30.1.15

300 Worte Deutsch

BRD 2013 Regie: Züli Aladag mit Pegah Ferydoni, Christoph Maria Herbst, Vedat Erincin, Christoph Letkowski, Nadja Uhl 96 Min. FSK: ab 12

„300 Worte Deutsch" zeigt zuerst in einer Collage ziemlich viele Worte Sprach-Lerntext und Politiker-Phrasen zur Integration. Reichlich platt das alles, doch der folgende Film unterbietet dies (schlecht) spielend. Lale (Pegah Ferydoni) ist eine emanzipierte Türkin in Deutschland, die trotzdem der von Papa Cengiz Demirkan (Vedat Erincin) arrangierten Ehe nicht ausweichen will, weil Papa hat sich ja so rührend um sie gekümmert und könnte als Hodscha einer Gemeinde in Köln-Ehrenfeld sein Gesicht verlieren. Der Hodscha, der in seiner Moschee einen lebendigen Frauenhandel betreibt! Trotzdem zeigt sich der Vorteil vieler Karate-Stunden, weil Lala den Bewerber nach peinlichem Antrittsbesuch in eine dunkle Gasse zieht und ihm noch peinlicher ein Leben als Hölle androht, falls er wirklich um ihre Hand anhalten sollte.

Dass Lala vergleichende Kulturgeschichte studiert, macht ihren konstruierten Konflikt nicht nachvollziehbarer. Selbstverständlich taucht ein charmanter Deutscher mit Türkischkenntnissen auf und verdreht Lala den Kopf, der mal unter Kopftuch, mal unter Motorradhelm steckt. Marc Rehmann (Christoph Letkowski) ist der Neue beim Ausländeramt und Neffe vom Chef Stromberg (Christoph Maria Herbst), der diesmal Dr. Ludwig Sarheimer heißt und weder lustig noch provokant ist. Dieser Schlesierfreund und Ausländerhasse ist tatsächlich das Schlimmste an dieser dummen Klamotte voller Abziehbilder.

Die Gegner im Streit um ein paar mit Anatolierinnen arrangierte Ehen treffen sich selbstverständlich im Puff und die Lieblings-Prostituierte vom Chef ist total originell auch eine Türkin. Wenigstens die Chemie zwischen den Hauptfiguren funktioniert zwischen all den anderen Blödsinn, leider rennen sie auch gegen das typische Problem vor dem Happy End an. Weitere bekannte Gesichter aus deutsch-türkischen Multi-Kulti-Filmen werden verschwendet. Selbst geringste Erwartungen an TV-Unterhaltung kann „300 Worte Deutsch" noch schwer enttäuschen - um es mit 300 deutlichen Worten klar zu sagen.