1.5.17

Get out

USA 2017 Regie: Jordan Peele mit Daniel Kaluuya, Allison Williams, Catherine Keener, Bradley Whitford 104 Min.

Man darf sich vom Horror-Etikett bei „Get out" nicht erschrecken lassen, denn die bemerkenswerte Polit-Satire reiht sich als einer der interessantesten Beiträge afro-amerikanischer Stimmen des US-Kinos bei „Moonlight" und „The Birth of a Nation" ein. Dabei fängt es ganz harmlos an, als der Schwarze Chris (Daniel Kaluuya) mit seiner weißen Freundin Rose (Allison Williams) deren Familie im Grünen besucht. Die Farblehren des US-Alltags sind selbstverständlich ein Thema, die Schwarzweiß-Andeutungen nicht sehr subtil, wenn ein aggressiver Polizist das Paar auf der Straße anhält und mit dem großen Landsitz auch zwei schwarze Hausangestellte vorgeführt werden. Wohlgemerkt spielt „Get out" heute, Politik ist nicht nur in einem Gespräch mit Schwiegervater über Obama anwesend. Das ist erschreckend bis seltsam - nicht im Sinne von Horror sondern einfach, weil bittere Realitäten gezeigt werden.

Es wird aber immer seltsamer für Chris. Seine Schwiegermutter Missy (Catherine Keener) hypnotisiert ihn in ein tiefes, dunkles Loch hinein, bei einer sehr weißen Feierlichkeit verhält sich der einzige andere schwarze Gast merkwürdig und ein stummes Bingo-Spiel wirkt wie die Versteigerung eines Sklaven. Wenn sich dieser ganz selbstverständliche Horror des ersten Besuches bei den Eltern der Freundin in eine bizarre und krasse gesellschaftliche Parabel auflöst, gerät sie dann doch ein wenig blutig und eklig, bis der Kumpel von Chris mit viel Humor zur Rettung herbei eilt. Aber die starke Wirkung von „Get out" liegt eindeutig in der schlüssigen Umsetzung von heftigster ethnischer Alltags-Diskriminierung in einem guten Genre-Film. Der sehenswerte und auf der weißen Seite prominent besetzte Sarkasmus ist dabei vor allem mit dem Mystery-Stoff „Die Frauen von Stepford" (1975, 2004) verwandt und nur in der „Black Power"-Haltung mit „Moonlight" und Co.

Dass sich ausgerechnet das rassistische Denken in einer Überschätzung der Talente der Anderen selbst als Verlierer abstempelt, ist dabei ein sehr interessanter Gedanke. Die Herrschaft der Minderbegabten kann hier nur noch mit brutalen Methoden aufrecht erhalten werden.