28.7.15

Still the Water

Japan, Frankreich, Spanien 2014 (Futatsume no mado) Regie: Naomi Kawase mit Nijirô Murakami, Jun Yoshinaga 121 Min. FSK: ab 6

Die Japanerin Naomi Kawase gehört zu den ganz großen Poetinnen des internationalen Festivalkinos. Bereits für ihr Debüt „Moe no suzaku" erhielt sie 1997 in Cannes die „Caméra d'Or" und dann 2007 den Großen Preis der Jury für „Mogari No Mori - Der Wald der Trauer". Nun erzählt sie in „Still the Water" die Geschichte der zärtlichen aber schwierigen Annäherung zweier junger Menschen und ihrer Familiendramen.

Kyoko stürzt sich immer direkt mit der Schuluniform ins geliebte Meer. Kaito hat hingegen Angst und Respekt. Sie fahren gemeinsam zur Schule und sehr vertraut zusammen auf seinem Rad durch den Ort, an der Küste entlang. Dann ein verwegener Kuss von ihr, das Gespräch vorher auf Sex gebracht, weil das ja so sei, wie mit dem Wasser vereinigt zu sein. Doch der introvertierte Kaito kommt nicht über die Trennung seiner Eltern hinweg. Seine Freundin Kyoko muss sich mit dem nahenden Tod ihrer schwer kranken Mutter auseinandersetzen. Kyoko muss ihrerseits mit dem Abschied von der schwer kranken Mutter fertigwerden.

Trotz dieser Dramen verbreitet „Still the Water" immer wieder herrliches Sommergefühl, angereichert mit schönen Einblicken in das Leben an der japanischen Küste. Dies ist ein Muss von Film, schon allein wegen der wunderbaren Wasser-Aufnahmen. Hier sprechen Pflanzen, Landschaften und Panoramen ebenso zur Kamera wie die Figuren. Das weltweit gefeierte Meisterwerk ist vielfältig faszinierend wie kaum andere Filme. Dabei gleichzeitig dicht und ruhig.

27.7.15

Gefühlt Mitte Zwanzig

USA 2014 (While we're young) Regie: Noah Baumbach mit Ben Stiller, Naomi Watts, Adam Driver, Amanda Seyfried 98 Min. FSK: ab 0

Der Dokumentarfilmer Josh (Ben Stiller) und seine Frau Cornelia (Naomi Watts) genießen als 40-Jährige ihr kinderloses Leben in New York bis sie Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) kennen lernen. Das Paar ist Mitte Zwanzig, er junger, ziemlich affektierter Dokumentarfilmer, sie macht Eis-Creme. Die Begegnung wirkt wie eine Frischzellenkur für Josh und Cornelia: Während die alten Freunde auf infantilen Kinderbelustigen veröden, landet sie bei einem fortgeschrittenen HipHop-Kurs. Josh besorgt sich ein Fahrrad und Hipster-Hut, was der Film gleich für noch ein Godard-Zitat nutzt.

Die Vierziger sind selbstzufrieden und auch ohne finanziell erfolgreiche Projekte arriviert. Streicheln ihre Elektrogeräte, werfen mit hochgestochenen Theorien und Vorhaben um sich. Dagegen leben die jungen Hipster voll retro in ihrer analogen Wohnung mit Videos, Schallplatten und Büchern. Sie gogglen nicht gleich alles - „das wäre zu einfach".

Völlig begeistert von dem 25 Jahre jüngeren Pärchen, machen die Senioren abends plötzlich wieder was und dann auch noch was Zweites. Jamie will Josh als Ko-Regisseur für sein Projekt, Facebook vor der Kamera real zu machen, also wirklich mit den Leuten zu reden, die einen die Freundschaft antragen. Der erste, der ihn kontaktiert, ist ein Veteran, der nach einem Selbstmordversuch in der Psychiatrie landete. Doch Josh erweist sich, während er seinen älteren Ko-Regisseur als Stichwortgeber inszeniert, als sehr manipulatives, rücksichtslos berechnendes Bürschchen, ebenso ein- wie ausnehmend.

Nach „Frances Ha" glaubte man, der spezielle federleichte Blick Baumbachs würde dank der Hauptdarstellerin Greta Gerwig so großartig funktionieren. Doch Baumbach gelingt die gleiche, wunderbare Leichtigkeit auch mit einer älteren Generation. Denn nach viel herzerfrischendem Spaß und einer bemerkenswerten Diskussion über die Ethik des Dokumentarfilms erweist sich „Gefühlt Mitte Zwanzig" doch wieder als weiterer Schritt des Erwachsenwerdens.

Mit der speziellen Note, dass mit Ben Stiller und Naomi Watts zwei sehr bekannte Schauspieler völlig aus der Rolle fallen. Sie machen sich lächerlich, aber das völlig glaubhaft. Selbst während einer drogenunterstützten Meditationssitzung, bei der sie sich zu der Vangelis-Melodie von „Blade Runner" wortwörtlich auskotzen und dann noch etwas aussprechen. Dazwischen immer Gedanken und Diskussionen über Freiheit der Kunst, Förderung vom Staat oder vom berühmten Schwiegervater. Tatsächlich muss man hier die Formulierung aufgreifen, dass Regisseur Noah Baumbach („Der Tintenfisch und der Wal", „Margot und die Hochzeit", „Greenberg") der „Woody Allen für eine neue Generation" ist. Allerdings ist er in seiner leichten, beglückenden Stimmung doch ganz anders und deshalb unbedingt zu entdecken und zu erleben.

Die getäuschte Frau

Niederlande, BRD, Belgien 2015 (Zurich) Regie: Sacha Polak mit Wende Snijders, Sascha Alexander Geršak, Barry Atsma 89 Min.

Da steht eine Frau neben ihrem halb in einem Kanal gestrandeten Auto. Und auf der Straße lauert ein Gepard! Was für ein atemberaubender Start für Sacha Polaks Nachfolger von „Hemel"! Protagonistin ist diesmal Nina, eine spröde und verschlossene, verlorene Frau, die sich auf Rastplätzen rumtreibt und unvermittelt Nähe sucht. Allmählich verrät der Film die Trauer hinter ihrem Verhalten: Ninas Mann, ein LKW-Fahrer, hatte einen tödlichen Unfall. Später stellt die Trauernde fest, dass er noch eine zweite Familie hatte.
„Die getäuschte Frau" ist wieder ein Film, der seinen Zuschauern durchaus etwas zutraut. Hier wird nicht alles bis ins letzte Detail erklärt, vielmehr versteht sich der Zustand von Nina über Handlung, Schnitte und Bildatmosphäre. Während „Hemel" noch mit seiner elliptischen Inszenierung packen konnte, wirkt diesmal die Konstruktion mit Vor- und Rückblende um ein extrem tragisches Ereignis.

The Vatican Tapes

USA 2015 Regie: Mark Neveldine mit Olivia Dudley, Michael Peña, Dougray Scott, John Patrick Amedori 91 Min. FSK: ab 16

Nicht dass hier jemand an „DaVinci Code" oder ähnlich Spannendes aus den Archiven unterm Heiligen Stuhl denkt: Die „Vatican Tapes" bezeichnen nur billiges Klebeband, mit dem diese Exorzismus- und Horror-Versatzstücke mehr schlecht als recht zusammengeflickt wurden. Das sehr mäßige Filmchen verschreckt zwar schon in den ersten Minuten, um daraufhin lange zu langweilen, während sich unerklärlich irgendein Satan in der jungen Angela (Olivia Dudley) bemerkbar macht. Düstere Veränderungen im Spiegelbild, komische Stimmen auf der Tonspur, eine Attacke aus „Die Vögel". Kein Geheimnis, keine Überraschung, keine Ideen. Ob der Teufel uns wohl mit öden Filmen quälen will? Ab und zu schneidet man Videoaufnahmen dazwischen, die dem Ganzen aber weder mehr Sinn noch irgendwie Spannung geben.

Alles wissen nach fünf Minuten, dass ein Exorzist ran muss, doch der Film kapiert es erst nach einer Stunde. Dann Kopfdrehen im Ansatz, Verrenkungen und Untertitel wenn Angela (!) teuflisch im Originalton spricht. Das ist dann unfreiwillig sehr albern und wird nur noch so gerade von der Darstellerin Olivia Dudley gerettet: Sie ist mit dunkel geschminkten Augen nett dämonisch. Und reizvoll fies, wenn sie Babys umbringen will und ihre Psychiaterin entblößt. Doch hier wurde nicht nur der ewig gleiche Hexenzauber aufgewärmt, hier scheiterte jemand sogar beim simplen Nachmachen tausender Horror-Vorgänger.

Slow West

Großbritannien, Neuseeland 2015 Regie: John Maclean mit Kodi Smit-McPhee, Michael Fassbender, Ben Mendelsohn, Caren Pistorius 86 Min. FSK: ab 12

In den letzten Jahren ging der Western nicht nur weiter nach Westen, wie es sich gehört, er drang auch immer tiefer in düstere Regionen des Menschlichen vor. „Slow West" setzt diese moderne Tradition fort, wobei er seinen fesselnd ernüchternden Treck mit grandiosen und leuchtenden Bildern ausstattet.

Der Bürgerkrieg ist schon eine Weile vorüber, ehemalige Soldaten treiben sich herum und massakrieren verstreute Indianer. In einen derart wilden Westen kommt der wohlhabende 16-jährige Jay Cavendish (Kodi Smit-McPhee), Sohn aus gutem, schottischem Hause. Ausgestattet mit ungeladener Pistole, Kompass und Reiseführer will der gebildete, kleine Poet seine Jugendliebe Rose Ross (Caren Pistorius) wiederfinden, mit deren Schicksal er tragisch verbunden ist.

Ein Tourist mit geringen Überlebens-Chancen, liefe er nicht dem abgebrühten Silas Selleck (Michael Fassbender) über den Weg: Dieser Kopfgeld-Jäger kommt direkt zur Sache, erschießt ein paar skalpjagende Ex-Soldaten und macht fortan gegen Bezahlung den Babysitter für den naiven schottischen Jungen. Scheinbar. Denn tatsächlich will auch er die Liebe des Jungen finden, die inzwischen steckbrieflich gesucht wird.

Selleck staunt im Off-Kommentar über Jays begeisterte, positive Sicht auf eine Welt, die für ihn selbst nur Verbrecher und Gefahren birgt. Ja, „Slow West" ist, wie „True Grit" dem Western der Coen-Brüder mit Jeff Bridges, ein Spätwestern im pessimistischen Blick auf die Bestie Mensch, dabei ist die schottische Vorgeschichte von Jay auch nicht ohne. Doch außer mit dem immer wieder großartigen Michael Fassbender („Inglourious Basterds", „Shame", „X-Men", „Prometheus", „12 Years a Slave") begeistert „Slow West" mit traumhaften Bildern. Manchmal von einem Alptraum, wie dem Gemetzel an Indianern, aber selbst im Düsteren immer hell strahlend.

Michael Fassbender gibt einen Kopfgeld-Jäger mit faszinierender Ruhe und Gefasstheit, während sich die Leute um ihn herum umbringen. Wie bei einem bitter sinnlosen Gemetzel in einem Lebensmittelladen bei dem zwei kleine Waisen übrig bleiben. Lakonisch und wortkarg wie der Cowboy verläuft auch der gar nicht so langsame Film bis zu seinem irren Finale mit großartigem Shootout. Aber nicht ohne Humor, wenn Selleck und Jay beispielsweise das Skelett eines Holzfällers unter dem von ihm selbst gefällten Baum bestaunen und Darwins Auslese der Fittesten hier am Werk vermuten. „Shooting Star" Kodi Smit-McPhee, der mit der Bestseller-Verfilmung „The Road" bekannt wurde und zuletzt in „Planet der Affen: Revolution" eine Hauptrolle spielte, macht auch in diesem ungewöhnlichen und reizvollen Western wieder eine gute Figur.

„Slow West" ist das Kinodebüt des Schotten John Maclean, Gründungsmitglied der Indie-Band „The Beta Band". Zuvor hatte der Regisseur und Drehbuchautor für den Kurzfilm „Pitch Black Heist" bereits einen BAFTA Award gewonnen. Seine Weltpremiere feierte „Slow West"2015 beim Sundance Film Festival, wo er mit dem Grand Jury Prize ausgezeichnet wurde.

Ooops! Die Arche ist weg...

BRD, Irland, Belgien,Luxemburg 2015 (All Creatures Big and Small / Ooops! Noah is Gone...) Regie: Toby Genkel 87 Min. FSK: ab 0

Sehr bunte Plüschtiere und plüschig animierte, richtige Tiere beleben die Welt knapp vor der Sintflut. Doch keine Sorge: Ein Löwe, das Nashorn und ein Flamingo organisieren das recht bürokratische Einchecken auf der Arche von Noah (der nie zu sehen sein wird). Die Fahrgäste sind aufgeteilt in Karnivoren und Vegetarier, für die Reise gilt ein zeitweises Verbot, andere Passagiere zu verspeisen. Doch der jugendliche Nestrier Finny und sein Vater Dave müssen draußen bleiben.

Nestrier? Nie gehört? Ja, es gibt in „Ooops! Die Arche ist weg..." ein paar schillernde Wesen, die uns unbekannt vorkommen - logisch, denn sie hatten halt keine Fahrkarte für die Arche! Doch der niedlich trottelige Papa Dave schafft es, sich auf das Rettungsboot zu schmuggeln, indem es sich als grimmiger Grymp ausgibt. Was dem ebenfalls alleinerziehenden Grymp-Weibchen in der gemeinsamen Kreuzfahrt-Kabine mächtig auf die Nerven geht. Richtig sauer wird sie allerdings, als klar wird, dass der Nestrier-Junge Finny zusammen mit dem Grymp-Mädchen Leah die Abfahrt verpasste und nun mitten in einem aufregenden Abenteuer steckt.

Das muss man dieser chaotischen Bootstour lassen: Sie verläuft wirklich fantasiereich und reichlich verrückt. Da hat sich das Team aus vier Autoren - meist kein gutes Zeichen - reichlich was einfallen lassen. Ein Spiegelkabinett sogar oder die immer wieder erstaunlichen Einrichtungs-Einfälle von Finny. Und wie schon an der Hauptfigur zu sehen war, auch in einer Kristallhöhle eine große Freude an leuchtenden Neon-Farben. Gejagt von zwei hungrigen Flughunden muss sich das grimmige, eigenständige Mädchen mit dem geselligen, kuscheligen Einrichtungsspezialisten Finny anfreunden. Bald sind sie mit dem dicken bemoostem Landwal Obesey und seiner winzigen parasitären Schnecke Stayput sehr langsam aber stetig auf der Flucht vor der Flut. Die nette Geschichte mit den meist sympathischen Figuren ist dabei mit vielen guten Ideen auch noch spannend und action-reich.

Regisseur Toby Genkel war nicht nur 2003 an „Werner - Gekotzt wird später!" beteiligt, auch „Das doppelte Lottchen" (2007) oder „Thor - Ein hammermäßiges Abenteuer" (2011) tragen seine Handschrift.

21.7.15

It Follows

USA 2014 Regie: David Robert Mitchell mit Maika Monroe, Keir Gilchrist, Daniel Zovatto 100 Min. FSK: ab 12

Es ist ein Horror, wie Teenager nach den ersten sexuellen Erfahrungen immer in ihr gräuliches Unglück rennen. Nur diesmal nicht, denn „It follows" ist sehr, sehr guter Indie-Horror mit Stil und Verstand: Die erste Tote im Schock-Epilog wird wie eine surreale Dali-Figur abgeknickt, dazu übersteuerte Synthesizer-Klänge wie einst bei „Halloween". Aber dann umhüllen die sorgsamen Bilder die junge Jay (Maika Monroe) mit der Verträumtheit des behüteten Erwachsenenwerdens von Sofia Coppolas „The Virgin Suicides" in einer aufgeräumten Vorstadt, unter der etwas von David Lynch lauern könnte. Es ist selbstverständlich die verbotene, reizvolle und bedrohliche Sexualität, die auch hier Auslöser ist. Nicht für ein automatisiertes Abstrafen, sondern für eine unheimliche Bedrohung.

Der Sex gibt etwas weiter in „It follows", Jay bekommt es von einem eigentlich netten Typen. Samt Bedienungsanleitung: Es kommt in unterschiedlicher Gestalt zu dir, als Fremder oder Bekannter. Entweder gibst du es wieder weiter oder es bringt dich um. Die sehr originelle Bedrohung durch leicht vermoderte, immer wechselnde Gestalten, die nur Jay sehen kann, steigert sich zu packender Höchstspannung. Denn die wandelnden Leichen sind langsam, aber trotzdem tödlich. Das erinnert etwas an den herrlichen Kurzfilm „The Horribly Slow Murderer with the Extremely Inefficient Weapon" über den Tod durch einen Teelöffel. Ist aber mit unbekannten, aber guten Darstellern, langsam anziehender Spannung und der großartigen Bildgestaltung von Kameramann Mike Gioulakis ein seltener Glücksfall im Horror-Genre.

Becks letzter Sommer

BRD 2015 Regie: Frieder Wittich mit Christian Ulmen, Nahuel Pérez Biscayart, Eugene Boateng, Friederike Becht 99 Min. FSK: ab 12

Nur ein junges Talent kann den Enddreißiger und Musiklehrer Robert Beck (Christian Ulmen) aus seiner Lethargie erwecken: Rauli (Nahuel Pérez Biscayart), ein Einwanderer aus Litauen, ist schlecht in der Schule, aber ein guter Gitarrist. Beck will nun mit dem Jungen seine gescheiterten Träume von einer Musikerkarriere erfüllen. So weit, so verständlich und mit neuer Freundin für Beck ganz nett verlaufend. Doch Becks Entscheidung, die Karriere des Zöglings für die eigenen Songs aufs Spiel zu setzen, und als das nicht klappt, völlig auszurasten, all das wirkt willkürlich und nicht nachvollziehbar. Beim Andrehen der dramaturgischen Schraube (Koautor: Oliver Ziegenbalg, „13 Semester", „Russendisko", „Frau Müller muss weg") fällt dann gleich alles auseinander: Dass der gute Freund Charlie (Eugene Boateng) zusammenbricht, die neue Freundin (Friederike Becht) nach Italien zieht und dann auch noch der Hund vom Freund überfahren wird. Nach einem kurzen Schwenk ins Tragische bringt auch die Unterstützung von Roadmovie-Routinen keine substantielle Verbesserung.

Nach Benedict Wells gleichnamigen Roman hat „Becks letzter Sommer" gut gewählte Darsteller, aber nur einige gute Momente, denen der Zusammenhang fehlt. Bewährt ist der Charme von Ulmen wieder als ein kindlicher Teddybär, der sich ab und zu raus traut, um im richtigen Leben was zu bewegen. Der durchgehend nette Unterhaltungsfilm hat mit Nahuel Pérez Biscayart als hoffnungsvolles Talent Rauli eine passende, aber nicht umwerfende Figur dabei.

20.7.15

Um jeden Preis (2014)

Dänemark, BRD 2014 (I am here) Regie: Anders Morgenthaler mit Kim Basinger, Jordan Prentice, Sebastian Schipper, Peter Stormare 94 Min. FSK: ab 16

Wenn Dänen Kinderfilme machen, sind die entweder besonders gut und „kindgerecht" oder das Kinderthema gerät zum Horror - siehe Lars von Triers „Antichrist" oder aktuell Susanne Biers „Zweite Chance" um ein geklautes Baby. Im Kindesraub sieht auch die erfolgreiche Geschäftsführerin einer Speditionsfirma (Kim Basinger) nach acht Fehlgeburten ihre letzte Chance. Obwohl Maria bei der letzten sogar fast starb, obwohl ihr im Leben mit dem Filmemacher Peter („Victoria"- und Filmemacher Sebastian Schipper) sonst nichts fehlt.

Eine weitere Hauptrolle in dem sehr perfiden, kunstvollen und irritierenden Psychohorror „Um jeden Preis" spielt die Stimme eines ungeborenen Kindes, das Maria zu völlig irrationalen Handlungen verführt. Die verstörte Frau fährt, mit SUV und Geldbündeln gewappnet, zu einem tschechischen Kaff, in dem als „Abfall" der Straßenprostitution Babys verkauft werden sollen. Als Mitfahrer und Helfer liest sie den kleinwüchsigen Junkie „Petit" (Jordan Prentice) auf, der sie erst reinlegen will und dann nach seltsamen Fügungen doch mit dem geklauten Kleinkind einer Kinder-Prostituierten zurückkommt.

Der dänische Autor und Regisseur Anders Morgenthaler („Princess") wurde hier tatsächlich durch Lars von Triers Zentropa produziert, auch wenn die krude, mal betörende, mal schockende Geschichte mehr Ähnlichkeiten mit einem anderen Dänen, mit Nicolas Winding Refn („Drive", „Only God forgives") aufweist. „Um jeden Preis" verläuft nach dem poetischen Erscheinen der Ungeborenen als luftige Feen-Gestalt wie eine esoterisch losgelöste Kinderbeschaffung. Losgelöst vor allem auch von moralischen Bedenken, die sich dann sehr brutal und konkret in fünf Minuten Thriller mit russischem Zuhälter (Peter Stormare) zurückmelden.

Kim Basinger, die als 61-Jährige eine 40-Jährige spielt, trägt als hier großartige Darstellerin eine sehr seltsame Geschichte, die sich nicht um das Übliche oder Moral kümmert. Neben „Victoria"-Regisseur Sebastian Schipper spielt sein norwegischer „Victoria"-Kameramann Sturla Brandth Grøvlen noch eine wichtigere Rolle: Die Bilder sind faszinierend, zart, poetisch verträumt. Bevor dann die nächste Wendung auch schon mal in die Magengruppe knallt. „Um jeden Preis" wurde hier ein eigensinniger Film realisiert, ohne Rücksicht auf normierte Kino-Konventionen. Ein nachhaltiges Erlebnis, wenn auch nicht unbedingt ein angenehmes.

Magic Mike XXL

USA 2015 Regie: Gregory Jacobs mit Channing Tatum, Matt Bomer, Joe Manganiello, Jada Pinkett Smith 115 Min.

„Magic Mike" mit Channing Tatum war 2012 für einen Soderbergh-Film ein unerwarteter Erfolg bei ganz anderem Zielpublikum. Überdurchschnittlich viele Frauen ließen sich von gut gebauten Männerkörpern begeistern. Deshalb richteten die Produzenten diese XXL-Fortsetzung, die mit dem ersten Film ästhetisch nicht viel zu tun hat, direkt auf das zufällig gefundene andere Publikum. Und das bekommt einiges geboten: Wie Mike (Channing Tatum) sich in seiner Möbelschreinerei die Stange anschleift, ist lächerlich obszön. Wenn er dann der Tanzmusik nicht widerstehen kann, versteht man, dass der Traum mit dem Ausstieg und dem Möbel-Design aus dem ersten Film nicht funktionieren wird.

Gut dass gerade die Stripper-Kumpels von früher vorbeikommen und den frustrierten Single Mike mit zu einer Stripper-Konvention mitschleppen. Was eigentlich eine traurige Veranstaltung ist, denn die gut bestückten Super-Körper sind auch mit Beziehungsproblemen und Komplexen gut ausgestattet. So wird eine furchtbar lange Zeit verhindert, dass der Film endlich zur Sache, also zum Strip kommt. Vorher räumt Mike mit den alten Tanz-Routinen der Truppe auf und lässt die Jungs ihr Verführer-Herz wieder entdecken. Er selbst schwelgt mit einem Besuch im Freudenhaus, in dem die männlichen Stripper die Attraktion sind, in vergangenen Affären. Als Zugabe gibt es eine Runde frustrierter und alkoholisierter Frauengeständnisse.

Es tanzen in der künstlichen Produkt-Verlängerung „Magic Mike XXL" hauptsächlich lächerliche Figuren vor: Ein muskulöser Mickey Rourke-Verschnitt und Kleiderschrank, ein esoterischer Schönling, ein Latino für die Quote, und ein überforderter Chef. (Der Dallas- und Charakterdarsteller Matthew McConaughey hat sich clever aus diesem Nachklatsch verabschiedet.) Mit T-Shirt vom Körper reißen, Popcorn über den Kopf verstreuen, und Limo-Flaschen im Schritt spritzen lassen kann man das als XXL-Lachnummer sehen. „Mann" fragt sich, was das alles soll, aber „frau" hat wenigstens ein paar Szenen lang Spaß und fühlt sich verstanden. Denn die einzelnen Tanznummern sind sehr mäßig choreographiert und noch viel schlechter inszeniert. Pure Paarungs-Tänze, bei denen Anfassen ausdrücklich erlaubt ist. Es geht nicht mehr darum, für Paarung zu werben - es wird direkt pantomimisch Sex simuliert.

Doch immer betont der lahme und undramatische „Magic Mike XXL" in Wort und Bewegung, dass man vor allem Frauen verwöhnen will - mit schönen Körpern, Rap und auch mal Breakdance. Tatsächlich spielen Channing und Co hinter den harten Muckis weiche Frauenversteher und Heiler der Geschiedenen. Bis es dann doch wieder Geldscheine regnet und die zahlenden Kundinnen nur noch begeistert schreien. Wenn sogar die Hauptfigur Mike seine neue Freundin in einer Bühnenshow einbaut und derart „verwöhnt" ist das doch arg irritierend. So wie das ganze Film-Konstrukt. Dass Kamera und Schnitt immer noch in den Händen von Steven Soderbergh lagen, ist angesichts des Ergebnissens ziemlich unglaublich. „Magic Mike XXL" demonstriert als überlanges Manifest nur, dass der Regisseur Soderbergh alles aber auch wirklich alles großartig verfilmen könnte.

19.7.15

Taxi Teheran

Iran 2015 (Taxi) Regie: Jafar Panahi 86 Min. FSK: ab 0

Ein Film, den es nicht geben dürfte, und der trotzdem bei der 65. Berlinale völlig überzeugend den Goldenen Bären gewann: „Taxi Teheran" vom mit Beruf- und Ausreiseverbot belegten iranischen Meister-Regisseur Jafar Panahi ist ein sehr raffinierter und mit viel Witz inszenierter Einblick in die gesellschaftliche Realität des heutigen Iran.

Panahi stürzt sich selbst mutig als Taxifahrer in den Verkehr von Teheran. Oder ist das wirklich sein neuer Broterwerb, denn Filme darf er ja nicht mehr drehen? Doch den Fahrgästen fällt sofort die kleine Kamera auf dem Armaturenbrett des Taxis auf: Ob der Herr Panahi wohl für ein neues Projekt drehe, fragen die kulturell enorm gebildeten Menschen. Dokumentation oder Fiktion? Diese Frage ist auch ein erster Reiz dieser ungewöhnlichen, aber großartige funktionierenden Versuchsanordnung, einen Film nur mit einer kleinen Kamera hinter der Windschutzscheibe zu drehen. Wie es schon Kiarostami mit „Nine" ebenfalls nur im Taxi in Teheran machte.

Doch schon der dritte Fahrgast, ein fahrender Händler für illegale DVDs, deckt die Inszenierung dank seiner Kenntnis von Panahis Werk auf. „Das war doch wie in ..." Nicht uneitel zitiert der geniale iranische Regisseur sich selber, macht aber auch die politische Situation seiner Heimat mit erstaunlicher Exaktheit klar. Ob Diebe hingerichtet in dem Land mit den meisten Hinrichtungen nach China werden sollen, diskutiert der Film spielerisch an einigen moralischen Exempeln bis zur herrlichen Schlusspointe. Während die kleine Hana Panahi, Nichte des Regisseurs, bei ihrem filmischen Schulprojekt von Zensurregeln ausgebremst wird, malt eine Anwältin in ein paar Sätzen aus, wie die Diskriminierung unliebsamer Iraner vor sich geht. Sie selbst ist auch davon betroffen, erwartet ein Berufsverbot von ihrer eigenen Anwalts-Vereinigung. Es geht völlig spielerisch bei der äußerst ereignisreichen Fahrt dieser sympathischen Geschichte auch noch um Geschlechterungleichheit, ungerechte Verteilung von Wohlstand und Aberglaube in der gewöhnlichen und der gefährlichen Form namens Religion.

Jafar Panahi steht seit 2010 unter einem 20-jährigen Berufsverbot, was ihn nicht darin hindert, weiter Filme zu machen, die alle zu den großen Festivals hinausgeschmuggelt werden, wie zuvor „This Is Not a Film" (2011) und „Pardé" (2013). Bekannt wurde er 1995 mit dem poetischen und politischen Kinderfilm „Der weiße Ballon", dann folgte der Frauenfilm 2000 „Der Kreis" und der „Fußball-Film" „Offside" (2005).

„Taxi Teheran" ist eine gleichzeitig märchenhafte und neorealistische Reise ins Heute der iranischen Gesellschaft. Es ist eine Spezialität iranischer Regisseure, raffiniert in kleinen Dingen ganz Großes, Schweres und Wichtiges zu erzählen. Jafar Panahi, der auch seine Preise in Berlin nicht entgegennehmen konnte, beherrscht diese Kunst besonders gut.

Ant-Man

USA 2015 Regie: Peyton Reed mit Paul Rudd, Michael Douglas, Evangeline Lilly, Corey Stoll 115 Min. FSK: ab 12

Die populären Comics von Marvel und DC mit ihren „Figuren für Kinder" stellen eine „Flucht vor der Komplexität der modernen Welt" dar. Das sagt nicht irgendein verstaubter Kulturheini sondern ausgerechnet Alan Moore, der Autor des Kult-Comics „Watchmen". Und zum Beweis kommt mit „Ant-Man" nun die nächste Action-Figur im Comic-Laden der Marvel-Filmproduktion ins Kino. Die ewige Routine der Superhelden-Comics gewinnt hier nur durch Ameisen-Perspektive in 3D etwas Interesse.

Frisch aus dem Gefängnis entlassen, will Scott Lang (Koautor Paul Rudd), raffinierter Einbrecher mit Hang zur Weltverbesserung, vor allem endlich Zeit mit seiner kleinen Tochter verbringen, die bei der Ex und einem anderen Mann aufwächst. Doch aus Mangel an Jobs klaut Scott wieder und qualifiziert sich damit beim bestohlenen Genie Hank Pym (Michael Douglas) für einen großen Raubzug in ganz kleinem Format: Geschrumpft auf Ameisengröße soll Scott mit Hilfe eines winzigen Superhelden-Anzug eine konkurrierende Ausrüstung entwenden, die ein größenwahnsinniger Zögling von Rym an die falsche Seite, an die Organisation Hydra verkaufen will.

Bevor dieser Trickspaß in 3D allerdings los legt, muss sich „Ant-Man" durch reichlich viel Drama quälen: Verstoßene Söhne und vernachlässigte Töchter belasten alle Beteiligten, derartige Küchen-Mythologie und -Psychologie wiederum den Film. „Ant-Man" ist ein langer Epilog, eine ausführliche Vorstellungsrunde noch einer Marvel-Figur, die am Ende den Weltretter-Club von „Shield" ergänzen darf. Der Baukasten der Figurenentwicklung und Genesis ist in diesem Marvel-Universum allerdings arg begrenzt.

Dann, nachdem Scott erst widerwillig winzig wird, geht es endlich los mit rasanten 3D- und Trick-Sequenzen. Eine erste atemberaubende Achterbahnfahrt, zeigt was bei diesen Groß-Klein-Effekten drin ist. Der große Kampf mit dem Oberschurken Darren Cross (Corey Stoll) findet in einem Aktenkoffer statt, der gerade aus einem Helikopter stürzt. Die Fortsetzung im Kinderzimmer von Scotts Tochter präsentiert sich dieser herrlich komisch nur über scheinbar grundlos herumfliegende Spielzeuge. Denn selbstverständlich hat der filmische Winzling Ant-Man als Superheld auch Superkräfte.

1962 hatte Ant-Man seinen ersten Auftritt in den Comics, in denen er unter anderem auch zu den Gründungsmitgliedern der Heldentruppe The Avengers gehörte. Das ist jedoch als Film selbst mit Unterstützung von drei Witzfiguren und bissiger Romantik mit Pyms Tochter Hope (Evangeline Lilly) eher ein kleines Ding, das sich mit nur wenig kritischem Insektenvernichtungsmittel schnell in Banalität auflöst. So sehr muss auf die Integration in den Avengers-Club geachtet werden, dass „Ant-Man" nur mäßiger Vorfilm wurde. Hinzu kommt eine kaum erträgliche schlimme Synchronisation bei Michael Douglas.

Stan Lee, der Übervater all dieser Comics, hat wegen der Comic-Inflation zwar gerade einen harten Job, weil er immer noch bei jeder Verfilmung seiner Werke einen kleinen Auftritt wahrnimmt. Doch irgendwann sollte das endlose, ideen-arme Versammeln neuer Superhelden auch den Fans zu viel werden. Hoffentlich.

14.7.15

Amy (2015)

Großbritannien 2015 Regie: Asif Kapadia 128 Min. FSK: ab 0

„They tried to make me go to rehab / But I said no, no, no!" - Sie wollten, dass ich einen Entzug mache / aber ich sagte Nein! Das Ausmaß in dem auch Amy Winehouse öffentlich mit ihrer selbstzerstörerischen Karriere kokettierte, lässt einen im Nachhinein immer noch schaudern. Regisseur Asif Kapadia brachte seine Erfahrung in posthumer Heldenverehrung von „Senna", dieser anderen Toten-Doku, mit ein.

Von einem Geburtstagsständchen über kaum geschminkte Privat-Aufnahmen im Auto geht es mit der äußerst talentierten Amy Winehouse bald ins Tonstudio. Das ist sie dann: Die Stimme! Dazu das Talent und das bekannte Abrutschen mit zu vielen Drogen bis zur Mitgliedschaft im makabren Club der 27er durch den frühen Tod am 23. Juli 2011. Denn auch dieser Film ist nach Jean Cocteaus Ausspruch „dem Tod bei der Arbeit zusehen".

Allerdings als eher braves chronologisches Sichten des kurzen Lebens über viele private Archiv-Aufnahmen und Kommentare von Zeitzeugen, strukturiert mit Hilfe ihrer Songs. Dies ist auch der Film von Nick Shymansky, einem Freund von Winehouse, der in den Archiv-Schnipseln selbst vorkommt und vom dem die Initiative zum Film stammt. Außerdem sind da noch der geldgierige Vater, der drogensüchtige Partner und die böse Presse. Die Dokumentation für Fans bleibt im Widerspruch zum Versprechen des Untertitels „The girl behind the name" doch an der Oberfläche und bietet den Anhängern nicht viel Neues. Aber zum Glück singt sie relativ oft. Und trotz der nicht besonders inspirierten oder gelungenen Machart bleibt die Kraft der Bilder. Ein Gesicht im Verfall - das ist sehr unvermittelt „dem Tod bei der Arbeit zusehen".

Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern

Schweiz, BRD 2015 Regie: Stina Werenfels mit Victoria Schulz, Jenny Schily, Lars Eidinger, Urs Jucker 90 Min. FSK: ab 16

Aus der wattigen Unschärfe eines bedämmerten Tablettenzustandes erwacht die volljährige Dora mit dem Geist und Aufmerksamkeitsspanne eines kleinen Kindes. Doch die Eltern entscheiden sich trotzdem, die Medikation abzusetzen. Das erwachende aber nicht erwachsene Interesse an Sexualität und Männern unterscheidet nicht zwischen Zungen- und Papas Kuss. Worauf der keine richtige Antwort weiß. Dann taucht eine Brust aus dem Badewasser und auch ins Bewusstsein auf, nun zieht sie die Selbstbefriedigung dem Märchenbuch vor. Bis Peter (Lars Eidinger) auftaucht, ein extrem asozialer Typ, der sich nicht mal den Anschein gibt, auf irgendwelche Konventionen einzugehen. Die Vergewaltigung durch ihn wird nur als etwas Neues, Erstaunliches von Dora erlebt. Sie läuft ihm weiter hinterher, nennt den Sex, der ihr eindeutig gefällt „Scheidenpimmelchen".

„Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern" erzählt - Lukas Bärfuss' gleichnamigem Bühnenstück - nicht nur die Geschichte von Dora, sondern vor allem auch die Reaktionen der Umwelt und urteilt dabei nicht. Höchstens in der Analyse der Mutter, die unbedingt noch ein „gesundes Kind" haben will. Das ist irritierend und packend ambivalent. Lars Eidinger beeindruckt mit ernstem bis dämonischem Blick fast schauerlich. Ein guter, ungewöhnlicher und mutiger Film.

13.7.15

Am grünen Rand der Welt

Großbritannien , USA 2015 (Far From The Madding Crowd) Regie: Thomas Vinterberg mit Carey Mulligan, Matthias Schoenaerts, Michael Sheen 119 Min.

Nach dem Drama „Die Jagd" mit Mads Mikkelsen zeigt der Dogma-Däne Thomas Vinterberg („Das Fest") in der wunderbar fotografierten und mit Carey Mulligan, Matthias Schoenaerts und Michael Sheen exzellent besetzten Thomas Hardy-Verfilmung erneut sein Können. Die von Carey Mulligan vielschichtig gespielte Farmerin steht in einem wahren Sturm von Schicksalsschlägen zwischen drei Männern. Der Belgier Matthias Schoenaerts („Rundskop", „Die Gärtnerin von Versailles", „Der Geschmack von Rost und Knochen") gibt mit dem stoischen und treuen Schäfer Mr. Oaks einen hervorragenden Mikkelsen-Ersatz.

Im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts macht der mit einer stattlichen Anzahl Schaf und auch sonst gut bestallte Schäfer Gabriel Oak (Matthias Schoenaerts) seiner wilden, unabhängigen Nachbarin Bathsheba Everdene (Carey Mulligan) einen Heiratsantrag. Doch Bathsheba will keinen Mann, will niemandes Eigentum sein. Dann, bevor man viel grübeln könnte, schlägt das Schicksal zweifach mit der typischen Tom Hardy-Gnadenlosigkeit zu: Zuerst stürzen in einem grandiosen Akt des Wahnsinns in der Natur alle Schafe wie Lemminge von den Klippen. Dann wird aus der Bäuerin in Dreck und erdigen Kleidern durch ein Erbe eine Gutherrin. Oak landet bald wie Hans im Glück auf ihrem Hof, doch dort werben bald der reiche Nachbar (Michael Sheen) und ein schmucker Offizier (Tom Sturridge) ebenfalls um die ungewöhnliche Frau.

Kurz nach dem 175. Geburtstag des englischen Schriftstellers Thomas Hardy am 2. Juni 2015 kommt die vierte Verfilmung seines Romans „Far From The Madding Crowd" in die deutschen Kinos. Tatsächlich wird dabei diskutiert, ob die viktorianische Gutsbesitzerin Bathsheba Everdene eine frühe Feministin war. Vinterberg scheint das nicht besonders zu interessieren. Er schwelgt in den romantischen Personenkonstellationen und gibt auch der Kamera reichlich Landschafts-Futter.

„Am grünen Rand der Welt" liegt nicht „Manderlay" von dem anderen Dogma-Dänen. Dies ist ein toller, wunderbarer historischer Liebesfilm, aber nicht das typische Dänen-Material. Dafür vielleicht auch etwas Jane Austen. Denn durchaus gibt es Frauen-Sätze wie „Was für ein Luxus, wählen zu können" und „Es ist schwer für eine Frau, ihre Gefühle gegenüber einem Mann auszudrucken in einer Sprache, die von Männern gemacht wurde". Man kann es aber auch mit der Erotik des gemeinsamen Schafe-Waschens und des Heu-Abdeckens vor dem Sturm, mit vielen sehnsüchtigen Blicken genießen, wie sich die Widerspenstige erst tragisch langsam dem Richtigen zuwendet. Das ist in der wechselvollen Geschichte, den auserlesenen formulierten Dialogen, den großartigen Bildern aber vor allem im exzellenten Schauspiel von Carey Mulligan und Matthias Schoenaerts ein ganz besonderes, unbedingt sehenswertes Kino-Vergnügen.

Señor Kaplan

Uruguay, BRD, Spanien 2014 (Esperando a Mister Kaplan) Regie: Álvaro Brechner mit Héctor Noguera, Néstor Guzzini, Rolf Becker 98 Min. FSK: ab 0

„SS in Uruguay" lautet der Titelsong. Aber keine Sorge, die Suche nach Lebenssinn und einem alten Nazi in der Komödie „Señor Kaplan" verläuft auf liebenswert sensible Weise: Jacob Kaplan (Héctor Noguera), den der Holocaust schon als Junge nach Uruguay gespült hat, ist fast 77 Jahre alt und fragt „Was habe ich erreicht, was geschaffen?" Dann wird ihm auch noch nach einer peinlichen Aktion vor der jüdischen Gemeinde der Führerschein abgenommen. Der ideale Zeitpunkt, um - zum Entsetzen der Familie - etwas Don Quixote zu spielen und Windmühlen zu bekämpfen. Die in diesem Fall als alte Deutsche täglich am Strand baden. Dieser Julius Reich (Rolf Becker) ist doch sicher ein SS-Mann, der sich in Montevideo versteckt...

So folgt und beobachtet Jacob Kaplan zusammen mit dem dicken und dämlichen Polizisten Wilson Contreras (Néstor Guzzini) diesen Exil-Deutschen in der Strandbar und will einen so großen Fang wie Eichmann machen. Aber zuerst entdecken sie die Lebenslüge von Wilson, dessen Entlassung sowie die Trennung von Frau und Kindern. Bald wird klar, dies sind zwei Männer von trauriger Gestalt, die keine Zukunft haben und deshalb den Nazi fangen müssen. Señor Kaplan ist tatsächlich ein Don Quixote, der zwar keine Windmühlen, aber Nazis sieht. Mit einem Sancho Pansa, der niemanden mehr hat, dem er folgen kann.

Die Dialoge zwischen dem dickköpfigen Alten und dem einfältigen Polizisten machen Spaß, ebenso die lakonischen Kommentare der Menschen um sie herum. „Señor Kaplan" ist eine gelungene sensible, melancholische Komödie mit hoffnungsvollem Ende, denn Kaplan merkt zum Glück rechtzeitig, dass er eigentlich doch noch ein Zuhause und eine Familie hat.

Desaster

BRD 2015 Regie: Justus von Dohnányi mit Justus von Dohnányi, Jan Josef Liefers, Stefan Kurt, Anna Loos, Milan Peschel 90 Min. FSK: ab 12

So gutes Genre aus deutschen Landen hat man lange nicht gesehen: Das „Desaster" von Regisseur und Hauptdarsteller Justus von Dohnányi ist ein kriminell komischer Sommerhit mit Jan Josef Liefers, Anna Loos, Milan Peschel und Stefan Kurt wie man sie noch nie gesehen hat.

In Saint-Tropez prallt enorm viel kriminelle Energie zusammen und schlägt äußert humorvoll Funken: Der Schweizer Staatsanwalt Dr. Jürg Würsch (Stefan Kurt) will in Südfrankreich gegen ein hübsches Sümmchen dem skrupellosen Gangsterboss Mischa (Milan Peschel) die Identität eines Kronzeugen verraten. Zudem verspricht Mischas attraktive Gattin Lydia (Anna Loos) dem steifen Juristen reizvolle Boni. Die bekommt schon der knackige Bootsmann Johann (Max Simonischek) und einer der Beteiligten würde sie gerne wieder erhalten. Aber auch Würsch treibt ein doppeltes Spiel. Der Anwalt hat die beiden Profikiller Ed (Justus von Dohnányi) und Mace (Jan Josef Liefers) angeheuert, Letzterer kann sehr überzeugend „Ich beiß dich tot" sagen.

Dieses kriminell gute Duo legt fast im Minuten-Takt Tarantino-Dialoge auf deutsch hin. Da zahlt es sich aus, dass Autor und Regisseur Justus von Dohnányi (zuletzt der Verdächtige aus dem Petzold-Polizeiruf „Kreise"), der auch noch den doofen Ed spielt, clever viel Zeit ins Drehbuch investierte, während der Dreh mit Bekannten aus seiner Thalia Theater-Zeit (Jan Josef Liefers, Stefan Kurt, Oscar Ortega Sánchez) nur lächerliche 700.000 Euro kostete.

Der liebe Liefers kahlrasiert als psychotischer Killer! „In sich gekehrt und verrückt", wie ihn Autor von Dohnányi beschreibt. Das ist mehr Bruce Willis als Süßwaren-Verkäufer und Schwiegermutterliebling. Jan Josef Liefers klopft mit dieser tollen Darstellung endlich mal wieder an seine Leistung von „Knockin' on Heavens Door" an. Aber auch Milan Peschel („Der Nanny", „Schlussmacher", „Halt auf freier Strecke") legt den sadistischen Gangster Mischa („Ich brauch irgendwas zum töten") so hin, dass es im Zwerchfell nur so kracht. Wie er mit einem Blowjob auf 100 km als gefährlicher Rächer aus Hamburg heranrast, ist ebenso herrlich blöd, wie der Unfall, der seiner Mutter (Angela Winkler) das Genick bricht. Auch der „Bodycount", die Zahl der hinterhältig und gemein von den anderen Hinterhältigen und Gemeinen sowie dem übelsten aller, dem Schicksal Dahingerafften, kann international mithalten. Treffliche Match Cuts, komische Parallelmontagen, dreiste Verführungen, Rammstein ähnliche Musik vollenden diesen Sommer-Spaß.

Das ist schwarzer Humor unter mediterraner Sonne vom Feinsten, dieses „Desaster" braucht sich vor britischen Meisterwerken des Genres wie „Sexy Beast" mit Ray Winstone nicht zu verstecken. Auch nicht im obligatorischen Pool, der selbstverständlich ebenfalls seine Leiche abbekommt. Nur dass unter den vielen, vielen Ideen, von denen einige auch albern sein dürfen, die Spannung zu kurz kommt, macht den kleinen Unterschied.

Unknown User

USA 2014 (Unfriended) Regie: Leo Gabriadze mit Shelley Hennig, Moses Jacob Storm, Renee Olstead, Will Peltz 83 Min. FSK: ab 12

Das Blaire-Mitch-Projekt

Ein vielversprechend erotischer Chat eines jungen Paares endet in einem mysteriösen Gruppen-Selbstmord - so weit, so Klischee des Teen-Horrors. Was „Unknown User", der auch schon mal „Cybernatural" und auch „Unfriended" hieß, so interessant macht, ist die Kameraperspektive nur auf einen Mac-Bildschirm. Auch wenn später die Freunde von Blaire (Shelley Hennig) und Mitch (Moses Jacob Storm) per Skye hinzugeschaltet werden, wenn wir also auch ihre Gesichter und Zimmer sehen, ist dieser Film ideal für die „Jugend von Heute": Man starrt immer nur auf einen Bildschirm.

Was trotzdem spannend wird, als sich zu den sechs Freunden ein gesichtsloser Unbekannter, ein „Unknown User", namens billie127 drängt. Man kann ihn - oder sie? - nicht wegklicken, nicht bei Facebook „unfrienden", selbst der Hacker der Clique scheitert mit seinem Antiviren-Programm und bringt sich als erster um. Unter anderem sehr splatter mit Hilfe eines Mixers. Umso unheimlicher, als billie127 die digitale Widergeburt von Laura Barns zu sein scheint, einer Mitschülerin und Freundin, die sich vor einem Jahr nach grausamem Cyber-Mobbing umgebracht hat. Ein makabres Spiel um die Wahrheit, bei dem die Verlierer und Aussteiger sterben, deckt auf, dass niemand diese Freunde braucht...

Es wird bei „Unknown User", bei dieser einen, ungeschnittenen Einstellung des Computerbildschirms, dieser Rache eines Facebook-Profils im munteren Multitasking geskypt, gechattet, dazu Videos verschickt und auf Facebook tauchen peinliche Partyfotos auf, die niemand verschickt haben will. Die Filmmusik kommt selbstverständlich von iTunes auf dem Rechner. Das verläuft nicht immer unterhaltsam, doch der durchschnittliche Teen-Horror ist selten besser inszeniert. Auch wenn es dramaturgisch sehr schwach begründet ist, dass Ausschalten und Abnabeln vom Netz den (gesellschaftlichen) Tod bedeutet, ist dies beim Zielpublikum wohl sehr gut verständlich. Bei allen Unzulänglichkeiten eines originellen, aber nicht durchgehend gelungenen Konzeptes: Freundschaft stellt sich hier als Hohn dar, das (Cyber-) Mobbing bekommt eine deftige und heftige Antwort. Zwar ohne Auflösung oder Erklärung, aber hey: Diese Sache mit Gott und seinen Strafen war auch nie wirklich logisch.

8.7.15

Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt

Frankreich, Belgien 2015 (Papa ou maman) Regie: Martin Bourboulon mit Laurent Lafitte, Marina Foïs 85 Min. FSK: ab 0

Scheidung auf Französisch: Florence (Marina Foïs) und Vincent Leroy (Laurent Lafitte) waren nicht nur als Paar und in der Karriere vorbildlich. Nun wollen sie auch eine Vorzeige-Trennung hinlegen, mit einvernehmlich geteiltem Sorgerecht für ihre drei verwöhnten Kinder. Aber dann bekommen beide das Jobangebot ihres Lebens. Von nun an lassen Florence und Vincent nichts unversucht, damit sich die Kinder für den jeweils anderen entscheiden. Erst werden Arbeiten im Haushalt angedroht, dann vergiftet Florence die Spaghetti mit Spüli und Vincent knallt lächelnd seine Kinder ab ... beim Paintball. Mama macht die Mitschüler der Kleinen auf dem Kindergeburtstag sehr freizügig an, Papa rettet sie und hat im Stripclub ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Mädchen.

Ein gut gespielter und pointiert inszenierter sehr, sehr deftiger Rosenkrieg bereitet großen Spaß.

Duff - Hast du keine, bist du eine

USA 2015 (The Duff) Regie: Ari Sandel mit Mae Whitman, Robbie Amell, Bella Thorne 97 Min. FSK: ab 12

Soziologie-Nachhilfe im Kino: Lernen Sie eine Vokabel für High School-Klassenverhältnisse von heute: Eine „DUFF" (Designated Ugly Fat Friend) ist das weniger attraktive Anhängsel einer Clique und wird von den Jungs ausgenutzt, um leichter an die attraktiven Schülerinnen, ranzukommen. Als die intelligente und selbstbewusste Bianca Piper (Mae Whitman) erkennt, dass sie so ein Duff von Jess und Casey ist, trennt sie sich in einer „Unfrieded"-Orgie von ihnen und allen sozialen Netzwerken. Mit dem besten Freund von früher plant Bianca nun den Duff-Status loszuwerden, Kussübungen inklusive ...

Hinter der dicken Brille des Horrorfilm-Freaks Bianca in Latzhose oder Crocks und Pyjamahose erkennt man bereits die Schönheit, zu der sie der Film entwickeln wird. Die typische Geschichte der erfolgreichen Anpassung von Außenseitern wird durch Elemente der Sozialen Netzwerke modernisiert und von Hauptdarstellerin Mae Whitman getragen. Ein Talent mit viel Komödien-Potential, das sich vor allem in der klassischen Anprobe-Sequenz zeigt.

Die Teenie-Komödie karikiert das Leiden und Lieben von High-Schülern und lässt aus sympathischer Freundschaft Liebe werden.

Für immer Adaline

USA 2014 (The Age of Adaline) Regie: Lee Toland Krieger mit Blake Lively, Michiel Huisman, Harrison Ford, Ellen Burstyn 113 Min. FSK: ab 6

Sie ist wahrlich die charmanteste 100-Jährige der Leinwandgeschichte: Adaline Bowman (Blake Lively) sieht aus wie 29 weil sie 1935 nach einem Autounfall mit Blitzschlag aufhörte zu altern. Nach Jahrzehnten, in denen sie ihre Mitmenschen dahinwelken sah, hatte sie jedoch der Liebe abgeschworen. Erst Ellis Jones (Michiel Huisman) ändert dies, tatsächlich ein besonderer Mann, mit erstaunlich vielen faszinierenden Eigenschaften. Und dazu noch ein grandioser Romantiker.

Ein Romantiker ist der Film dann nach dem netten Kennenlernen von Adaline und Ellis auch. Selbst wenn sich bei ihr immer wieder bittere Erinnerungen an Abschiede dazwischen drängen. Zum Glück stirbt in der Gegenwart gerade ihr Hündchen, so dass Bedarf nach einem neuen Partner und Platz für Ellis entsteht. Alles wunderschön und dies auch einschmeichelnd inszeniert. Doch ausgerechnet der Papa von Ellis (Harrison Ford) ist eine alte Liebe von Adaline. Nun stehen sich zwei Liebesgeschichten in einem seltsamen, fast ödipalen Dreiecks-Verhältnis im Weg.

Schöne Kostüme in reizvollen Kulissen aus den verschiedensten Epochen der letzten hundert Jahre, gute Kameraarbeit - all das sieht gut aus. Die eher unbekannte Hauptdarstellerin Blake Lively erstrahlt als unberührbare Schöne. Eine Gejagte, die keine Fotos von sich nehmen lässt und ihre Adresse nie verrät, die ein gutes Verhältnis zu ihrer Tochter pflegt, die allerdings mittlerweile das Alter ihrer Großmutter hat. Wirft man jedoch einen Blick zurück auf die großen „Ewigen" der Literatur, auf De Beauvoirs „Alle Menschen sind sterblich" oder Virginia Wolffs „Orlando", dann kommt Adalines Geschichte reichlich dünn daher. Mehr eine Romanze mit einem Twist, wobei dieser diesmal aus einem scheinbar unendlichen Leben besteht.

7.7.15

Den Menschen so fern

Frankreich 2014 (Loin des hommes) Regie: David Oelhoffen mit Viggo Mortensen, Reda Kateb, Angela Molina 102 Min. FSK: ab 12

Der in Frankreich lange verdrängte Algerienkrieg (1954-62) erhielt 1963 durch Godards „Der kleine Soldat" und dann erst wieder 1992 durch Taverniers „La guerre sans nom" filmische Aufmerksamkeit. Regisseur David Oelhoffen erzählt nun in seinem stillen, intensiven Film „Den Menschen so fern" nach Albert Camus' Kurzgeschichte „L'Hôte" („Der Gast") von dem mutigen spanisch-stämmigen Lehrer Daru (Viggo Mortensen) in Algerien. Er lehrt die Kinder etwas von der Kolonialmacht Frankreich, aber auch vom Ursprung der Schrift im Orient. Als man ihm im Atlasgebirge abgelegenen Schulgebäude einen Häftling namens Mohamed (Reda Kateb) übergibt, gerät Daru zwischen den Fronten. Französische Siedler und seine algerischen Nachbarn wollen den Gefangenen ermorden, der einen Verwandten getötet hat.

Begleitet durch Musik von Nick Cave und Warren Ellis verläuft der ergreifende Film still und bedächtig, ähnlich wie der grandiose „Von Menschen und Göttern" (Regie: Xavier Beauvois) über das Zusammenleben von französischen Mönchen in Algerien unter islamistischer Bedrohung des Jahres 1992. Die beiden Männer ziehen wie im Western durch menschleere Wüsten und Berge, geraten zwischen die Fronten und lernen einander kennen und vertrauen. Dacu will Mohamed das Leben retten, aber der besteht auf Gerechtigkeit - selbst wenn sie seinen Tod bedeutet.

Oelhoffen verlagert Camus' Kurzgeschichte aus dem Schulgebäude in die offene Weite, unterbricht die Reise immer wieder durch brutale Gefechte oder Gefangenennahmen und setzt zwischendurch einfach schöne Ideen um: In der verlassenen Hütte ohne Dach, dass im strömenden Regen dann doch keinen Schutz bietet, zündet der Lehrer pantomimisch ein Feuer an.

Die sehr präsente und gegenwärtige Erzählung, klagt Kriegsverbrechen an, wehrt sich gegen Blutrache, entdeckt Aufrichtigkeit und Freundschaft in einer von Ablehnung bestimmten Epoche. Eindrucksvoll ist vor allem die Haltung, nach Verständnis zu suchen und sich selbst - oder vor allem - in Zeiten des Krieges dem Gegeneinander zu widersetzen.

Escobar - Paradise Lost

Frankreich, Spanien, Belgien, Panama 2014 Regie: Andrea di Stefano mit Josh Hutcherson, Benicio Del Toro, Brady Corbet, Claudia Traisac 120 Min. FSK: ab 16

Pablo Escobar, der 1993 im durch ihn berüchtigten kolumbischen Medellín starb, war einer der mächtigsten, reichsten und brutalsten Drogenhändler der Welt. Er gab Kolumbien den schlechten Ruf, den es heute als Kokain-Produzent „genießt". Benicio Del Toro, der selbst in Turnhose und Trainingsanzug grandios auftreten kann, macht Escobar zu einer charismatischen Figur, wenn der sich jovial gebende Verbrecher das von Kugeln durchsiebte Auto von Bonnie & Clyde putzt. Doch nicht die Titelfigur Escobar steht im Zentrum des sehr packenden Thrillers „Escobar" vor realen historischen Hintergründen vom Debütanten Andrea di Stefano. Es ist der junge kanadische Auswanderer Nick, der sich ausgerechnet in Escobars Nichte Maria verliebt.

Eigentlich ist Nick (Josh Hutcherson) nur für seinen Bruder in Kolumbien. Weil der nicht mehr surfen kann, will er ihm doch den Traum einer Strandbar mit Surfschule erfüllen. Schnell wollen kleine, brutale Gangster abkassieren und genauso schnell verlieben sich Nick und Maria (Claudia Traisac) ineinander.

Für den jungen Kanadier, der von allen Gringo genannt wird, ist alles anders bei der großen südländischen Familienbande. Nick versteht ja auch kaum Spanisch. Doch ein Onkel von Maria ist besonders speziell: Nick sieht den übermächtigen Pablo Escobar am Anfang der Geschichte auf einem riesigen Plakat als Wohltäter und Klinik-Stifter. Bei einer pompösen Geburtstagsfeier mit goldenem Besteck erfährt er erst von der Basis des riesigen Reichtums Escobars, während dieser ein rührendes Liebeslied schmettert: Es ist die industrielle Produktion und der Handel mit dem Kokain.

Nick ist als Verlobter bald Mitglied der Familie, im inneren Kreis, was ihm blutige Einblicke in die schmutzigen Geschäfte des Drogenbarons gewährt. Durch den Prolog wissen wir, in welche Konflikte dies Nick bringen wird. Als sich der Staat gegen ihn zu wehren versucht, lässt Escobar den Justizminister ermorden und bringt eine Terrorwelle über Kolumbien. Alles droht zusammenzubrechen und Nick muss sich entscheiden, ob er auch auf die Seite der Mörder wechselt, unter deren Schutz er gut gelebt hat.

Benicio Del Toro wirkt großartig als gefährlicher Verführer. Doch es gibt keine psychologischen Duelle, die Hintergründe des Drogenhandels und die Folgen für die Menschen, das Land und die Politik lassen sich nur erahnen. „Escobar" ist ein einfacher Film, aber auch einfach gut: Exzellent und unaufdringlich packend inszeniert, raffiniert montiert und dabei einen starken emotionalen Bogen spannend. Josh Hutcherson, der Peeta aus „Hunger Games", hat ein gutes Gesicht für den bedachtsamen Aussteiger Nick. Der ist nicht einfach naiv - wie er der Verführung durch die Macht - und die Liebe - begegnet, lässt sich nachvollziehen und miterleben. Hutcherson macht selbst den Wechsel zur Gewalt glaubwürdig. Claudia Traisacs Maria allerdings, die lange nur Gutes in ihrem Onkel sieht, fungiert tatsächlich nur als Randfigur.

Big Business - Außer Spesen nichts gewesen

USA, BRD 2014 Regie: Ken Scott mit Vince Vaughn, Tom Wilkinson, Dave Franco, Sienna Miller, Nick Frost, Uwe Ochsenknecht 92 Min. FSK: ab 12

Passend zur Zweidrittelgesellschaft aus wenigen Reichen und vielen Abgehängten gibt es jetzt auch einen Eindrittelfilm: „Big Business" kann man getrost erst ignorieren und dann vergessen - bis auf das letzte Drittel. Das erinnert dann tatsächlich an die anderen Filme des kanadischen Regisseurs Ken Scott: „Starbuck" aus 2011 und das US-Remake „Der Lieferheld".

Dan Trunkman (Vince Vaughn) legt gegenüber seiner Chefin (Sienna Miller) einen stolzen, aber doch peinlichen Abgang hin. Zusammen mit zwei Typen, die zufällig gleichzeitig aus der Firma rausfliegen, gründet er ein konkurrierendes Unternehmen, das ein Jahr später mit der Ex-Chefin um einen großen Auftrag kämpft. Das ist über lange, lange, sehr lange Strecken mit den zwei kindischen Kollegen eine schwer erträglich Blödheit, so voll beladen mit Peinlichkeiten und unglaublichen Problemen, dass der Film überhaupt nicht ans Laufen kommt. Obwohl Vince Vaughn mit Tom Wilkinson und Dave Franco zwei gute Schauspieler zur Seite gestellt werden, obwohl der Komiker Nick Frost toll einen heimlich schwulen kleinen Angestellten hinlegt.

Wilkinson gibt den frustrierten, nie geliebten Senior, der noch etwas Geld für seine Scheidung verdienen will. Dave Franco einen extrem dummes und schüchternes Jüngelchen. Der eine noch ein Kind, der andere noch nicht reif für die Rente. Vaughns sympathischer Verlierer tritt zwischen heftig herein brechenden familiären Problemen in Jogging-Sachen seiner Frau zu Geschäftsgesprächen und im Anzug in der Sauna auf. Zur Steigerung verlagert sich das Ganze sinnlos nach Berlin, da kann ja alles passieren und Studio Babelsberg hatte auch Geld für diesen Schrott übrig.

Wer allerdings aus welchen Gründen auch immer (Schlaflosigkeit, Masochismus, mieser Job) dabei bleibt, erlebt kurz vor Terminus, wie aus dem Scheitern der Geschäfte fast absurd das richtige Leben erwächst. Einquartiert in Jugendherberge und Kunstausstellung saufen, feiern und kiffen sich die Drei zum Durchblick in Sachen besserer Lebensführung. Bevor sie dann in den letzten Minuten dank dieser Abwendung vom us-amerikanischen Erfolgsstreben doch wieder den US-Erfolg genießen können. Aber sicherlich nicht an der Kinokasse!

Terminator: Genisys

USA 2015 Regie: Alan Taylor mit Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke, Jason Clarke, Jai Courtney 126 Min.

Dieser Terminator hat echte Probleme mit seinem Terminus, er findet einfach kein Ende mit dem „Terminieren". Obwohl: Das Ur-Modell aus Österreich, das zwischenzeitlich mal als Gouvernator von Kalifornien jobben musste, ist mittlerweile von bedrohlicher Kampfmaschine zum liebevollen Babysitter geworden. Und diese Ironie tut dem fünften „Terminator"-Film tatsächlich gut - als Gegengewicht zum tricktechnischen Bleigießen mitten im Sommer.

Da steht der „Prophet" und Retter der Menschheit John Connor (Jason Clarke) endlich vor dem Sieg über die apokalyptische Maschinen-Intelligenz Skynet, doch mitten im krachenden und funkensprühenden Untergang haben die Maschinen noch einmal, oder: wieder einmal, einen Terminator per Zeitmaschine zurück geschickt, um mal wieder die Mutter von John, Sarah Connor (Emilia Clarke, nicht verwandt mit Jason), umzubringen. Bevor das Böse aus Österreich die Welt zerstören wird ... ach nee, das ist ja nicht die Geschichte von Schwarzenegger. Aber auf jeden Fall die alte Idee, des Tyrannenmordes per Zeitmaschine. Nur anders herum: Der Retter und Prophet John Connor soll diesmal schon vor seiner Geburt umgebracht werden. Also schickt Connor aus der Zukunft den ihm besonders nahe stehenden Kyle Reese (Jai Courtney) zur Rettung der eigenen Mutter hinterher.

Alles zurück auf Anfang ist das Motto von „Terminator: Genisys". Also vor allem in die 80er Jahre. Das mag den aus der Zeit gefallenen Menschen aus dieser Zeit gefallen, es werden sich sicher viele Retro-Fans diesen fünften Terminator ansehen. Doch kann er auch Nachgeborene interessieren? Obwohl mit den Nachgeborenen und das mit den Verwandtschaft-Verhältnissen bei Zeitreisen manchmal ziemlich verdreht ist.

Anders als beim Re-Vampen, dem Auffrischen von „Star Trek" oder „Batman", fielen den Schrottverwertern vom „Terminator" beim weiteren Andrehen der Metallschraube kein neuer Touch ein. Man soll wieder staunen über das Feuerwerk aus Licht und Effekten beim Zeitreisen. Dazu auch verklemmt Lachen, weil der Zeitreisende ja wieder nackt ist. Doch keine Angst, der alte Schwarzenegger selbst behält züchtig die Lederjacke an.

Redundant wie die ausführlich und immer wieder eingesetzten Morphing-Effekte der schmelzenden Terminatoren - siehe Bleigießen - sind auch die verwirrend vielen Terminatoren aller Generationen: Das uralte Modell T, dazu T-5000, T-1000... Wenig originell, wie sich ein mit Computerhilfe aufgehübschter junger und ein alter Schwarzenegger begegnen.

Überraschend für Kyle Reese ist jedoch, dass bei seiner Landung im Jahr 1984 alle von der Bedrohung durch Skynet Bescheid wissen und Sarah Connor überhaupt nicht so hilflos agiert, wie erwartet. Dann gibt es tatsächlich einen „Luke, ich bin dein Vater"-Moment, einen netten Wechsel auf die dunkle Seite der Macht, einen spektakulär animierten Säuretod und reizvolle Anlagen zum rätselhaften, in sich verschachtelten Science Fiction. Doch vor allem muss auch in „Terminator 5" mit viel metallischem Scheppern gekämpft werden.

Schwarzenegger darf als Sarahs Aufpasser einmal seinen Klassiker „I'll be back" sagen und nimmt sich ansonsten selbst auf den Arm: „Ich bin alt, aber nicht unnütz." Ein Terminator mit Alterskrankheiten und echt altem Gesicht als der grauhaarige Ober-Papa der ganzen Geschichte, der immer wieder krampfhaft versucht, das ihm angelernte Grinsen einzuüben. Nicht was die Fans erwarten, aber vor allem diese Selbstironie, die Schwarzenegger schon in seinem frühen Frühstückstrailer zum Film vorlegte, machen die Serial-Action mit implantierter Liebesgeschichte halbwegs erträglich.

1.7.15

Liebe auf den ersten Schlag

Frankreich 2015 (Les combattants) Regie: Thomas Cailley mit Adèle Haenel, Kévin Azaïs, Antoine Laurent 98 Min. FSK: ab 12

Der junge Schreiner Arnaud Labrède (Kévin Azaïs) verliert im zufälligen Test-Kampf gegen die burschikose und attraktive Madeleine Beaulieu (Adèle Haenel). Er ist kleiner als sie und bald völlig fasziniert von dieser außergewöhnlichen Erscheinung. Während er bei ihren Eltern eine Pergola baut, trainiert sie im Swimming Pool fürs Militär, denn sie erwartet den baldigen Zusammenbruch der Gesellschaft und hat deshalb auch ihr Studium der Makroökonomie abgebrochen. Um ihr nah zu sein, schreibt auch Arnaud sich für einen Vorbereitungskurs fürs Militär ein. Doch der extrem aggressive Dickkopf Madeleine legt sich mit dem Schleifer Leutnant Schliefer an und bald landen die kampfeslustige Bürgertochter und der zurückhaltende Handwerker in einer ganz eigenen Expedition in den verlassenen Wäldern Aquitaniens.

Anfangs erwartet man vom Aufeinanderprallen von Madeleine und Arnaud einen verzehrenden Liebeskampf wie bei Kleists Penthesilea und Achill. Doch der einfache Junge ist zu klug zurückhaltend, um offen die Konfrontation anzugehen. Souverän bleibt er präsent und kann sich im märchenhaften, von Electro-Klängen gebrochenen Verlauf des Films Respekt verschaffen. Das ergibt mit tollen Bilder und ganz starker Präsenz der beiden Hauptdarsteller einen der ungewöhnlichsten Liebesfilme der letzten Zeit. Vor allem die 26-jährige Hauptdarstellerin Adèle Haenel („Les diables", „Water Lilies") macht aus ihrer ziellos widerspenstigen Madeleine eine ungeheuer faszinierende Figur

Insidious: Chapter 3 - Jede Geschichte hat einen Anfang

USA, Kanada 2015 Regie: Leigh Whannell mit Dermot Mulroney, Stefanie Scott, Angus Sampson, Leigh Whannell 98 Min. FSK: ab 16

Die „ Insidious"-Serie begann mit einfachem, altmodischem Horror, mit kleinem Etat produziert und extrem erfolgreich. Nun setzt sich die Folge von Geistererscheinungen als „Prequel" - siehe „Minions" in die Vergangenheit fort. Mit einem langen Vorspiel, in dem erst einmal recht wenig passiert: Quinn Brenner (Stefanie Scott) trifft zum Auftakt das bekannte Medium Elise Rainier (Lin Shaye), die aber den Kontakt mit der toten Mutter des Mädchens abbricht. Dass dies schon eine „Einladung für böse Mächte" war, deutet sich erst nur zaghaft an, während Quinn für ein Vorsprechen übt und, von einem Auto angefahren, mit zwei gebrochenen Beinen ans Bett gefesselt ist. Nach einer halben Stunde legen dann endlich die üblichen, heftig von der Tonspur unterstützten Schockmomente los. Und man fragt sich vor allem angesichts transzendentalen Anwesenheit des wirklich guten Horrors „Ich seh Ich seh" aus Österreich in einem Kino in der Nähe entgeistert, weshalb den Leute in Sachen Geistern nur geistloses einfällt. Oh, ja: Und Ghostbusters.

Minions

USA 2015 Regie: Kyle Balda, Pierre Coffin 91 Min. FSK: ab 0

Merdä big Betrügä - um es mit den beliebten gelben Protagonisten zu sagen. „Minions", die lang erwartete Zeichentrick-Solonummer der gleichnamigen kleinen Helferlein alles Bösen ist in vieler Hinsicht enttäuschend.

Das wusste schon Gotthold Ephraim Lessing, der in Hamburg Zeichentrick oder Ähnliches gemacht hat: Nur gebrochene Charaktere sind interessant. Wenn jetzt die drei Minions durch die Weltgeschichte der 68er hüpfen, sind sie zwar auf der Suche nach dem größten Schurken überhaupt, aber vor allem lieb und niedlich. Das ist enttäuschend, weil doch in „Ich, einfach unverbesserlich" das unberechenbare Wechselspiel der Minions genannten „Side Kicks" zwischen vielen, vielen kleinen Gemeinheiten und dem plötzlichen Aufblitzen eines freundlichen Herzens so viel Spaß machte.

Der Film „Minions" fängt allerdings viel früher an. Als prequeligstes Prequel der Prequel-Geschichte zeigt diese „Vorgeschichte" - so einfach heißt das auf Deutsch - wie die Minions schon bei den Einzellern den gierigsten Fresser bewunderten und ihm folgten. Das ging so weiter über das Zeitalter der Dinosaurier, an deren Auslöschung die ebenso fröhlichen wie simplen und tollpatschigen Kerlchen wahrscheinlich ihren Anteil hatten. Ebenso am Scheitern von Napoleon Armee in Russland. Hier verlor sich die Geschichte der Minions in einer trübsinnigen Eishölle bis im Jahr 1968 der heldenmutige Kevin mit dem besonders unbedarfen Rocker Stuart und den kleinen Bob aufbrechen, einen neuen Oberschurken zu finden, ihm zu folgen und zu ehren.

Drei Minions ziehen also in die weite Welt, stranden in New York, trampen dann nach Florida zu einer Gangster-Versammlung. Und langsam ahnt man, weshalb Side Kicks für Scherze am Rande sorgen, aber halt keine Hauptrolle einnehmen. Etwas Hoffnung blitzt auf, als Scarlett Overkill (im Original von Sandra Bullock gesprochen) die Bühne betritt. Sie hat eine dramatische Kindheitsgeschichte, die den Drang zum Bösen erklärt, ist also endlich ein Charakter unter lauter gelben Flecken auf der Leinwand.

Herrlich, wie sie den drei zu kleinen Helden, in einer Gute-Nacht-Geschichte vom bösen Wolf klarmacht, was passiert, wenn sie nicht für Scarlett die Krone der - ebenfalls schön ruppig gezeichneten - Königin von England klauen. Doch dann stolpern die niedlichen Helferlei wieder durch die Handlung, quieken bei einer gelungenen Action-Verfolgung wild herum und dürfen alle paar Minuten einen Scherz oder eine kulturelle Referenz machen. Da hüpfen sie dann in den Beuteln von Kängurus durch die Gegend und lugen aus einem Kanaldeckel der Abbey Road, gerade als eine bekannte Popband dort den Zebrastreifen überquert.

Selbstverständlich muss im Flower Power von 1968 auch ein „Hair"-Cover gesungen werden. In der Parodie der Geheimagenten-Filme, was „Minions" unter anderem auch sein will, bekommen die freundlichen gelben Leerstellen eine Hypnose-Mütze sowie ein Lava-Gewehr zu dringend notwendigen Frequenz-Erhöhung der Scherze.

Bei aller gallig-gelben Kritik: Einiges ist auch gelungen und dann sogar mehr als nur mäßig amüsant. Doch was sich schon in „Ich – Einfach unverbesserlich 2" andeutete, verdirbt hier grundsätzlich den Spaß: Als aus dem Schurken Gru ein freundlicher Stief-Papa wurde, bekam der einst witzige Film die Originalität einer 127. TV-Fortsetzungsfolge. Und auch die niedlich depperten Minions wird man nicht nur im Teil 3 des Hauptfilms 2017 wiedersehen. Dort aber zum Glück wieder als Side Kicks, als kleine Scherze am Rande, da wo sie hingehören.