22.7.14

Monsieur Claude und seine Töchter

Frankreich 2014 (Qu'est-ce qu'on a fait au bon dieu?) Regie: Philippe de Chauveron mit Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan, Medi Sadoun, Frédéric Chau, Noom Diawara, Frédérique Bel 97 Min. FSK: ab 0

Ziemlich ... rassistisch

Protagonist dieser französischen Komödie ist Claude Verneuil (Christian Clavier), ein alter, biederer Bürger und Notar aus der Provinz, der seine rassistischen Vorbehalte nicht zurückhalten kann. Nicht bei der Hochzeit der einen Tochter mit dem Juden Rachid, nicht bei der Trauung der anderen Tochter mit dem „Araber" Rachid und schon gar nicht bei der Vermählung einer dritten Tochter mit dem Chinesen Chao. Bei der Beschneidung des Enkels schmeckt der koschere Champagner schal und die Kippa juckt am Kopf. Die Vorhaut isst der Hund noch vor dem Begräbnis im Garten, ein Stück Schinken wird stattdessen vergraben.

Folglich gibt es zur Feier ein völlig verkrampftes Familienessen - selbstverständlich ohne Schwein. Dafür aber mit israelisch-muslimischen Konflikt als Hauptgang bei diesem Festival der Vorurteile. Der Chinese isst Hund - nicht wirklich, aber er selbst darf keine solche Witze machen. Zur Tarte Normande als Nachtisch wird sich schon geprügelt und dann wollen sich vor allem die drei Schwiegersöhne nicht mehr sehen. Sie nennen die anderen je nach Perspektive Jacky Chan und Arafat, Gaddafi und Netanjahu, Bruce Lee und Rabbi Jacob. Mutter Verneuil wird über den Streit und die Trennungen depressiv. Nur die Schenkelklopfer werden nicht müde oder weniger. Mutters Priester sucht derweil während der psychoanalytischen Beichte auf dem iPad eine schicke Soutane bei Ebay.

Was für Menschen hinter diesen Klischees stecken, sieht man allerdings nicht. Vor allem nicht, als die ziemlich unangenehme Komödien-Angelegenheit noch einen Zahn zulegt. Denn es gibt noch eine vierte Tochter, und Laure will Charles Koffi heiraten. Er hat einen französischen Vornamen, ist katholisch, dass er auch Schauspieler ist, wird toleriert. Dass er allerdings ein schwarzer Afrikaner ist, soll irgendwie die Krönung sein.

Wie sich die drei „reinrassigen Franzosen", die so hervorragend die Marseillese singen können, nun gegen den Einwanderer verschwören, ist ziemlich unglaubwürdig und funktioniert nur, wenn man die zentrale Entschuldigungs-Aussage des Films akzeptiert: „Sind wir nicht alle ein wenig rassistisch?". Sind wir? Spätestens hier ist der Film eher widerlich als komisch.

Dass dieser Monsieur Claude oder besser Monsieur Le Pen in Frankreich noch erfolgreicher als „Ziemlich beste Freunde" war, muss nichts heißen. Denn die spezielle französische Gemengelage eines viel stärkeren Multikulti-Landes mit Straßenschlachten wird in Deutschland nicht unbedingt verstanden. Wenn auch die Nationalhymnen-Diskussion bei Länderspielen die gleiche ist. „Monsieur Claude" ist vielleicht besser gemacht und gespielt als die deutsch-türkische Variante „Einmal Hans mit scharfer Soße", aber nicht raffinierter. Alles ist arg schwarz-weiß gezeichnet, es überwiegen simple, dumme Scherzchen. Wenn die Witze des bemühten Vaters und unverbesserlichen Rassisten ganz schnell wieder schief gehen, hilft nur noch der schwarze Rassisten-Vater aus Afrika. Dabei werden die ganzen Undinge als „nett" und „Wohlfühlfilm" präsentiert, es ist keineswegs geplant, mit nicht korrektem Verhalten zu provozieren. Da wo beide Väter Rassisten und Gaullisten sind, sieht dieser Film seine Wohlfühl-Lösung nicht in der Anerkennung der Differenz, sondern der Gleichheit im Rassismus. Ein nur handwerklich halbwegs akzeptables Ärgernis. Und ein ziemlich blöder Film.