22.7.14

Feuerwerk am helllichten Tage

VR China, Hongkong 2014 (Bai ri yan huo / Black coal, thin ice) Regie: Diao Yinan mit Liao Fan, Gwei Lun Mei, Wang Xuebing, Wang Jingchun 109 Min. FSK: ab 16

Der Berlinale-Sieger 2014 zeigt mit Liao Fan, dem angeblich besten Darsteller des Festivals, einen „film noir" - gezeichnet mit Kohle und Schnee, dazu immer wieder schrill bunte Tupfer und Gesellschaftskritik im ruhigen Krimi.

Die beste Szene fast zu Anfang ist fast Tarantino und so bunt wie die frühen Wong Kar-Wai: Im Jahr 1999 werden im Norden Chinas auf Kohlenhalden menschliche Leichenteile gefunden. Es gibt Verdächtige, sie werden festgenommen und nun kommt es in einer Aufnahme zu einer bescheuerten, weil leicht vermeidbaren Schießerei, bei der die vermeintlichen Täter und auch zwei Polizisten ums Leben kommen. Kommissar Zhang Zili überlebt schwer verletzt. Fünf Jahre später - der gewagte Zeitsprung findet bei einer Fahrt durch einen Tunnel statt - ist er kaum wiederzuerkennen. Ein Säufer, der nicht mehr bei der Polizei ist. Selbst den Job als Sicherheitsmann kann er mit seiner Unbeherrschtheit nicht halten.

Als jedoch wieder Leichenteile gefunden werden, legt Zhang auf eigene Faust eine Verbissenheit an den Tag, die wir von Dürrenmatts Kommissaren kenn. Die Spur führt ihn zu einer Reinigung und der mysteriösen Angestellten Wu Zhizhen, die mit allen bisherigen Opfern in Verbindung stand. Zhang taucht immer obsessiver in den Fall ein und verliebt sich schließlich in die schweigsame Schöne. Und kommt dem „Schlittschuh-Mörder" auf die Spur...

„Feuerwerk am helllichten Tage" ist der dritte Film des chinesischen Regisseurs Diao Yinan. Immer wieder hat er starke Momente und Szenen, die Verfolgung des vermeintlichen Mörders, eine „Dritte Mann"-Szene im Riesenrad. Dazu das düstere Styling einer Industrie-Stadt mit Menschen, die genauso vernachlässigt scheinen wie die Straßen und Häuser. Dieses China ist nicht besonders reizvoll oder fortschrittlich. Allerdings ergeben all diese interessanten und reizvollen Elemente noch keinen zusammenhängend großen Film. Es ist ein sehenswerter Arthaus-Krimi, der mit dem Goldenen Bären ein wenig überbewertet ist.