24.6.14

Mädelsabend

USA 2014 (Walk Of Shame) Regie: Steven Brill mit Elizabeth Banks, James Marsden, Kevin Nealon, Gillian Jacobs 95 Min. FSK: ab 12

Sind Peinlichkeiten vor laufender TV-Kamera noch lustig, wenn Hollywood einen Großteil seiner Kameras für laufende Kameras verschwendet? Nach einer Kostprobe von sympathischen Live-(R)ausrutschern lernen wir Meghan Miles (Elizabeth Banks) kennen, TV-Moderatorin und langweilige Blondine, die es abwechselnd der sittenstrenge Mutter und der ordinären Freundin recht machen muss. Hirnlose Nachrichten, festgefrorenes Lächeln - was „Anchorman" herrlich und definitiv durch den Kakao zog, wird hier tatsächlich noch einmal ernst genommen. Nun bekommt Meghan den neuer Job als „Anchor", als Nachrichten-Star, doch nicht und auch der Freund lässt sie sitzen (ein Wunder, dass so ein Hohlkörper überhaupt einen Freund hatte). Um all dies Elend zu feiern, führen die Freundinnen sie zum Saufen aus, wobei Meghan unbedingt etwas „Schlampiges" anziehen soll. Das ziemlich brave gelbe Kleid, scheint in Los Angeles eindeutig konnotiert zu sein, denn fortan hält sie jeder für eine Prostituierte. Auf der Straße landet sie in den nächsten Stunden gleich mehrfach, weil sie sich aus einem Club ausschließt, die Wohnung des neuen Lovers wegen einer Katze fluchtartig ohne Handy verlässt und das Auto abgeschleppt wurde. Zudem muss sie schnell zum Sender, weil der neue Job doch noch möglich ist...

Der deutsche Titel „Mädelsabend" macht krachledern klar, was frau bei diesem Film erwarten darf: Ein „Hangover" für Mädels, ganz schwach derber Humor und das Chaos am Morgen danach. Allerdings weiß die lahme Komödie selbst nicht so genau, was sie will, denn der Originaltitel „Walk of Shame" suggeriert sogar etwas Medienkritik - was allerdings der größte Witz des Ganzen ist. Ansonsten sind nur einzelne Szenen kurzfristig witzig, etwa das Verhör des One Night-Stand-Kellners durch die beiden noch dämlicheren Freudinnen von Meghan. Großartig ist nur, wie drei ganz harte „Brothers" mit weichem Kern in einem Crack-House sich für das verirrte Bürger-Mädel einsetzen und ihren blöden und verlogenen Ex am Telefon zusammenstauchen.

Elizabeth Banks, die Effie Trinket aus „Die Tribute von Panem", gehört nicht zu den Darstellern, die selbst aus so einer Rolle noch etwas rausholen. So ist es überhaupt nicht witzig, ihr beim Sturzbesoffen-Sein zuzusehen. Martin Scorseses „Die Zeit nach Mitternacht", die Mutter solcher Geschichte des Sich-Verlierens in einer wilden Nacht, ist ziemlich weit weg. Diese „Zeit während der Fußballspiele" ist hauptsächlich albern, Handlung entwickelt sich meist haarsträubend. Dass am Ende noch eine Epiphanie des naiven Mädels stattfindet, das selbst nicht über das Niveau ihrer Nachrichten hinausblickte, verdirbt einem schließlich sogar den minimalen Spaß. Der aufgesetzten Weisheit „Sei einfach du selbst" sollte man folgen und nicht in diesen Film gehen.