24.6.14

Violette

Frankreich, Belgien 2013 Regie: Martin Provost mit Emmanuelle Devos, Sandrine Kiberlain, Olivier Gourmet 139 Min. FSK: ab 12

Bei den internationalen Frauen-Spielfilm-Wochen trumpft Frankreich wieder mit einem sehenswerten Porträt auf: Nach „Suzanne" nun „Violette", die französische Schriftstellerin Violette Leduc (1907-1972). Wobei wir sie während der deutschen Besetzung als Verzweifelte, als Abgewiesene kennenlernen. Der schwule Freund Maurice Sachs (Olivier Py) kann sich dem fast wahnsinnigen Bedrängen nur erwehren, indem er Violette auffordert, doch ihre Leidenschaften aufzuschreiben. Nach dem Krieg in Paris immer noch vom Schmuggel lebend, trifft sie auf Simone de Beauvoir (außerordentlich dargestellt von Sandrine Kiberlain), die ihren ersten Roman begeistert veröffentlichen lässt. Leduc selbst bewundert hingegen Jean Genet, sucht aber auch obsessiv die Liebe der Beauvoir. Wie bei fast jedem. Und erhält wieder die Antwort, ihre Obsessionen niederzuschreiben. 1946 entsteht „L'Asphyxie" und in weiteren Romanen folgenden die Reflexionen eines „Bastards", der lebenslang unter der Abweisung durch den Vater litt.

Im Gegensatz zur Leducs Selbsteinschätzung, nicht schön zu sein, zeigt sie der Film als sehr reizvoll. Emmanuelle Devos hat ein grandios ausdrucksstarkes Gesicht, ihre Mischung aus Verzweiflung, Wut, Entschlossenheit ist unheimlich berührend und gleichzeitig komisch. Regisseur Martin Provost („Séraphine") gelingt mit exzellenten Bildern (Kamera: Yves Cape) und einem zurückhaltenden Soundtrack (mit Arvo Pärt-Stücken) das gebrochene Porträt einer ungewöhnlichen Künstlerin und Frau.