26.8.14

Doktorspiele

BRD 2013 Regie: Marco Petry mit Merlin Rose, Maximilian von der Groeben, Lisa Vicari, Ella-Maria Gollmer, Christiane Paul, Oliver Korittke 96 Min. FSK: ab 12

Das filmische Herumdoktern an einem bemitleidenswerten aber schwer vermeidlichen Zustand der Pubertät geht weiter: Marco Petry, nicht nur aber vor allem Spezialist für Teenie-Filme, schickt reichlich spät entwickelte 17-jährige auf den hormongesteuerten Fettnäpfchen-Kurs. Dass am Ende zehn Minuten Happy End-Finale rauskommen, ist das Erfreulichste. Den Rest der Peinlichkeiten kann man sich getrost sparen.

„Doktorspiele" - hört sich an wie „Pfui" aus dem Antiquitäten-Laden. Nicht nur im Vergleich zu echt heißen Teenager-Filmen wie den norwegischen „Turn me on" oder ganz aktuell im Kino „When animals dream" mit Pubertät als Werwolf-Häutung, ist die deutsche Harmlosigkeit bis auf ein paar Sprachideen null originell und ganz selten komisch.

In einer grünen Frankfurter Vorstadt schwärmt der schüchterne Andi (Merlin Rose) der blonden Klassen-Zicke Katja (Ella-Maria Gollmer) hinterher. Als Lilli (Lisa Vicari), eine Freundin aus Kindertagen, zu Besuch kommt, merkt der falsch Verliebte erst einmal nichts. Zu beschäftigt ist er auch mit seinem Kumpel Harry (Maximilian von der Groeben), der Sexualerziehung und seine flotten Sprüche aus reichlich Porno-Konsum gewonnen hat. Dazu streiten sich Andis Eltern in zwei bis drei Szenen und fertig ist noch so ein Jugendfilm. Ob die Bemühungen von Marco Petry mit seinem Ko-Autoren Jan Ehlert, den meist unbekannten Jungschauspielern eine authentische Jugendsprache in den Mund zu legen, gefruchtet haben, muss das Zielpublikum entscheiden. Falls es überhaupt diesen immer gleichen Pubertätsfilm mit seine standardisierten Typen noch einmal sehen möchte. Denn die sprießen schneller auf die Leinwand als die Pickel ins Gesicht. Diese in Nahaufnahme hat der Film zwar vergessen, ansonsten ist alles drin, was sich (nicht) gehört: Koma-Saufen, Kotzattacken, verunglückte Selbstbefriedigung, Flecken aller Art und sogar Schwulenscherze! Also eigentlich ein ziemlich verklemmter statt frecher und junger Film. Da hätte man rechtzeitig Drehbuchdoktor-Spiele verschreiben sollen.

Positiv allein ein paar witzige Wortschöpfungen wie „Penis-Tourette" und Petrys Händchen, talentierte Nachwuchsschauspieler zu entdecken. Merlin Rose dürfte nun öfter zu sehen sein.