15.7.14

Der Schmetterlingsjäger - 37 Karteikarten zu Nabokov

BRD, Schweiz 2012 Regie: Harald Bergmann mit Heinz Wismann, Klaus Wyborny, Rainer Sellien, Ronald Steckel, Katerina Medvedeva 135 Min. FSK: ab 6

Harald Bergmann wurde mit ungewöhnlichen Filmen über Texte von Hölderlin und Brinkmann bekannt. Nun nähert er sich dem Schriftsteller Vladimir Nabokov (1899-1977), nach Meinung vieler der größte Erzähler überhaupt, und seinem Verständnis von Zeit an.

Beginnend mit der ersten Kindheitserinnerung Nabokovs vermischen sich unterschiedliche Filmelemente: Tolle Bebilderung von Nabokov-Texten (u.a. „Ada oder Das Verlangen") mit wunderschönen Aufnahmen, die ebenfalls mit der Zeit und der Erinnerung spielen, fesselnd gelesen von seinem Sohn Dmitri Nabokov. Andere Geschichten drängen sich dazwischen, immer wieder gebrochen von einem Kommentator und einem fiktiven Regisseur am Schneidetisch. Dann wechseln Stil und Thema, mit Techno-Sound geht es im historischen Sportwagen über enge Bergstraßen. Ein Schmetterlings-Spezialist zeigt, wie man das Vertrauen der Insekten gewinnt und Männchen von Weibchen unterscheidet.

Der Essay-Film bringt gleichzeitig Nabokov näher, der mit „Lolita" berühmt wurde und will dessen Umgang mit dem Phänomen Zeit vermitteln. Dabei geht Bergmann soweit, auch den Verlauf der Zeit im Film mitzudenken, das mit dem Schriftsteller verbundene Bild des Schmetterlingsjäger auf die Schippe zu nehmen und auch die Arbeit des Filmemachens zu reflektieren. Ein sehr reizvolles Spiel mit der Puzzle-Technik, das nie Gefahr läuft, die übliche Langeweile literarischer Filme einzufangen.