2.2.15

Jupiter Ascending

USA 2014 Regie: Andy Wachowski, Lana Wachowski mit Channing Tatum, Mila Kunis, Sean Bean, Eddie Redmayne 125 Min.

Es gibt Menschen, die fragen sich angesichts des Strudels in der Klospülung, was eigentlich dahinter ist. Jupiter Jones (Mila Kunis) scheint als Putzfrau Spezialistin für Kloschüsseln zu sein und ahnt nicht, dass sie eigentlich eine Herrscherin des Universums ist. Nicht die Schüssel, die Putzfrau. Klingt nach Douglas Adams' „Per Anhalter durch die Galaxis" ist aber leider nur ein schwacher Film der Matrix-Macher und Wachowski-Brüder, die nach Geschlechts-Umwandlung zu Geschwistern geworden sind.

Tatsächlich wollen die kapitalistischen Herrscher des Universums, also die genetischen Verwandten von Jupiter Jones, die menschliche Population, die sie selbst säten, auch ernten, sobald die Menschheit die Ressourcen des Planeten erschöpft hat. Wie es im Öko-Wurmfortsatz heißt. Nicht zur eigenen Nahrung im Stile von „Solvent Green", sondern als Badezusatz für den eigenen Jungbrunnen. Aus hundert Menschen wird in Balem Abrasax' (Eddie Redmayne) riesiger Raffinerie ein Fläschchen zur einmaligen Anwendung gewonnen. So kommen diese Elite-Menschen auf Lebensspannen von einigen tausend Jahren. Zeit ist das wertvollste Gut geworden. Dass irgendwo in der Geschichte auch die Eizellen von Jupiter für ein paar Dollar „geerntet" werden sollen, reicht nicht für ein substanzielles Thema. Derweil fährt die Handlung mit Jupiter als Wiedergeburt der Mutter schematisch alle drei Geschwister ab.

Ihr Freund und Lover Caine Wise (Channing Tatum) ist dabei Elite-Kämpfer und genetisch mit etwas Wolf gekreuzter Legionär. Außerdem kommen in diesem Action-Zoo auch noch Mäuse-Ohren und -Zähne, Folter- und Kampf-Drachen sowie selbstverständlich klassische Aliens a la Area 51. Dass die Raumschiffe in (von Aliens bevölkerten) Maisfeldern die berühmten Korn-Kreise zurücklassen, ist einer von viel zu wenigen Scherzen des Films. Wirklich faszinierend sind nur die Designs der Flugmaschinen und Weltraum-Städte. Erstere ähneln Libellen und schillernden Käfern, sind echte Transformers und Paradies-Vögel des Alls.

Ach ja, aus heiterem Himmel verliebt sich Jupiter noch in Caine. Nicht unerwartet, aber so schlecht gespielt, dass man sich wieder die nächste Action-Sequenz herbei sehnt. Die persönliche Wandlung von einer Putzhilfe zu einer Herrscherin des Universums findet bei Mila Kunis überhaupt nicht statt, selbst das Staunen angesichts neuer Dimensionen ist arg minimalistisch. Channing Tatum zeigt wie in „Foxcatcher" wieder viel Oberkörper, allerdings stehen ihm hier Techno-Kram und Flügel besser als Muskelpakete. Doch eine der wenigen Lehren des leeren Films lautet: Schönheit täuscht. „Leben ist konsumieren", ist ein anderer Merksatz. „Jupiter Ascending" gehört zur Kategorie Konsum, die nicht befriedigt. In besten Momenten ist es heißes Popcorn-Kino, das allerdings noch während der Laufzeit des Films schal wird. Dann reizen die Leistungen von Mila Kunis nur dazu, was Neues an der Theke zu holen.

Die Science Fiction-Action erinnert entfernt an „Das 5. Element" ohne heranzureichen, kopiert in einer nicht richtig zündende Witz-Szene bürokratischen Wahnsinn a la „Brazil" (und tatsächlich taucht Terry Gilliam hier selbst als Siegel-Verwalter auf). Doch „Jupiter Ascending", dieses Aschenputtel in All, zeigt nur in den besten Szenen richtigen Science Fiction mit mal einer neuen Art, Türen zu öffnen. Wobei die Raketen-Stiefel des Superhelden Caine Wise (Channing Tatum) sich vortrefflich eignen, die gigantischen Zukunfts-Kulissen und die Straßen-Schluchten von Chicago in 3D zu vermessen.

Eddie Redmayne als Balem Abrasax, als erster, gottgleicher und gnadenlosester der Dynastie, hat hingegen mit seiner rauen Stimme (im Original) zu den zarten Gesichtszügen eine sofortige Leinwand-Präsenz. Wieder einmal läuft das Böse dem langweiligen Guten den Rang ab. Im Blick auf die ganze Geschichte könnte man sehr wohlwollend sagen, auch Jupiter hat die Wahl zwischen zwei Realitäten, zwischen Optimismus und dem Standardsatz „Ich hasse mein Leben". Aber dazu muss man sehr wohlwollend was hineindenken in das bombastische Action-Filmchen auf dünnem Inhalts-Eis.