1.9.14

Lola auf der Erbse

BRD 2014 Regie: Thomas Heinemann mit Tabea Hanstein, Christiane Paul, Tobias Oertel, Arturo Perea Bigwood, Antoine Monot jr. 90 Min. FSK: ab 0

Ein Herz für Kinder und Kurden hat dieser trotz einiger Unzulänglichkeiten sympathische Kinderfilm: Die elfjährige Lola (Tabea Hanstein) lebt mit ihrer Mutter (Christiane Paul) auf einem Hausboot namens Erbse. Sieht idyllisch aus, doch dem Glück im Wege steht der Hafenmeister und Biedermann Herr Barkelt (Antoine Monot jr.). Und auch Lolas Mitschüler machen es dem Mädchen sehr schwer. Doch wie es immer wieder direkt in die Kamera erzählt, hat sie vielleicht selbst schuld dran. Weil sie die Stelle, an der ihr verschwundener Vater sie geküsst hat, nicht waschen will, und auch ihr rosa Haaransatz seitdem längst rausgewachsen ist.

Der Kampf gegen deutsche Spießer allerorten wird dramatisch, als spät im Film klar wird, dass Lolas neuer Freund Rebin (Arturo Perea Bigwood) und seine Familie „illegale" kurdische Flüchtlinge sind. Sie dürfen nicht offiziell zur Schule und auch nicht zum Arzt, wenn sie sich überhaupt einen leisten könnten. Nun zeigt sich, wer wirklich mutig ist und ein Herz hat. Ein ganz schön schwerer Kampf für Lola, die auch noch lernen muss, den neuen Freund der Mutter, einen bayerischen Cowboy, zu akzeptieren.

„Lola auf der Erbse" erzählt zwar eines der typischen Trennungskind-Dramen, wirkt auch lange überfrachtet, weil einiges an den Haaren herbei gezogen wird. Doch kleine Inszenierungsideen machen Spaß und bleiben hängen. So wie Lolas Schlaflied vom Papa aus dem animierten Bilderrahmen oder der gestrandete Kapitän mit Schifferklavier und viel Seemannsgarn. An der Schuldirektorin, die stellenweise grandios komisch überzeichnet, aber auch mit ihren Gewissensbissen ernst genommen wird, zeigt sich im Kleinen eine sorgfältige Figurenzeichnung. Besonders gelungen, wenn auch sehr demonstrativ, ist das nette Finale mit der Multikulti-Feier auf dem Fluss im Zusammenspiel mit der drögen Blasmusik des Hafenmeisters.

Tabea Hanstein überzeugt als Lola vor allem mit ihrem trotzigen Gesicht und ist ansonsten keine große Entdeckung. Christiane Paul wird von noch einer Mutterrolle wie schon in „Doktorspiele" eher unterfordert. Antoine Monot jr., der Technik-Nick aus der Elektromarkt-Werbung und der Tod aus dem Soap-Piloten „Jetzt ist Sense", gibt seinen gierigen Hafenmeister Herr „Bargeld" als reine Karikatur. Doch viele Szenen sind flott aufgelöst, nur die sozial betrübte Ethno-Musik auf der Tonspur nervt wirklich. Insgesamt kein ganz großer Wurf, aber besser als vieles, was mehr kostet und in der Werbung mehr Lärm produziert. Vor allem der Charme der Machart und der Mut, auch komplizierte Dinge wie „illegale Einwanderer" oder die dreigeteilte Verfolgung der Kurden zu erklären, fordern Beachtung.