7.7.15

Den Menschen so fern

Frankreich 2014 (Loin des hommes) Regie: David Oelhoffen mit Viggo Mortensen, Reda Kateb, Angela Molina 102 Min. FSK: ab 12

Der in Frankreich lange verdrängte Algerienkrieg (1954-62) erhielt 1963 durch Godards „Der kleine Soldat" und dann erst wieder 1992 durch Taverniers „La guerre sans nom" filmische Aufmerksamkeit. Regisseur David Oelhoffen erzählt nun in seinem stillen, intensiven Film „Den Menschen so fern" nach Albert Camus' Kurzgeschichte „L'Hôte" („Der Gast") von dem mutigen spanisch-stämmigen Lehrer Daru (Viggo Mortensen) in Algerien. Er lehrt die Kinder etwas von der Kolonialmacht Frankreich, aber auch vom Ursprung der Schrift im Orient. Als man ihm im Atlasgebirge abgelegenen Schulgebäude einen Häftling namens Mohamed (Reda Kateb) übergibt, gerät Daru zwischen den Fronten. Französische Siedler und seine algerischen Nachbarn wollen den Gefangenen ermorden, der einen Verwandten getötet hat.

Begleitet durch Musik von Nick Cave und Warren Ellis verläuft der ergreifende Film still und bedächtig, ähnlich wie der grandiose „Von Menschen und Göttern" (Regie: Xavier Beauvois) über das Zusammenleben von französischen Mönchen in Algerien unter islamistischer Bedrohung des Jahres 1992. Die beiden Männer ziehen wie im Western durch menschleere Wüsten und Berge, geraten zwischen die Fronten und lernen einander kennen und vertrauen. Dacu will Mohamed das Leben retten, aber der besteht auf Gerechtigkeit - selbst wenn sie seinen Tod bedeutet.

Oelhoffen verlagert Camus' Kurzgeschichte aus dem Schulgebäude in die offene Weite, unterbricht die Reise immer wieder durch brutale Gefechte oder Gefangenennahmen und setzt zwischendurch einfach schöne Ideen um: In der verlassenen Hütte ohne Dach, dass im strömenden Regen dann doch keinen Schutz bietet, zündet der Lehrer pantomimisch ein Feuer an.

Die sehr präsente und gegenwärtige Erzählung, klagt Kriegsverbrechen an, wehrt sich gegen Blutrache, entdeckt Aufrichtigkeit und Freundschaft in einer von Ablehnung bestimmten Epoche. Eindrucksvoll ist vor allem die Haltung, nach Verständnis zu suchen und sich selbst - oder vor allem - in Zeiten des Krieges dem Gegeneinander zu widersetzen.