3.6.14

Maman und ich

Frankreich, Belgien 2013 (Les garçons et Guillaume, à table!) Regie: Guillaume Gallienne mit Guillaume Gallienne, André Marcon, Françoise Fabian, Nanou Garcia, Diane Kruger, Götz Otto 87 Min. FSK: ab 12

Haupt- und Selbstdarsteller Guillaume Gallienne ist der Star dieses selbstinszenierten Lebensrückblickes, die der französische Komiker, Film- und Bühnenschauspieler mit einer Theateraufführung (nach seiner Bühnen-Soloshow „Les garçons et Guillaume, à table!") als Rahmen deutlich als Kunststück angelegt: Guillaume tut alles, um seine Mutter (ebenfalls: Guillaume Gallienne) zu imitieren und ihr zu gefallen. In seiner Kopie ist er immer wieder derart überzeugend, dass ihn Familienmitglieder von der Stimme oder den Schritten her mit der Lieblosen verwechseln. Dabei kommt das ungeliebte Muttersöhnchen ansonsten im Leben nicht zurecht: Ein Sprachkurs in Andalusien gerät zum Tanzkurs, bis er die Sevillana exzellent beherrscht aber wegen seiner Frauenrolle verlacht wird. Hier oder im Internat, wo er von den „richtigen Jungs" drangsaliert wird, taucht die Mutter surreal immer wieder in den Szenen auf. Das verläuft filmisch äußerst elegant im Wechsel der Erzählebenen und -stile. Nach wenigen Minuten ist man in der Lebensgeschichte, egal ob sie als Theaterstück, als Spielfilm oder als Erzählung dazwischen inszeniert wurde. Dabei fallen auch wir auf den gar nicht so kleinen Unterschied rein, dass Guillaume zwar Mädchen aber keineswegs schwul sein will.

„Maman und ich" ist eine Solo-Nummer - auch thematisch, denn die absurde Mutterliebe wiederholt sich in zugegeben künstlerisch reizvollen Varianten. Guillaume Gallienne spielt großartig vor allem als seine Mutter. Der Humor schwankt zwischen fein und obskur, wenn es beispielsweise deutsche Massagen-Einlagen von Diane Kruger - anal - als Schwester Ingeborg und von Götz Otto gibt. Dann wiederum gelangen großartige Szenen wie eine Hymne an die Frau an sich in all ihrer Verschiedenheit. Freud hätte seine Freude daran gehabt, weniger ödipal fixierte Zuschauer werden es extrem exaltiert finden.