26.8.14

Diplomatie

Frankreich, BRD 2014 Regie: Volker Schlöndorff mit André Dussollier, Niels Arestrup, Burghart Klaußner, Robert Stadlober 84 Min. FSK: ab 12

„Uns bleibt immer Paris!" heißt es in „Casablanca", diesem anderen Film mit Nazi-Uniformen, Widerstandkämpfern und einer großen Liebe. In „Diplomatie" ist die Liebe eine platonische, eine zur Stadt selbst. Der diesmal vehement für sie kämpft, ist der schwedische Konsul Raoul Nordling (André Dussollier). Wie ein Geist taucht er morgens am 25. August 1944 im Zimmer des deutschen Besatzungskommandanten von Paris, General Dietrich von Choltitz (Niels Arestrup) auf. Der ist erst seit zwei Wochen in der Stadt und bekommt direkt eine historische Lektion: Sein Zimmer hätte einst Napoleon III und einer Mätresse gedient. Deshalb konnte der Schwede auch unbemerkt über eine geheime Treppe vordringen. Doch trotz des leichten, freundlichen Tons ist die Lage ernst. Die Amerikaner sind beinahe in der Stadt und der Widerstand kämpft überall. Bald soll Paris auf Befehl Hitlers dem Erdboden gleich gemacht werden, es ist komplett vermint. Die Seine soll zusätzlich alles überschwemmen.

Das wir alle noch von Paris träumen, so wie es Nordling immer evoziert, liegt in dieser fiktiven Geschichte um eine rätselhafte historische Befehlsverweigerung und der großen Liebe des Konsuls. Sowie an dessen Gerissenheit. Das Rededuell der Männer findet auf hohem Niveau statt. Nordlings Argument, von Choltitz solle sich vorstellen, er sei Abraham, der die Stadt wie seinen Sohn Isaak opfere. Nur dass diesmal kein Gott in letzter Minute Einhalt geböte. Dieses Beispiel kippt an Hitlers Befehl zur Sippenhaft: Wenn der General nicht folgt, ist seine in Deutschland gegeiselte Familie bedroht.

Obwohl es auf Cyril Gélys gleichnamigem Bühnenstück basiert, ist „Diplomatie" kein Kammerspiel. Dazu sind die Stichwort gebenden Momente, die immer wieder von außen kommen, zu spannend. Handelt es sich doch nur noch um Minuten, bis der Befehlt zur Zerstörung der Stadt gegeben werden soll. André Dussollier und Niels Arestrup waren auch die Hauptdarsteller des Theaterstücks und es macht Spaß ihnen zuzusehen, ihrem Ringen um Moral, Anstand und historische Verantwortung. (Burghart Klaußner und Robert Stadlober haben Nebenrollen.) Obwohl es um einen ganz konkreten Moment in der Geschichte geht, schwebt in der Szenerie auch etwas Verspieltes, Surreales. Es ist schließlich eine fast lächerliche Pointe, die dafür sorgt, das uns Paris noch immer bleibt.