19.1.15

Baymax

USA 2014 (Big Hero 6) Regie: Don Hall, Chris Williams 102 Min. FSK: ab 6

San Fransokoyo heißt die Zukunfts-Stadt im neuen Zeichentrick von Disney und dementsprechend findet sich eine Menge japanischer Einfluss in dem Abenteuer eines nerdigen Waisen, der durch einen mysteriösen Unfall auch noch seinen älteren Bruder verliert.

Der 13-jährige Hiro treibt sich in dunklen Kneipen rum, wo er mit einem kleinen, aber raffinierten Kampfroboter die Bot Fighting-Szene abzockt. Zum Missfallen der großen und wütenden Wettkönige. Wieder einmal muss Hiros älterer Bruder Tadashi den ziellosen Teenager retten. Als Tadashi als Alternative dem kleinen Genie seine Freunde am Forschungslabor vorstellt, ist klar: Hier gehört Hiro hin. Doch während der Wissenschafts-Show, auf der Hiro mit einem sich immer wieder verändernden Schwarm-Roboter erfolgreich seine Bewerbung abgibt, stirbt Tadashi in einer riesigen Explosion. Nun will der trauernde Hiro gar nichts mehr. Erst Baymax, ein von Tadashi entworfener Krankenpfleger-Roboter, der aussieht, wie ein riesiges Marshmellow, kann ihn wiederbeleben. Und mit einer genial von Hiro designten Ausrüstung verstärkt Baymax auch ein neues Team von jugendlichen Möchtegern-Superhelden, die sich gegen einen Super-Schurken wehren.

Nach dem Motto „Von nun an wird zurückgezeichnet" beantwortet Disney die jahrzehntelange Beeinflussung durch japanische Animations-Stile. Das gelingt überraschend gut, auch weil die Geschichte vor ein paar Superhelden-Albernheiten erst einmal die Gefühlslage des kleinen Helden Hiro auslotet. Trauer und Einsamkeit werden vom Film ebenso ernst genommen, wie vom Erste-Hilfe-Roboter Baymax. Dessen Penetranz im Versorgen und Beschützen sorgt für eine gute Dosis Humor. Und viel Gefühl, denn die freundliche Aufblasfigur hat nicht nur eine immense Datenbank an Heilmethoden, sondern auch riesige Arme zum Umarmen und ein Öfchen zum Wärmen. Dabei können wir auch warmwerden mit der Vision eines Pflegeroboters, denn vor allem in Japan testet man schon Maschinen, die Freund und Helfer alter Menschen werden sollen.

Ästhetisch ähnelt Baymax mit der gesichtslosen, weißen Körperhülle der futuristischen EVE aus „Wall-e". Die Disney-Zeichner zauberten auch hier wieder viel Charakter auf die glatte Fläche. Die Menschen in „Baymax" verweisen zwar mit großen Augen und dicken Haarsträhnen auf japanische Anime-Vorbilder, doch auch dieses Element wurde harmonisch gelungen integriert.

Am Ende muss Hiro auch mit seinen Rache-Gelüsten kämpfen. Und der Film mit einem aufwändigen, lauten aber auch ziemlich gewöhnlichen Action-Finale. Mit dem kleinen Unterschied, dass die Programmierung von Baymax ihn hindert, Menschen zu verletzen. Das ist doch mal eine reizvolle Alternative für alle Action-Filme und auch die Auseinandersetzungen der realen Welt! Die Lehre dabei: Verlust und Trauer können einen zum Oberschurken machen. Aber man kann sie auch kreativ anders bewältigen.