7.7.14

Die große Versuchung (2013)

Kanada 2013 (La Grande Seduction) Regie: Don McKellar mit Brendan Gleeson, Gordon Pinsent, Mark Critch, Taylor Kitsch 113 Min. FSK: ab 0

2003 zeigte Jean-François Pouliot unter dem Titel „Die große Verführung" (La Grande Seduction) wie eine wackere Schar von kanadischen Inselbewohnern sich mit sympathisch halblegalen Mitteln dagegen wehrt, abgeschrieben zu werden. Kauziges Menscheln bis der Arzt kommt, war das damals. Das Remake wirkt wie ein Placebo - nur unzureichend. Trotz des rumpeligen Auftritts von Brendan Gleeson („Harry Potter", „Gangs of New York").

In besseren Zeiten, als das Hafenörtchen noch alle Männer in Arbeit und viele Fische im Netz sah, entlud sich das gute Leben nächtlich schon mal im kollektiven Orgasmus. Nun leidet das Selbstwertgefühl der Männer, denn fast alle leben komplett von Sozialhilfe. Die letzte Hoffnung ist eine Fabrik, die sich auf der Insel niederlassen will. Aber nur wenn es dort auch einen Arzt gibt. Den fischt der Ex-Bürgermeister als Zollbeamter am Flughafen heraus: Der Schönheitschirurg Dr. Paul Lewis (Taylor Kitsch) reitet sich mit einem Tütchen Koks rein und muss nun einen Monat im Hafen der Trübsal verbringen.

Unter der Anführung von Murray French (Brendan Gleeson) wird das Nest aufgemöbelt: Hinterwäldler, die meinten Cricket sei ein Sport für Heuschrecken, bereiten sich mit liebenswertem Aufwand auf ein Cricket-Spiel vor - weil der Doktor Cricket-Fan ist. Keiner kapiert die Regeln, die Platzmarkierungen werden vom Winde verweht. Man hilft auch der untalentierten Angelleidenschaft des Gastes nach - mit einem frisch gefangenen Fisch, der noch gefroren ist.

Wenn auch das Thema Arbeitslosigkeit durch Globalisierung noch immer aktuell ist, der Film wird beim zweiten Mal nicht komischer. Eher lahm führt er die kauzigen Typen vor, bis zur Ankunft des Arztes dauert es 45 Minuten. Der Charme blätternder Farbe und zerfallender Hauser hält sich in Grenzen. Nur ein großartiger Schauspieler unter vielen Unbekannten kann auch keine Begeisterung hervorrufen. Dass sich der Schnösel Paul fast von alleine zum besseren Menschen wandelt, während er als Meister der Lüge Schönheitsoperation von allen belogen wird, geht als schöne Idee im Rest unter. Das der tragische Bankbeamte Henry letztendlich und wie immer befürchtet durch einen Geldautomat ersetzt wird, hat noch was von dem großen Gedanken des Originals „Die große Verführung", aber irgendwie funktioniert das in „Die große Versuchung" nicht mehr. Vor allem der Spaß ist mit vielen anderen aus dem Ort geflohen...