17.6.14

Cuban Fury - Echte Kerle tanzen

Großbritannien 2014 Regie: James Griffiths mit Nick Frost, Rashida Jones, Chris O'Dowd, Olivia Colman, Kayvan Novak 98 Min. FSK: ab 6

Aus der einstigen großen Hoffnung, dem jugendlichen Star der Salsa-Szene ist ein sehr runder, sehr stiller Ingenieur geworden: Bruce (Nick Frost) hat nur verdrängt und nie überwunden, dass er vor einem wichtigen Turnier in vollem Glitzer-Ornat von anderen Jungs aufgelauert und brutal zusammengeschlagen wurde. Seitdem hat Bruce nie wieder getanzt.

Nun verliebt sich Bruce auf Anhieb in Julia (Rashida Jones), seine neue Chefin aus den USA. Da diese in ihrer Freizeit auf bescheidenem Niveau Salsa tanzt, wagt sich der einstige Überflieger zurück zu seinem charismatischen Trainer Ron (Ian McShane!), den er damals versetzt und verletzt hat. Mit ganz kleinen Schritten kämpft sich Bruce sein altes Selbstbewusstsein zurück und tritt zum Duell gegen seinen ekeligen Kollegen Gary (Rory Kinnear) an, ein vorlautes Großmaul.

Die Geschichte vom typischen Verlierer ohne Selbstbewusstsein, der möglichst mit flotter Musik oder irgendwas anderem Populären zum Sieger der Herzen wird, ist in der britischen Komödie „Cuban Fury" ziemlich dick aufgetragen. Wortwörtlich: Denn der lustige dicke Bruce wird hier zudem noch auf einen Klapprad mit Mini-Rädern gesetzt und in alberne Klamotten gesteckt. So hat er zu den hochhackigen Tanzschulen seine weiten Bermuda-Shorts und ein geschmackloses Firmen-Tshirt an. Da muss jemand schon eine ganze Menge schauspielerischer Substanz haben, um nicht völlig zur Witzfigur zu werden.

Das kann man all den guten Darstellern nachsagen, halten sie sich doch ganz tapfer im arg groben Humor-Umfeld. Denn wenn es immer noch nicht komisch genug ist, kommt eine noch eine Latino-Tunte hinzu, die anstrengend klischeehaft im Film fuhrwerkt. Dieser treffsichere Stilberater steuert dem Witz des Films auch noch in eine Verwechslung bei, von seinem Kumpel wird Bruce jetzt für einen Schwulen gehalten, hahaha. Allein wenn der Humor etwas anarchisch aus der Reihe fällt, dann macht der Film tatsächlich Spaß. Aber diese Momente schauen nur kurz vorbei, genau wie Nick Frosts regelmäßiger Schauspiel-Partner Simon Pegg („The World's End", „Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis" und die herrliche Zombie-Parodie „Shaun Of The Dead"), der beim Tanzduell in der Parkgarage in einem Auto vorbeifahrt.

Auch tänzerisch stellt sich der Film selbst ein Armutszeugnis aus, weil seine Hauptfigur die wirklich schwierigen Schritte nicht selber tanzt, sondern durch einen Double realisieren lässt. Das sieht und spürt man sofort und glaubt auch ansonsten nichts mehr. Neben mäßiger Unterhaltung und maximal nettem Spaß hat dieser Film hat nur ein Gutes: Er macht Lust, „Strictly Ballroom – Die gegen alle Regel tanzen" von Baz Luhrmann noch einmal zu sehen. Oder irgend einen anderen richtigen Tanzfilm.