19.1.15

The Imitation Game

Großbritannien, USA 2014 Regie: Morten Tyldum mit Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Matthew Goode, Rory Kinnear , Charles Dance, Mark Strong 114 Min.

Es ist kein Rätsel mehr, wer die Computer erfand: Alan Turing hat sich bei der Entschlüsselung der deutschen Dechiffrier-Maschine Enigma diesen Ruhm verdient. Obwohl seine entscheidende Entwicklung eher eine sehr große, sehr teure Rechenmaschine war. Aber halt auch genial. Die tragische Lebensgeschichte des heimlich homosexuellen Turings und die spannende Entschlüsselung der Enigma als kriegsentscheidendes Rätsel erzählt diese Biographie nach Andrew Hodges' Buch „Alan Turing: The Enigma" mit dem großartigen Benedict Cumberbatch („Sherlock") in der Hauptrolle.

Wir nähern uns dem verrückten Wissenschaftler Alan Turing (Benedict Cumberbatch) im Jahr 1951 von außen mit einem Polizisten, der alles sehr verdächtig findet. Vor allem, dass es keine Unterlagen darüber gibt, was Turing während des Krieges getan hat. Das ist tatsächlich ein Rätsel - in jeder Hinsicht. Als mathematisches Genie wird der 27-jährige Turing 1939 für eine geheime Militär-Aktion in Bletchley Park verpflichtet. Zehntausende versuchen dort den Code der legendären Enigma-„Schreibmaschine" zu knacken, mit dem jeder deutsche Funkspruch verschlüsselt wird. Zwar haben die Briten ein Exemplar der Enigma klauen können, doch es gibt 150 Trilliarden Möglichkeiten, den Code einzustellen. Zudem wird dieser immer um Mitternacht gewechselt. Ein mit traditionellen Methoden der Code-Knacker unmögliches Unterfangen.

Turing hingegen will eine Maschine gegen die Maschine einsetzen. Eine Idee, die sowohl Vorgesetzte wie Mitarbeiter ablehnen. Nicht hilfreich ist zudem das Verhalten des autistischen Einzelgängers Turing, der weder Witz noch Ironie versteht. Erst die Freundschaft mit der ebenfalls hochintelligenten Mitarbeiterin Joan Clarke (Keira Knightley) ändert vieles. Mit etwas weiblichem Einfühlungsvermögen gewinnt er die Freundschaft seiner Kollegen, die ihn vorher gehasst haben. Joan wird Turing schließlich auch nach einem herrlich nerdigen Antrag heiraten, ohne ihr zu sagen, dass er schwul ist.

Der Erfolg der Christoph genannten Maschine ist schließlich kein Triumph. Ein Passagierschiff, auf dem sich der Bruder eines der Code-Knacker befindet, darf nicht vor den U-Booten gerettet werden, weil sonst die Wehrmacht wüsste, dass Enigma entschlüsselt wurde. Trotzdem soll die Entwicklung Turings den Zweiten Weltkrieg entschieden und 14 Millionen Menschenleben gerettet haben. Das Schicksal des Genies verläuft in der Parallel-Erzählung dagegen tragisch: Der schwule Sonderling wird von einem Liebhaber verraten und verurteilt. Die zwangsweise Hormonbehandlung gegen die „Krankheit Homosexualität" zerstört die Persönlichkeit Turings, er kann nicht mal mehr ein einfaches Kreuzworträtsel lösen. Ein Jahr später beißt er in einen Apfel mit Zyankali.

Man braucht ein paar Minuten, um Benedict Cumberbatchs Sherlock Holmes aus dem Kopf zu bekommen, aber dann glaubt man seinem Turing alles - die Unsicherheiten, die Arroganz, die Konzentration. Er geht völlig in dieser Person auf. Und die ist denn auch spannender als die Code-Knackerei. Turing wird als einer gezeigt, für den das normale Reden schon ein Code war, „weil die Menschen nie sagen, was sie meinen". Immer wieder trifft ihn der menschliche Mechanismus, dass jemand der anders ist, ausgegrenzt, verspottet, schikaniert und körperlich misshandelt wird. So verdächtig man selbstverständlich Turing als ersten, als es wohl einen russischen Spion in der Abteilung gibt. Dabei ist Turing selbst oft ein gefühlloses Monster. Das vor allem Angst davor hat, dass man ihm seinen Freund Christopher, die Maschine, wegnimmt.