13.7.15

Desaster

BRD 2015 Regie: Justus von Dohnányi mit Justus von Dohnányi, Jan Josef Liefers, Stefan Kurt, Anna Loos, Milan Peschel 90 Min. FSK: ab 12

So gutes Genre aus deutschen Landen hat man lange nicht gesehen: Das „Desaster" von Regisseur und Hauptdarsteller Justus von Dohnányi ist ein kriminell komischer Sommerhit mit Jan Josef Liefers, Anna Loos, Milan Peschel und Stefan Kurt wie man sie noch nie gesehen hat.

In Saint-Tropez prallt enorm viel kriminelle Energie zusammen und schlägt äußert humorvoll Funken: Der Schweizer Staatsanwalt Dr. Jürg Würsch (Stefan Kurt) will in Südfrankreich gegen ein hübsches Sümmchen dem skrupellosen Gangsterboss Mischa (Milan Peschel) die Identität eines Kronzeugen verraten. Zudem verspricht Mischas attraktive Gattin Lydia (Anna Loos) dem steifen Juristen reizvolle Boni. Die bekommt schon der knackige Bootsmann Johann (Max Simonischek) und einer der Beteiligten würde sie gerne wieder erhalten. Aber auch Würsch treibt ein doppeltes Spiel. Der Anwalt hat die beiden Profikiller Ed (Justus von Dohnányi) und Mace (Jan Josef Liefers) angeheuert, Letzterer kann sehr überzeugend „Ich beiß dich tot" sagen.

Dieses kriminell gute Duo legt fast im Minuten-Takt Tarantino-Dialoge auf deutsch hin. Da zahlt es sich aus, dass Autor und Regisseur Justus von Dohnányi (zuletzt der Verdächtige aus dem Petzold-Polizeiruf „Kreise"), der auch noch den doofen Ed spielt, clever viel Zeit ins Drehbuch investierte, während der Dreh mit Bekannten aus seiner Thalia Theater-Zeit (Jan Josef Liefers, Stefan Kurt, Oscar Ortega Sánchez) nur lächerliche 700.000 Euro kostete.

Der liebe Liefers kahlrasiert als psychotischer Killer! „In sich gekehrt und verrückt", wie ihn Autor von Dohnányi beschreibt. Das ist mehr Bruce Willis als Süßwaren-Verkäufer und Schwiegermutterliebling. Jan Josef Liefers klopft mit dieser tollen Darstellung endlich mal wieder an seine Leistung von „Knockin' on Heavens Door" an. Aber auch Milan Peschel („Der Nanny", „Schlussmacher", „Halt auf freier Strecke") legt den sadistischen Gangster Mischa („Ich brauch irgendwas zum töten") so hin, dass es im Zwerchfell nur so kracht. Wie er mit einem Blowjob auf 100 km als gefährlicher Rächer aus Hamburg heranrast, ist ebenso herrlich blöd, wie der Unfall, der seiner Mutter (Angela Winkler) das Genick bricht. Auch der „Bodycount", die Zahl der hinterhältig und gemein von den anderen Hinterhältigen und Gemeinen sowie dem übelsten aller, dem Schicksal Dahingerafften, kann international mithalten. Treffliche Match Cuts, komische Parallelmontagen, dreiste Verführungen, Rammstein ähnliche Musik vollenden diesen Sommer-Spaß.

Das ist schwarzer Humor unter mediterraner Sonne vom Feinsten, dieses „Desaster" braucht sich vor britischen Meisterwerken des Genres wie „Sexy Beast" mit Ray Winstone nicht zu verstecken. Auch nicht im obligatorischen Pool, der selbstverständlich ebenfalls seine Leiche abbekommt. Nur dass unter den vielen, vielen Ideen, von denen einige auch albern sein dürfen, die Spannung zu kurz kommt, macht den kleinen Unterschied.