2.6.15

Die Mafia mordet nur im Sommer

Italien 2013 (La Mafia uccide solo d'estate) Regie: Pierfrancesco Diliberto mit Cristiana Capotondi, Pif, Alex Bisconti, Ginevra Antona 90 Min.

In Palermo verläuft das Leben immer etwas anders - so beginnt Arturo (Pif) die Geschichte seines Lebens mit einer überzeugenden Szene seiner Zeugung, die parallel mit einer heftigen Mafia-Schießerei ein paar Etagen tiefer verläuft. Da wundert es nicht, wenn das erste Wort, das der Kleine sagt, Mafia lautet! Die allgegenwärtige Cosa Nostra, die übrigens nie was mit den vielen Morden in der Stadt zu tun hat - da stecken immer nur Frauengeschichten dahinter, meint der Volksmund. Der kleine Arturo schließt daraus: In Palermo werden Männer umgebracht, wenn sie Frauen lieben. Eine tödliche Bedrohung für den pubertierenden Knaben, vor allem als die neue Mitschülerin Flora auftaucht.

Die autobiografisch eingefärbte Lebensgeschichte des sizilianischen Fernsehmoderators, Regisseurs, Drehbuchautors und Schauspielers Pierfrancesco Diliberto ist im Sizilien der 80er Jahre humoristisch aber auch unausweichlich mit der Cosa Nostra verbunden. Als Arturo den Aufsatzwettbewerb der Schule gewinnt, wird die Preisverleihung abgebrochen, weil die Mafia den Parteichef der PCI ermordet hat. Und der freundliche Staatsanwalt aus dem Haus von Flora wird ebenso Opfer eines Bombenattentats wie schließlich 1992 der Untersuchungsrichter Giovanni Falcone. Diese verheerende Explosion erschüttert dann aber alles im Film und im Leben. Die Sizilianer haben mittlerweile die Mafia wahrgenommen und protestieren in großer Zahl gegen sie. Und endlich fügt sich für Arturo die lange, lange Romanze um Flora...

Selbst ohne genauere Kenntnisse der italienischen Politik bereitet diese ernste Parodie furchtbarer Zustände viel Vergnügen. Wenn sich Arturo bei einem Kostümfest als (der mafiös verstrickte) Ministerpräsident Andreotti verkleidet, ist das ebenso schrecklich schräg wie die haarsträubende Art der Mafia, mit Problemen der Ehe-Ehre umzugehen: Da hat sich einer von ihnen in eine Tochter mit geschiedenen Eltern verliebt, was streng verboten ist. Aber dann bringen wir doch einfach den Vater um, dann ist die Frau als Halbwaise wieder ehrenwert! Der Humor von „Pif", der sich selbst spielt, ist immer wieder „treffend" und doppelbödig. Auch wenn die Lebensgeschichte des engagierten aber naiven Journalisten im Tonfall des Narren keine Überraschungen parat hat. Aber wenn sich diese einfache, raffiniert mit dem Politischen und mit dokumentarischen Aufnahmen verknüpfe Tragikomödie, mit den Mahntafeln des Kampfes gegen die Mafia vollendet, dann hat man diese schreckliche und Mut machende Chronologie tatsächlich ein Stück mitgelebt. Pierfrancesco Diliberto, erhielt 2014 dafür den Europäischen Filmpreis in der Kategorie Beste Komödie.