16.5.14

Cannes 2014: The Captive / Atom Egoyan

Atom Egoyan, dessen Figuren früher oft auf der Suche nach der verlorenen Heimat Armenien waren, schickt jetzt im Wettbewerbs-Thriller „The Captive" die Stars Ryan Reynolds, Scott Speedman und Rosario Dawson auf die Suche nach dem Mädchen Cassandra, dass vor acht Jahren verschwand. Der kanadische Regisseur mit armenischen Wurzeln erzählt von doppelter Entführung und Ehedrama mit sehr viel Spannung und großen Emotionen. Das jedoch - wie schon in früheren Filmen - auf zahlreichen Monitoren im Bild genial doppelbödig. Ein charismatisch wahnsinniger Schurke (Kevin Durand aus „Lost") hält sich für die Königin der Nacht und das Mädchen für einen mächtigen Ring von Kindesentführern gefangen. Doch die „Monster" wollen nichts Sexuelles, sie wollen die Gefühle der Opfer und ihrer Angehörigen. Deshalb findet die Mutter nach Jahren immer wieder scheinbar zufällig Gegenstände der Verschwundenen, während sie in diesen Momenten heimlich gefilmt wird. So bedarf es nicht der Erwähnung eines Polizisten, dass dies ja alles stark an eine TV-Show erinnert und wohl für Abonnenten inszeniert wird. Und schon steht die Frage im prall von Emotionen gefüllten Kino-Raum, wer eigentlich für unsere voyeuristische Lust an den Gefühlen anderer bezahlt.