4.4.16

Ein Mann namens Ove

Schweden 2015 (En man som heter ove) Regie: Hannes Holm mit Rolf Lassgård, Filip Berg, Ida Engvoll, Bahar Pars 117 Min. FSK: ab 12

Oh, weh! Da kommt wieder so ein verknöcherter, griesgrämiger Alter daher, der an allem rummeckert und keine Freundlichkeit mehr ins Leben lässt. Doch zum Glück dieses wunderbaren, vor Hoffnung überfließenden Films gehört die Erkenntnis, dass selbst dieser Super-Muffel noch die Kurve zu einer herrlich rührenden Öffnung bekommt.

Die Stimmung in „Ein Mann namens Ove" schwankt zwischen herrlich und traurig, wenn man diesen Siedlungs-Controletti, diesen Blockwart in der Tristesse einer eingezäunten Einfamilienhaus-Siedlung erlebt. Der Witwer Ove (Rolf Lassgård) überwacht für die Eigentümer-Gemeinschaft als Ex-Vorstand das Fahrverbot, die Sauberkeit und das Abstellen von Fahrrädern. Ein Pedant auch in Hinblick auf den Sprach-Missbrauch der Mitmenschen, ein handwerklicher Perfektionist, der ebenso konsequent seinen Selbstmord angeht. Denn er vermisst seine kürzlich verstorbene Frau sehr und findet ansonsten keinerlei Freude mehr im Leben.

Nun reichen die immer irgendwie scheiternden Selbstmordversuche gerade für ein paar Rückblenden und Erinnerungen: Schon Oves verwitweter Vater vergrub den Schmerz in sich, sprach nicht viel und umarmte seinen Sohn zu selten. Stoisch nimmt Ove, der schon immer etwas autistisch mit guter Laune umging, Schicksalsschläge und Glücksmomente hin. Seine lebendige und lustige Frau Sonja ist ein letzterer, mit Ida Engvoll in dieser herzlichen und immer optimistischen Rolle auch für den Film.

In der Gegenwart zwischen den Selbstmordversuchen ist es Oves neue persische Nachbarin Parvaneh (Bahar Pars), die ihn zu nehmen weiß. Sie entdeckt und attackiert zielgerichtet sein gutes Herz. Für ein paar Fahrstunden spannt sie ihn zum Babysitten und wieder richtig in den Umgang mit anderen Menschen ein. Alte Gräben in der Siedlung werden überwunden, eine wunderbare Nachbarschaft blüht auf. Doch wie sagt es Ove so treffend: „Es ist schwer zuzugeben, dass man falsch lag, vor allem wenn man länger falsch lag." Aber selbst er lernt, dass auch er es nicht ohne Hilfe schafft.

„Ein Mann namens Ove" ist eine Literatur-Verfilmung oder besser Verkaufserfolgsbuch-Verfilmung nach Fredrik Backmans gleichnamigem Roman ohne eine Spur trockenem Bücherstaub. Dafür mit viel Spaß an miesepetrigen Aktionen, die nicht wirklich böse gemeint sind, und dem Glück einer sehr schönen Sicht auf das Leben. Neben dem verbitterten alten Mann, dessen Auftauen einige der freudigsten Momente des bisherigen Kinojahres bereitet, besiedeln diesen Film eine ganze Reihe weiterer toller Figuren und Typen. Rolf Lassgård wirkt wie der perfekte Ove. Die Geschichte eines Mannes, der an zu großem Herzen leidet, gibt vor allem Hoffnung, dass es nie zu spät ist, sich zum Besseren zu ändern.