11.5.14

Fascinating India 3D

BRD 2013 Regie: Simon Busch 91 Min. FSK: ab 0

Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, aber auch nicht wirklich hinein: Denn der optisch faszinierende Film „Fascinating India 3D" beginnt mit den ersten Bildern zu belehren und hört dann nicht mehr damit auf. Ohne dass man es nach dem Sehen des Films noch wüsste, geht es über viele Stationen durch die Geschichte des riesigen Landes: Der Tempelbezirk von Ranakpur, mit einem Lingam als Heiligtum und haufenweise erotischer Darstellungen als Fries des Gebäudes. Das Taj Mahal (in drei Sätzen), Jaipur, die rosafarbene Stadt im Norden mit dem berühmten „Palast der Winde", Udaipur, mit seinem idyllischen Lustschloss mitten im See, Jodhpur, die blaue Stadt der Brahmanen und die Festung Mehrangarh, eine Enklave von unfassbarem Luxus. Und so eindrucksvoll weiter und so beliebig, weil es keine Geschichte gibt, die man sich dazu merken könnte. Während auch für das 3D enorm viel Aufwand getrieben wurde, kam niemand auf den Gedanken, die Flut der Eindrücke mit einer hilfreichen Erzählung zu ordnen und das eintönige Wissens-Gebrabbel zu akzentuieren. Auch der monotone Erzählton macht es einem schwer, nicht hämisch los zu spotten. Gibt es noch kein 3D für Stimmen?

„Fascinating India 3D" ist nur wirklich wunderbar in den wenigen Momenten, in denen der Erzähler einfach mal den Mund hält. Kurze Momente. Zudem: Der Schlangenbeschwörer vor imposantem Schloss in Hintergrund ... das bleibt ein Klischee, auch wenn es bislang selten so bildgewaltig, mit derartiger Tiefe und Schärfe daher kam. Und so fällt eigentlich fast jede Szene auseinander: Sehr eindrucksvolle, gestochen scharfe und hochauflösend detaillierte Bilder, atemberaubende Raumtiefen, dazu ziemlich banale Begleiterscheinungen, die einem den Genuss verderben. Wenn man nicht schon vom Gebrabbel - nicht von Brahmanen - sanft entschlummert ist.

Man muss jetzt nicht mal der „Megacities" (1998), des „Workingman's Death" (2005) des vor zwei Wochen verstorbenen österreichischen Regisseurs Michael Glawogger gedenken, um zudem festzustellen, dass so gut wie nicht hinter die Fassaden und in die Leben der Menschen hineingeblickt wird. Kein Kolonialismus, nichts von Heute. Für Letzteres eignet sich eine kleine Handkamera dann doch besser, als ein aufwändiger Fänger pompöser Bilder.