7.10.14

The Equalizer (2014)

USA 2014 Regie: Antoine Fuqua mit Denzel Washington, Marton Csokas, Chloë Grace Moretz, David Harbour 132 Min. FSK: ab 16

Bestwerte bei der Sneak-Vorstellung, Denzel Washington erneut in der Hauptrolle und aufwändige Werbung - „The Equalizer" scheint etwas Besonderes zu sein. Allerdings macht der Action-Film von Anfang an klar, er ist vom Regisseur Antoine Fuqua, hat den Fuqua-Hauptdarsteller und Koproduzent Denzel Washington, den Fuqua-Sound mit den peitschenden und ins Dunkle treibenden Klängen.

Robert McCall (Denzel Washington) ist der freundliche, ältere Mann vom Baumarkt. Er ist zuvorkommend, umsichtig, klug, hilfsbereit. Immer bleibt er ruhig, fast unerträglich ruhig. Die Souveränität, mit der er einen kleinen Räuber an der Baumarkt-Kasse bedient, um später mit ihm abzurechnen, ist eindrucksvoll. Er meint, die Menschen sollten ihren Träumen folgen: Du kannst alles sein, was du sein willst. In einer beiläufigen Kneipen-Diskussion über Hemingways „Der alte Mann und das Meer" meint er jedoch lakonisch: Der alte Mann ist ein Fischer, der Fisch ist ein Fisch - jeder macht, was er machen muss.

Und so zeigt Robert sein wahres Gesicht und seine Vergangenheit als Special Agent, als eine russische Prostituierte von ihren Zuhältern zusammengeschlagen wird. Er erweist sich als der sehr aufmerksame, genaue Beobachter, der dann die Situation mit Schnelligkeit, Übersicht und großer Überlegenheit tödlich löst. Fünf massakrierte Russen lösen jedoch nicht das Problem, sondern eine Spirale der Gewalt aus.

Mit ebensolcher Ruhe baut der Film den Widersacher Teddy (Marton Csokas) auf. Der Saubermann der russischen Mafia, ein „Soziopath mit Visitenkarte", tritt zurückhaltend auf und ist eine personifizierte Drohung. Wie gnadenlos und endlos er einen der kleinen irischen Gangstermit bloßen Fäusten zusammenschlägt, um einen Nachricht zu hinterlassen, ist wiederum das Äquivalent zu Roberts Brutalität. Was plötzlich kein Dilemma für den ehemaligen Agenten Robert mehr ist, der doch eigentlich sein ruhiges Leben mit neuer Identität genießen wollte. Im Prinzip ist er ein krankhafter Choleriker, nur einer mit verzögerter Schlagkraft. Was ihn letztendlich zu keiner wirklich raffinierten Figur macht. Noch weniger zu einem gebrochenen Charakter.

Nebenbei spricht Robert noch russisch und spanisch. Und schützt den Imbiss seines Kollegen vor den Schutzgeldzahlung. Was er nicht macht, ist zwischendurch in Strumpfhosen durch den Sherwood Forest reiten. Aber beim „Equalizer" ist auch sonst nichts witzig, ironisch oder irgendwie gebrochen. Außer Knochen selbstverständlich. Dem intensiven, ausnahmsweise mal gewaltfreien Tête-à-Tête von Robert und Teddy stehen abgedroschene Zeitlupen mit großen Explosionen im Hintergrund und ein recht einfallslosen Finale im Baumarkt gegenüber. Fuqua macht's möglich.

Mit „Training Day" im Jahr 2001 und den schwächeren Wiederholungen der gleichen Gewalt und Polizei im Ghetto-Geschichten wie „Gesetz der Straße - Brooklyn's Finest" (2009) und „Olympus Has Fallen - Die Welt in Gefahr" (2013) hat sich Antoine Fuqua einen bluttriefenden Namen gemacht. Er kann sehr gut Gewalt inszenieren, lässt sich Zeit, damit die Spannung wächst, die Angst um die sogenannten Unschuldigen, die Furcht vor dem nächsten Blutbad auf der Leinwand. Um dann extrem brutal und drastisch zuzuschlagen.

„The Equalizer", das Remake einer TV-Serie, wurde dabei nach dem Drehbuchbaukasten konstruiert und ist im zeitlichen Ablauf so penibel wie sein Protagonist: Nach 30 Minuten der erste Gewaltausbruch. Nach einer Stunde das erste, vorerst nur verbale Abtasten der beiden Antipoden. Dann die stufenweise Eskalation der Gewalt. Das sieht das gut aus und ist in den Hauptrollen exzellent besetzt. Aber die Lindenstraße bleibt Lindenstraße, selbst wenn man den Etat verzehnfacht und alle Figuren mit richtig guten Leuten ersetzt. Oder wie es Robert sagt: Ein Fisch ist ein Fisch, Fuqua ist Fuqua - jeder macht, was er machen muss.