7.1.15

96 Hours - Taken 3

Frankreich 2014 (Taken 3) Regie: Olivier Megaton mit Liam Neeson, Forest Whitaker, Maggie Grace 109 Min. FSK: ab 16

Keine Kinowoche ohne Liam Neeson! So scheint es. Die Präsenz des körperlich so präsenten Schauspielers in 2014 ist eindrucksvoll: „Ruhet in Frieden - A Walk among the Tombstones", „Dritte Person", „Non-Stop" und am Rande in „A Million Ways to Die in the West". Leider versaut ausgerechnet der Abschluss der Action-Trilogie „Taken", die er ebenso geprägt hat, wie sie sein Image, mit viel zu hektischen Schnitten das Vergnügen Liam Neeson zu sehen.

Selbstverständlich muss nach den Entführungen in den beiden ersten Teilen aus den Jahren 2008 und 2012 wieder brutale Gewalt in die ungeschützten Familienkreise eindringen. Doch nach einem ersten harten, schnellen Teaser gibt es vor allem lange nur Familien-Geplänkel rundum Papa, Ex-Mann und Geheimdienstler Bryan Mills (Liam Neeson). Endlich - ist man versucht zu sagen - verabschiedet sich Famke Janssen als Ex Leonore und als Leiche aus dem Film und man darf mit dem vor der Polizei flüchtenden Mills rätseln, wer ihm die Ermordete ins Bett gelegt hat.

Auf der Flucht löst Mills den geschickt eingefädelten Hinterhalt auf, was lange wesentlich weniger brutal als bisher verläuft. Ein wenig Folter für den neuen Mann der Ex muss dabei erlaubt sein. Was jetzt kein ironischer Kommentar zu Geheimdienst-Praktiken ist - dieser Film nimmt alles sehr ernst. Und hat ernsthafte Probleme beim Schnitt: Schon das Aufblitzen bis zur Unkenntlichkeit verrissener Bildstücke im Vorspann nervte. Wenn Bryan nun selbstverständlich bei einer Verfolgungsjagd auf die Gegenfahrbahn gerät, ist der größte Geisterfahrer wieder die Montage. Der Schnitt verläuft für den puren Hektik-Effekt so chaotisch, dass es egal ist, in welcher Richtung die Autos unterwegs sind. Gerade die Action-Szenen werden dadurch unspannend und der Film verspielt den großen, auch finanziellen Aufwand der Luc Besson-Produktion sowie durchaus vorhandene witzige Momente. Ganz abgesehen von der eindrucksvollen Präsenz von Neeson, die total zerschnibbelt wird. Dabei sind einige Momente sehr spektakulär wie der Flicflac eines Containers quer zur Fahrtrichtung.

Oder Bryans Flucht durch einen Aufzugschacht ... mit dem Auto! Wobei sich nicht nur der halbwegs interessant gezeichnete Kommissar Franck Dotzler (Forest Whitaker) fragt, wie der „alte Mann" Bryan das gemacht hat. Außer bei Szenen des schönes Spiels zwischen den in ihren obsessiven Routinen sehr ähnlichen Vater und Tochter enttäuscht „96 Hours - Taken 3" so sehr. Bryan Mills lässt seine Verfolger mal raffiniert wie begossene Pudel zurück, aber vor allem sorgt er für viel Materialschaden, wenn KFZ wie Bomben explodieren oder ein Flugzeug von einem Auto gerammt wird. Mills legt im eifrigen Killen von Killern ein begrenztes Multitasking an den Tag, links würgen, rechts schießen, aber der Action-Film, der nicht auf dem Stand des Genres ist, leistet in seiner vorhersehbaren Einförmigkeit solche Doppeldeutigkeiten niemals. Er ist enttäuschend, nicht nur weil man von einem Trilogie-Abschluss etwas Besonderes erwartet.