20.7.15

Um jeden Preis (2014)

Dänemark, BRD 2014 (I am here) Regie: Anders Morgenthaler mit Kim Basinger, Jordan Prentice, Sebastian Schipper, Peter Stormare 94 Min. FSK: ab 16

Wenn Dänen Kinderfilme machen, sind die entweder besonders gut und „kindgerecht" oder das Kinderthema gerät zum Horror - siehe Lars von Triers „Antichrist" oder aktuell Susanne Biers „Zweite Chance" um ein geklautes Baby. Im Kindesraub sieht auch die erfolgreiche Geschäftsführerin einer Speditionsfirma (Kim Basinger) nach acht Fehlgeburten ihre letzte Chance. Obwohl Maria bei der letzten sogar fast starb, obwohl ihr im Leben mit dem Filmemacher Peter („Victoria"- und Filmemacher Sebastian Schipper) sonst nichts fehlt.

Eine weitere Hauptrolle in dem sehr perfiden, kunstvollen und irritierenden Psychohorror „Um jeden Preis" spielt die Stimme eines ungeborenen Kindes, das Maria zu völlig irrationalen Handlungen verführt. Die verstörte Frau fährt, mit SUV und Geldbündeln gewappnet, zu einem tschechischen Kaff, in dem als „Abfall" der Straßenprostitution Babys verkauft werden sollen. Als Mitfahrer und Helfer liest sie den kleinwüchsigen Junkie „Petit" (Jordan Prentice) auf, der sie erst reinlegen will und dann nach seltsamen Fügungen doch mit dem geklauten Kleinkind einer Kinder-Prostituierten zurückkommt.

Der dänische Autor und Regisseur Anders Morgenthaler („Princess") wurde hier tatsächlich durch Lars von Triers Zentropa produziert, auch wenn die krude, mal betörende, mal schockende Geschichte mehr Ähnlichkeiten mit einem anderen Dänen, mit Nicolas Winding Refn („Drive", „Only God forgives") aufweist. „Um jeden Preis" verläuft nach dem poetischen Erscheinen der Ungeborenen als luftige Feen-Gestalt wie eine esoterisch losgelöste Kinderbeschaffung. Losgelöst vor allem auch von moralischen Bedenken, die sich dann sehr brutal und konkret in fünf Minuten Thriller mit russischem Zuhälter (Peter Stormare) zurückmelden.

Kim Basinger, die als 61-Jährige eine 40-Jährige spielt, trägt als hier großartige Darstellerin eine sehr seltsame Geschichte, die sich nicht um das Übliche oder Moral kümmert. Neben „Victoria"-Regisseur Sebastian Schipper spielt sein norwegischer „Victoria"-Kameramann Sturla Brandth Grøvlen noch eine wichtigere Rolle: Die Bilder sind faszinierend, zart, poetisch verträumt. Bevor dann die nächste Wendung auch schon mal in die Magengruppe knallt. „Um jeden Preis" wurde hier ein eigensinniger Film realisiert, ohne Rücksicht auf normierte Kino-Konventionen. Ein nachhaltiges Erlebnis, wenn auch nicht unbedingt ein angenehmes.