USA, Japan 2014 Regie: Gareth Edwards mit Aaron Taylor-Johnson,
Ken Watanabe, Elizabeth Olsen, Juliette Binoche, Sally Hawkins, David
Strathairn 123 Min. FSK: ab 12
AKW - nein danke! Und: Godzilla - gut! Das Öko-Monster
Godzilla sorgt in seinem neuesten Filmauftritt für das Gleichgewicht der Natur
und der Film für regenerative Energie aus millionenfachem Kopfschütteln. Das
völlig unglaubwürdig zusammengeschusterte Familien-Filmchen von
„Monsters-Regisseur“ Gareth Edwards enttäuscht nach Roland Emmerichs
Action-Godzilla von 1998 in jeder Hinsicht.
Der Atom-Test am Bikini-Atoll war eigentlich der erste
Versuch, Godzilla zu vernichten. Und eine vermeintliche Kernschmelze im
japanischen Reaktor 1999 nur die seitdem geheimgehaltene Zwischenmahlzeit der
neuen Ur-Kreatur Muto ("Massive Unidentified Terrestrial Organism"),
die sich von Radioaktivität ernährt. Nach 15 Jahren entpuppt sie sich wieder,
verursacht schwere Erdbeben in Tokio und will sich mit einem Weibchen an der
Westküste der USA treffen. Aber irgendwie hat Godzilla was dagegen und taucht
aus den Tiefen des Ozeans zu einem Kampf der Titanen in der Bucht von San
Francisco auf.
Das eigentliche Monster dieses Films heißt jedoch
„Familienrettung“. So präsent ist das verfehlte Thema, dass die titelgebenden
Kreaturen eindeutig zu kurz kommen. Denn in den zerstörerischen Fußstapfen der
Trash-Ikonen aus japanischer Nachkriegsfantasie rennt die Familie Brody herum
und sucht Zusammenhalt: Papa Joe (Bryan Cranston) versuchte einst als
Kerntechniker, ein AKW Minuten vor dem Erdbeben abzuschalten (obwohl jeder
weiß, das dauert Wochen oder Monate). Dann erlebte er, wie seine Frau (Juliette
Binoche mit absurdem Kurz-Auftritt) hinter einer Schiebetür, die tatsächlich
vor einer Kernschmelze schützen soll, starb. Der vernachlässigte Sohn Ford
(Aaron Taylor-Johnson) kümmert sich fortan besser um seinen Nachfahren und
landet in unlogischen, schlecht begründeten oder haarsträubenden Wendungen
immer wieder im Zentrum das Geschehens.
Die Godzilla-Filmgeschichte besteht größtenteils aus B- und
trashigen Movies. Wenn die Amis wie im Film die Führung übernehmen, wird es
kritisch. Schon der Versuch, ein großes Popcorn-Filmchen daraus zu machen, war
riskant, gelang Roland Emmerich aber sehr laut und unterhaltsam. Jetzt wird
ernst gemacht, bis hin zum verständnisvollen Blick von einem Retter zum
anderen. Wobei einer circa 1,80 und der andere eher 180 Meter groß ist. Noch so
ein Moment, der „Godzilla“ zum heißen Kandidaten auf den schlechtesten Film des
Jahres macht.
Bei zwei langen Stunden gibt es tatsächlich nur zwei bis
drei raffinierte Momente und Wendungen. Ansonsten wiederholt der Film seine
wenigen Ideen immer wieder - diese Filmsprache stottert sprachbehindert vor
sich hin. Beispiel: Dauernd werden Türen geöffnet, hinter denen sich nichts
mehr als eine weite Aussicht befindet. Ein Gag, der beim zweiten Mal schon
langweilt. Und wenn dann noch Soldaten zum Atommüll-Lager in die Wüste Nevada
fliegen, durch Gänge rennen und in jede Kammer schauen, bevor der Raum mit dem
zweiten Muto leer und nach außen offen gefunden wird, verpufft wieder viel Aufwand
in einer lahmen Pointe. Dass man den riesigen Krater in Sekunden aus der Luft
hätte sehen müssen, gehört ins große Kapitel der noch größerer Peinlichkeiten.
Tagelang lassen sich Militärs von elektromagnetischen
Impulsen überraschen, sodass immer wieder Flieger wie Fliegen effektiv vom
Himmel fallen. Das wissenschaftliche Blabla ist weder überzeugend noch
beeindruckend. Die immer gleich eingeführten Auftritte und die heiß erwarteten
Kampfszenen der Urzeitviecher verschwinden zusätzlich im Dunkeln eines kaum
notwendigen 3D.
Positiv bemerkenswert sind nur ein paar Ellipsen - so wird
die Zerstörung von Las Vegas in einem Schnitt ausgespart. Das Muto ist einfach
durchmarschiert auf dem Weg zur Hochzeit anderswo. Und eine Szene, in der
Fallschirmjäger zu sphärischer Musik wie Sternschnuppen in den Rauch der
zerstörten Stadt fallen. Der Kampf zwischen Godzilla und Mothra saust im Nebel
vorbei - so hätte ein interessanter Film ausgesehen. So war „Monsters“
durchgehend, doch hier ist weder dessen Regisseur Gareth Edwards noch das
Godzilla-Genre wieder zu erkennen
✍