8.7.14

Verführt und verlassen

USA 2013 (Seduced and abandoned) Regie: James Toback 98 Min. FSK: ab 12

Schon von dem Remake von Bernardo Bertoluccis „Der letzte Tango in Paris" gehört? Der Neuauflage vom sexuell provokanten Klassiker 1972 mit Marlon Brando? Nein? Liegt vielleicht daran, dass die bescheuerte Idee der Vorwand für Regisseur James Toback und Star Alec Baldwin war, in Cannes den Wahnsinn des Filmgeschäfts vorzuführen. Sie laufen in Cannes auf, das erste Mal für Baldwin, und versuchen in den üblichen Gesprächen mit Produzenten und Hintermännern das nötige Geld aufzutreiben. Was heutzutage, wenn man nicht circa zehntausend Explosionen oder fünf Actionstars im Rentenalter hat, extrem schwierig geworden ist. Wie selbst die größten Regisseure immer wieder beklagen: Scorsese, Bertolucci, Coppola (der Papa), Polanski früher und heute. Das Ergebnis ist eine spezielle Filmgeschichte von Alec Baldwin mit vielen Ausschnitten und eine tolle, allgemeine Filmgeschichte mit haufenweisen Prominenten und faszinierenden Filmemachern. Dabei arbeitet Toback auf fesselnde Weise mit Splitscreens, die immer wieder die Filmbeispiele zu dem Erzählten liefern.

Die Kommentare von Regisseuren, Produzenten, Kritikern und Festivalchef Thierry Fremaux sind sehr ernüchternd: Ein Produzent sagt Baldwin ins Gesicht, er brauche fünf Frauen um sich für einen erfolgreichen Film. Ein anderer schlägt vor, ein U-Boot wie in Baldwins „Roter Oktober" wäre hilfreich für das „Tango"-Remake". Oder die Mitarbeit von Ryan Goslin, der das Budget von 3 auf 150 Mio. Dollar hochschrauben würde.

Das Ergebnis ist voller Perlen und Einblicke von Insidern. Dazu Cannes immer wieder Cannes, damals und heute, mit Rotem Teppich, aber vor allem das andere Cannes, bei dem die Frage gestellt wird: Wo kommt das Geld her? Der äußerst sehenswerte Film beantwortet vor allem die Frage, wo all die schlechten Filme her kommen.