7.7.14

Mistaken for Strangers

USA 2013 Regie: Tom Berninger 75 Min. FSK: ab 12

Matt Berninger, Leadsänger der sehr erfolgreichen Indie-Band The National, nimmt freundlicherweise seinen kleinen Versager-Bruder Tom mit auf die High Violet-Tour, gibt ihm einen Job als Rowdy. Dass Tom sich in den nicht wahnsinnig intelligenten Kopf gesetzt hat, das Ganze als Backstage-Doku aufzunehmen, weiß niemand und findet auch keiner gut - wie ihm immer wieder gesagt wird. Der Hard Rock-Fan säuft dauernd, vergisst öfters was und verlegt die Gästeliste, weswegen Werner Herzog und der Cast von „Lost" (sic!) draußen warten müssen. Bei einem Wahlkampfauftritt für Obama irritiert er dessen Sicherheitsleute. Man muss sich um Tom, der immerhin Regisseur, Autor, Kameramann und Cutter dieser Doku ist, wie um ein kleines Kind kümmern. Er will getröstet werden, wenn ihm wieder jemand seine Unfähigkeit vorwirft. Tom wird zwangsläufig entlassen und findet mal ein passendes Lied der Band für seinen Frust - was dem Zuschauer ein „Endlich!" entlockt. Doch die familiäre Freundlichkeit findet kein Ende: Tom darf mit Unterstützung von Matts Frau Carin Besser die Doku zu Ende schneiden.

Der Star und der Idiot. Ganz selten ergibt sich dieser Gegensatz: Der sehr erfolgreiche, intelligente und intellektuelle Bruder Matt arbeitet ernsthaft, gut und professionell. Tom, der noch bei den Eltern wohnt, spielt im Pool des Hotels in Los Angeles. Toms sehr seltsame Dokumentation und Selbst-Demontage „Mistaken for Strangers" geht allerdings nicht so weit, dass hier eine Bruder-Beziehung wirklich analysiert wird. Sie bietet nur den Reiz, jemandem, der keine Ahnung vom Dokudreh hat, beim Doku-Drehen zusehen. Da es ja eine Menge Mokumentaries gibt, also unechte, inszenierte Dokumentationen, denkt man auch hier: Ok, das soll ein Spaß sein, so naiv und unfähig kann sich doch keiner anstellen. Tom kann es! Das beginnt schon in der ersten Szene mit Matts Ärger über die Planlosigkeit seines Bruders. Und auch im weiteren Film sind keine vernünftigen Fragen zu hören. Tom sucht vergebens Drogengebrauch zu entdecken, will im Stile von Sex and Drugs usw. Party machen. Ziemlich respekt- und rücksichtslos - nur noch peinlich. So ist „Mistaken for Strangers" auch als Hintergrund-Dokumentation ziemlich uninteressant, denn die richtig gute Musik von „The National" ist leider nur in Fragmenten zu hören.