6.5.14

Labor Day

USA 2013 Regie: Jason Reitman mit Kate Winslet, Josh Brolin, Gattlin Griffith, Tobey Maguire 111 Min. FSK: ab 6

Ein neuer Film von Jason Reitman - das macht sehr neugierig! Denn der Regisseur von „Juno" (2007) konnte auch mit den Nachfolgern „Up In The Air" und „Young Adult" Interessantes zeigen. Nun gelingt ihm mit Kate Winslet und Josh Brolin ein vielfältig spannender und ungewöhnlich erotischer Liebesfilm.

Der 13-jährige Henry (Gattlin Griffith) muss sich früh, zu früh um seine psychisch labile Mutter kümmern, nachdem der Vater die Familie verlassen hat. So ist es auch er und nicht die immer abwesende Adele (Kate Winslet), der sich im Supermarkt von stillem Druck zwingen lässt, einen verletzten Mann mit nach Hause zu nehmen. Der entflohene und verletzte Sträfling Frank (Josh Brolin) sucht ein Versteck, bevor er mit der Zuglinie, nicht fern vom Haus, weiter fliehen kann. Aber schnell entwickelt sich eine besondere Beziehung zwischen dem Trio. Sehr sanft fesselt Frank Adele - nur für den Eindruck, falls jemand sie erwischt, und füttert sie fast liebevoll. Und in einer Dorfgemeinschaft, in der jeder jeden kennt, stehen dauernd Nachbarn sehr fürsorglich an der Haustür.

Knisternde Spannung erfüllt diesen „Labor Day" nicht nur, weil draußen die Polizei patrouilliert. Auch die Atmosphäre zwischen den beiden Erwachsenen ist aufgeladen. Und für Henry, der immer der Beobachter und Erzähler ist, gibt es plötzlich einen besseren Vater, der mit ihm Baseball spielt. Zudem kümmert Frank sich ums Haus, repariert das Auto, macht ein sehr leckeres Frühstück, putzt und räumt auf. Die ungewöhnliche Situation zieht sich hin, weil es das Labor Day-Wochenende ist und deshalb keine Züge fahren. Doch schließlich bittet Adele ihn sogar zu bleiben. Und bringt ihm das Tanzen bei.

Adele lebt sichtbar auf. Auch wenn die Umarmungen beim Baseball spielen und Teig kneten fast schon kitschig sind, so eine erotische Lektion in Sachen (Teig) kneten, hat man seit „Ghost - Nachricht von Sam" nicht mehr gesehen. Auch wenn die heimliche Familie im idyllischen, weich gezeichneten Bild Pfirsich-Kuchen backt, jedes Mal, wenn ein Messer ins Bild kommt, droht auch Gefahr. Und die Frage, ob der zu 18 Jahren Haft verurteilte Mörder wirklich so ein guter Mensch sein kann.

Bereits der Titel „Labor Day" ist eine Zeitangabe und die geheime Zutat dieser der wunderbaren Liebesgeschichte ist Zeit. Schon beim Vorspann fahren wir sehr lange durch eine ländliche Umgebung in die Stimmung des Jahres 1987. Dann lässt Regisseur Reitman dem Zuschauer viel Zeit, sich in die Psyche des Zuschauers Henrys hinein zu versetzen, der sehr erwachsen mit aufkeimender Eifersucht umgeht. In zuerst rätselhaften Rückblenden wird gezeigt, was Frank zum Mörder machte. Und schließlich, rührend und erschütternd, die ausführliche Schilderung von Adeles furchtbarem Leiden an einer Fehlgeburt. Zur Krönung dieses Meisterwerks anders knisternder Gefühle gibt es eine Liebeserklärung: „Ich würde 20 Jahre verbüßen, nur um noch mal 3 Tage mit dir zu verbringen!"

Selbstverständlich kann dieser großartige Film nur mit Kate Winslet gelingen, die sich wieder extrem ungeschminkt zeigt, vor allem am Anfang mit unfassbar müdem Gesicht. Auch Josh Brolin ist mit der Sanftheit und Härte, die auch seine breit gefächerte Filmografie („Oldboy", „True Grit", „Milk") wiederspiegelt, eine Idealbesetzung. Und der junge Gattlin Griffith eine Entdeckung. Die war Jason Reitman noch bei „Juno", mittlerweile kann man ihn bei den ganz Großen einordnen.