14.5.14

Grace of Monaco

Frankreich 2014 Regie: Olivier Dahan mit Nicole Kidman, Tim Roth, Frank Langella, Paz Vega, Parker Posey 102 Min.

Welch eine tragische Geschichte: Da will ein englischsprachiges Mädchen Prinzessin in der alten Adelsfamilie Monacos spielen. Die Tragödie trägt nicht den Namen Grace Kelly, sondern Nicole Kidman, deren Spiel den Film „Grace of Monaco" endgültig scheitern lässt. Olivier Dahan („La vie en rose", „Die purpurnen Flüsse 2") dekoriert das Skript von Autor Arash Amel wie für ein Glamourmagazin oder eine glänzende Familien-Chronik. Dieses Filmmärchen wird ohne Gnade durchfallen.

Doppelbödig wie die Geschichte einer erfolgreichen Schauspielerin, die im richtigen Leben Prinzessin spielt, beginnt auch der Film „Grace of Monaco": Die düstere Ereignisse vorausdeutende Fahrt über enge Straßen erweist sich als Leinwand im Hintergrund von Filmaufnahmen. Grace Kelly (Nicole Kidman), der Star von „Zwölf Uhr Mittags", von Hitchcocks „Das Fenster zum Hof" und „Über den Dächern von Nizza", hat eine Szene ihres letzten Films beendet. Zeitlupe und ein trauriger Klang auf der Tonspur begleiten sie in ihre Garderobe. Es ist 1956, die Hochzeit mit Fürst Rainier von Monaco steht bevor. 1961 ist die Traumhochzeit eine Film-Erinnerung in Schwarzweiß, zwei Kinder spielen bereits im Palast und eine Krise baut sich vor den Grenzen des Zwergstaates auf: Der französische Präsident Charles de Gaulle fordert Abgaben von der Steueroase und droht mit einer unfreundlichen Übernahme. Der Algerienkrieg läuft gerade nicht gut, der Kolonialist braucht Geld und einen Nebenkriegsschauplatz.

Fürst Rainier III. (Tim Roth) kämpft um sein kleines Reich, hat keine Zeit für die unterforderte Frau an seiner Seite und schwankt unter Einfluss eines grob pöbelnden Onassis zwischen liebendem Ehemann und herrischem Patriarchen. Die noch immer nicht zugerichtete Amerikanerin mischt sich in politische Gespräche ein, das Gerücht eines neuen Films mit Hitchcock verschlechtert das schon nicht berauschende Image der Fürstin noch mehr. „Hitch" will seine „Gracie" für den die Rolle einer frigiden Kleptomanin in „Marnie" haben. „So ein unbekannter Schotte" ist für die männliche Hauptrolle eingeplant. Wut und Raserei im Auto der zur Untätigkeit Verdammten führen noch nicht zum Absturz - den Unfall-Tod in dem reichlich gezeigten und voll ausgefahrenen Porsche lässt der Film aus. Stattdessen gibt es Gespräche mit einem vom Vatikan instruierten Priester (Frank Langella), eine Hofintrige mit der Schwägerin, Reiten mit der Callas und zu viele Großaufnahmen einer überforderten Hauptdarstellerin bis zur finalen Heiligsprechung.

„Wieso muss alles so kompliziert sein", klagt Kelly. Oder ist es Kidman? Viel Einsamkeit und Verzweiflung wird behauptet, nicht gefühlt, bevor sich der Neuzugang am Hofe mit einem Publicity-Stunt nach einer bekannten Drehbuch-Formel als würdig und untertänige Ehefrau erweist. Leider erweist sich Nicole Kidman nicht als würdig und fähig, Glanz und Grazie der Grace Kelly auf die Leinwand zu bringen. Im Reigen der ausgestellten Posen und Kostüme zeigen sich die begrenzten Möglichkeiten der Australierin, nerven ihre bekannten Manierismen besonders stark. Der Film hangelt sich am Countdown einer Bedrohung - siehe die Filme zur Kubakrise - entlang. Ein paar gute Sätze, wenige Scherzchen lockern die zähe, niemals packende Entwicklung nicht auf. Dieses High Society-Märchen fällt sogar schlechter aus, als das letzte Diana-Debakel von Oliver Hirschbiegel. Da sollte man sich lieber einen Film mit der echten Grace Kelly ansehen!