22.12.14

Café Olympique - Ein Geburtstag in Marseille

Frankreich 2014 (Au fil d'Ariane) Regie: Robert Guédiguian mit Ariane Ascaride, Jacques Boudet, Jean-Pierre Darroussin, Anaïs Demoustier 92 Min. FSK: ab 6

Ein wunderschönes Märchen aus Marseille, ein Film, der gleichzeitig ehrerbietige Geschichte und leichte Spielerei ist. Regisseur Robert Guédiguian, neben Ken Loach einer der letzten sozialistischen Filmemacher im besten Sinne des Wortes, gelang einer seiner leichtesten Filme.

Der Glücksfall von Film beginnt mit Opernmusik zu den ausführlichen Geburtstagsvorbereitungen von Ariane, die mit zunehmend entgleisendem Gesicht nur Absagen zu ihrer Geburtstagsfeier erhält. Also bricht sie auf und schon beim Warten auf die Zugbrücke entsteht märchenhaft zu nordafrikanischer Musik eine große Tanzszene auf der Straße. Ein junger Mann nimmt Ariane auf dem Roller mit zum Café Olympique, der so ganz real einfache Menschen aus der Gegend versammelt und der gleichzeitig ein mythischer Ort ist. Mit griesgrämigem Chef, nächtlich weinendem Nachtwächter und einer sprechenden Schildkröte. Mit eingeflochten ist der mythische Faden der Aria(d)ne, auf den der Originaltitel „Au fil d'Ariane" direkt verweist.

Klingt verrückt, fügt sich aber alles zueinander. Das so einfache wie utopische Café mit seinen multikulturellen Bewohnern, die Leiden der Menschen und die Lösungen, die Ariane für sie findet. Vor allem der genre-übergreifende Musikeinsatz komplettiert das Glück, das dieser Film bereitet: „La donna e mobile" wird geschmettert und die tatsächlich ziemlich mobile Ariane wird zur ambulanten Katastrophe für einen Taxifahrer. Zum Glück kann er Schuberts „Forelle" zur Beruhigung der Heulenden auflegen. Wenn die gefallene Schönheit Lola (vom Hafen?) ein Bad im Brunnen nimmt, der so ähnlich wie Trevi aussieht, wieder selige Opernklänge.

„Café Olympique" ist unverkennbar ein Film von Robert Guédiguian („Der Schnee am Kilimandscharo", „Die Farbe des Herzens", „Marius und Jeannette - Eine Liebe in Marseille"). Er spielt wieder in Marseille, wieder bei den „einfachen Leuten", die meist die letzten ehrlichen und lebendigen sind. Wieder sind seine vertrauten Darsteller dabei, allen voran seine Ehefrau Ariane Ascaride und Jean-Pierre Darroussin. Diesmal aber auch Fellini in der Musik, Chansons von Jean Ferrat und der Glauben nicht nur an soziale Gerechtigkeit sondern auch an die Magie, die sich gewöhnlichen Leben versteckt.