Bad Boy" McEnroe, scheint als Aufsteiger ein ganz anderer Typ zu sein. „Borg/McEnroe" geht als reizvolle Doppelbiographie zurück in die Jugend der Tennis-Legenden.

Der 24-jährige Borg ist ausgebrannt, die Unsicherheiten, die ihm sein Trainer Lennart Bergelin (Stellan Skarsgård) austrieb und ihm damit die Eisberg-Mentalität verpasste, melden sich immer wieder. Die ersten Spiele übersteht der Favorit keineswegs souverän. Verzweifelt hält sich der verschlossene Athlet an seinen Spleens fest: Es muss immer wieder exakt der gleiche Volvo sein, der ihn abholt. Jeden Abend wird im Hotelzimmer des Trainers aus zig identischen Schlägern aufwendig der am besten bespannte ausgetestet.

John McEnroe (Shia LaBeouf) dagegen macht Party, beleidigt weiterhin Schiedsrichter und Publikum. Borg verfolgt fasziniert seine Spiele im Fernsehen. Denn als Kind war der Schwede auch so ein Choleriker. Der snobistische Tennisverband wollte ihn schon rauszuschmeißen, den talentierten Jungen aus einer Arbeiterfamilie. Bis Bereglin ihm unmenschliche Selbstdisziplin eintrichterte. Eigentlich ist Borg das gestresste Ekel, zweifelt an sich, meckert rum, entlässt den langjährigen Trainer. Aber auch der Amerikaner McEnroe kommt mit einem Rucksack voller Deformationen auf den Platz. Das hochintelligente Wunderkind aus sehr guten Verhältnissen konnte es seinen Eltern nie gut genug machen.

Bad Boy Shia LaBeouf spielt seinen Geistesverwandten vom Tennisplatz gefährlich nahe an der Grenze zur Lachnummer. Aber letztlich helfen die bekannten Markenklamotten aus der Ausstattungsabteilung der Glaubwürdigkeit kräftig aus. Sverrir Gudnason jedoch gewinnt mit seinem Borg letztendlich nicht nur das legendäre Match, er dominiert auch den Film: Das verschlossene Gesicht, in dem eine scheue Angst und ein enormes Maß an Selbstqual nicht zu verstecken sind, trägt die innere Geschichte dieses Sport-Dramas. Die Anfangs-Szene, in der Borg versucht, von seinem Heimat-Club in Monaco unerkannt zu Fuß nach Hause zu kommen, verströmt eine Panik, die überhaupt nicht zum Eisberg Borg passt.

Dem dänischen Regisseur Janus Metz gelingen vor allem solche kleinen Momente. Besonders stark ist auch die Rolle von Stellan Skarsgård als väterlicher Mentor und Trainer Lennart Bergelin. Am vermeintlichen Höhe- und Wendepunkt zweier Lebensgeschichten sucht er eine eigene Ästhetik für ein mit fünf Stunden Länge nicht besonders „fotogenes" Finale und macht dabei nur wenige Punkte. Die übliche Sport-Dramaturgie fällt seltsam uninspiriert aus. Was nicht das Schlechteste ist: Dass die beiden extremen Charaktere sich ineinander finden und aus dem bemerkenswerten Duell eine Freundschaft entsteht, ist weitaus besser anzusehen als die gewöhnliche Zerstörung des anderen.