21.5.14

Cannes 2014: Salt of the Earth / Juliano Ribeiro Salgado, Wim Wenders

Durch die Hölle ins Paradies führt „Salt of the Earth", die Lebensgeschichte des berühmten Fotografen Sebastião Salgado. Sein Sohn Juliano Ribeiro Salgado begleitete ihn mit der Filmkamera rund um die Welt bei der Erstellung einiger seiner eindrucksvollen Bildbände. Später kam Wim Wenders als Ko-Regisseur hinzu und es entstand der bislang bewegendste Film von Cannes 2014: Wie der brasilianische Bildkünstler in seinen Bänden „Workers - Arbeiter", „Migranten" oder „Afrika" die Flüchtlingsströme von Ruanda, der Verhungernden der Sahel-Zone, die zigtausenden Arbeiter in einer brasilianischen Goldmine in seinen Fotos wiedergibt, ist atemberaubend, tief berührend und erschütternd. Der Film besteht über lange Strecken aus Schwarzweiß-Fotos, deren Entstehen Sebastião Salgado selbst kommentiert. Trotzdem kämpften im ganzen Kino die Zuschauer mit den Tränen angesichts von Unmenschlichkeiten, die nicht auf Naturkatastrophen sondern nur auf ungerechte Verteilung zurückzuführen sind, angesichts des Ausmaßes von Massakern denen Hunderttausende zum Opfer fielen. „Salt of the Earth" ist aber auch die wundersame Wendung im Leben des Fotografen, den seine Erfahrungen krank gemacht haben: Auf der Farm seiner Familie begannt er mit seiner Frau, die alle Fotobände mit gestaltet hat, riesige Flächen vernichteten Regenwaldes wieder aufzuforsten. In Reflektion zu seinem letzten Bildband „Genesis", der unversehrte Schönheit der Erde zeigt, ein kleines Paradies.
Für Wim Wenders, der in Cannes besonders extravagant mit Schwalbenschwanz und hochkragigem Hemd auftrat, gab es gestern eine zusätzliche Vorführung von „Paris, Texas", der Film, mit dem er vor exakt 30 Jahren die Goldene Palme gewann. „Salt of the Earth" wird im Herbst 2014 in die deutschen Kinos kommen. (ghj)