22.5.17

Churchill

Großbritannien 2017 Regie: Jonathan Teplitzky mit Brian Cox, Miranda Richardson, John Slattery 106 Min. FSK: ab 6

Diese fragmentarische Biografie zum legendären britischen Militär und Premierminister Winston Churchill (1874-1965) setzt im Juni 1944 kurz vor dem D-Day ein und zeigt Churchill groß vor allem in dem, was heute noch nachklingt - seinen Reden. Damit versucht er anfangs, die „Operation Overlord", die lang geplante Landung der Alliierten, zu verhindern. Weil er im ersten Weltkrieg bereits die katastrophale Dardanellen-Invasion befehligt hatte (und danach zurücktreten musste) und weil der einst gefeierte Politiker mittlerweile zum Sonderling wurde, der vom US-General Eisenhower und seinen Generälen kaltgestellt wurde. Auch zuhause wahrt vor allem seine Ehefrau Clementine (Miranda Richardson) die Übersicht. Der alte Held ist Premierminister, fühlt sich aber unwichtig, mischt sich störend ein. Selbst der schwache, mit Mühen nicht stotternde König George VI. spricht ihm wie ein kleines Kind zu: „Machen sie es Ike und Monty nicht so schwer!" Und dieser kurze Satz von James Purefoy steht in einer der wenigen stärkeren Szenen des schwachen Films.

In einer schaurig visionären Eröffnungs-Szene färbt sich beim Strandspaziergang das Wasser blutrot. Mit dieser bildlichen Erinnerung an die Dardanellen hat der Film sein künstlerisches Pulver bereits verschossen. Der Rest ist recht monothematisch und beschränkt auf eine kurze, nicht die ruhmreichste, Lebensphase Churchills. Allerdings wird es hier als Senilität ausgelegt, dass Churchill als Einziger an die Leben und das Sterben der Soldaten denkt. Beschränkt ist nicht nur der zeitliche historische Ausschnitt von einigen Tagen, auch das Leben von Churchill wird auf eine Krise in der späten, zweiten Karriere reduziert. Brian Cox ist damit als Hauptdarsteller unterfordert. Selbst Miranda Richardson hat als streng liebevolle Ehefrau Clementine Churchill einen stärkeren Part.

Am Ende dieser begrenzten Psychoanalyse von Winston Churchill gibt es einen Moment der Besinnung durch den Aufschrei seiner ansonsten getriezten Sekretärin, ein paar persönliche Geständnisse im letzten Akt und dann noch eine Rede. Endlich eine Rede, bevor dieses Biopic-Fragment zu sentimental menschelnd ausklingt.